Die Austria verlängert Salzburgs Krise

Die Wende: Der Ex-Salzburger Marco Meilinger gleicht mit einem schönen Schuss für die Austria zum zwischenzeitlichen 1:1 aus. Am Ende siegten die Wiener mit 3:2.
Die Wiener feiern in der Red-Bull-Arena den zweiten Saisonsieg. Der Meister ist nun schon fünf Partien sieglos.

Vor sechs Jahren hatten Adi Hütter und Gerald Baumgartner noch zusammen bei den Salzburg Juniors gearbeitet. Am Sonntag sorgte der damalige Co-Trainer dafür, dass sein Ex-Chef sich noch größere Probleme hat, als er sowieso schon hatte: Baumgartner und die Austria feierten nach der besten Saisonleistung einen 3:2-Erfolg bei Hütters Salzburgern, die nicht nur schon fünf Spiele in Serie sieglos sind, sondern erstmals in der fast zehnjährigen Ära Red Bull drei Meisterschaftsspiele in Serie verloren haben.

Salzburg-Coach Hütter hatte angekündigt, nach dem intensiven Spiel gegen Celtic den einen oder anderen Spieler zu schonen. Jene, für die er Bundesliga-tauglichen Ersatz hat, saßen auf der Bank. Leitgeb, Ilsanker und Sabitzer wurden von Keita, Lazaro und Bruno ersetzt. Alle drei sollten allerdings erneut einiges schuldig bleiben.

Auch Austria-Trainer Baumgartner veränderte seine Startelf im Vergleich zum ersten Ligasieg gegen Ried (3:1) – gezwungenermaßen. Rotpuller ersetzte den erkrankten Ramsebner, De Paula den verletzten Royer. Besonders der Spanier sollte eine überzeugende Leistung zeigen, vielleicht sogar die beste im Dress der Wiener.

Es war ein ein ansehnlicher Start in den Sonntag-Schlager, der aufgrund der momentanen Tabellenpositionen (Zweiter gegen Achter) streng genommen gar keiner war. Salzburg machte von Beginn erwartungsgemäß das Spiel, aber auch die Austria versteckte sich keineswegs, versuchte so schnell wie möglich den weiten Weg in den gegnerischen Strafraum zu bewältigen. In Tornähe kamen beide Teams, einem Tor näher kam zunächst Salzburg: Ulmer prüfte Keeper Lindner (13.), Alan schoss den vor der Torlinie stehenden Shikov an (19.).

Doch das 1:0, das die Salzburger schon seit einem Monat und vier sieglose Spiele in Serie nicht mehr erzielt hatten, wollte nicht fallen, obwohl die immer passiver agierende Austria die Kompaktheit verloren hatte. Bis Alan der Genieblitz traf, obwohl dunkle Gewitterwolken an der Red-Bull-Arena vorbei gezogen war: Der Brasilianer schoss knallhart unter die Latte – 1:0 (31.).

Sicherheit gab die Führung den Salzburgern aber keine, im Gegenteil: Die Defensive wurde in kollektiven Tiefschlaf versetzt. Zwei Minuten nach dem 1:0 schoss Damari nach einem Hinteregger-Katastrophenfehlpass knapp vorbei. Ein Ex-Salzburger zielte genauer: Meilinger nützte die Passivität von Hinteregger und Ulmer, traf mit einem platzierten Schuss zum 1:1 (35.).

Leichtes Spiel

Die Fehlerorgie der Salzburger ging weiter: Nach einem Grünwald-Stanglpass musste De Paula den Ball nur mehr ins leere Tor schieben – 1:2 (38.). Davor war Hinteregger an der Outlinie bei einem entscheidenden Zweikampf zu spät gekommen, Innenverteidiger-Kollege Ramalho hatte dazu im Zentrum mit schlechtem Stellungsspiel eine mögliche aktive Abseitsstellung des Vorlagengebers verhindert.

Die cleveren Wiener hatten – ohne großen Aufwand – das Spiel noch in der ersten Hälfte gedreht, in dem sie die Geschenke des Meisters dankend angenommen hatten.

Und auch nach der Pause war Salzburg in Spendierlaune: Der inferiore, bereits verwarnte Hinteregger beging in der gegnerischen Hälfte ein dämliches Foul an Meilinger, sah zum zweiten Mal die Gelbe Karte und deshalb auch die Rote Karte (48.).

Dem guten Spiel schadete der Ausschluss: Salzburg konnte nicht mehr, die Austria wollte nicht mehr. Und wurde für die unverständliche Passivität durch einen plötzlich effizienten Meister bestraft, der die erste Torchance in Unterzahl ausnützte: Flanke des eingewechselten Dänen Ankersen, Alan - momentan der einzige Salzburger in Normalform - traf ungehindert per Kopf zum 2:2-Ausgleichstor (68.).

Danach gewann die Partie wieder an Klasse. Zunächst ließen Sabitzer (für Salzburg) und Damari (für Austria) je eine Chance auf die neuerliche Führung aus, die Spieler dieser Klasse eigentlich verwerten sollten.

Doch Austrias israelischer Stürmer bekam noch eine Möglichkeit, weil Salzburgs Defensive derzeit nicht nur die Champions-League-, sondern sogar die Bundesliga-Tauglichkeit fehlt: Damari lässt zunächst Ankersen stehen, dann Ramalho aussteigen und verwertet seine dritte tolle Chance – 2:3 (86.).

Die Austria ist nach dem ersten Auswärtssieg in der Liga nach sechs erfolglosen Versuchen nun Siebenter. Salzburg bleibt zwar Zweiter, ist aber das schwächste Bundesliga-Team der vergangenen drei Runden.

Salzburg, Red Bull Arena, 13.210, SR Schüttengruber

Tore:
1:0 (31.) Alan
1:1 (34.) Meilinger
1:2 (38.) De Paula
2:2 (68.) Alan
2:3 (86.) Damari

Salzburg: Gulacsi - Schwegler (46. Ankersen), Ramalho, Hinteregger, Ulmer - Lazaro (55. Ilsanker), Kampl, Keita, Bruno (63. Sabitzer) - Alan, Soriano

Austria: Lindner - Stryger Larsen, Shikov, Rotpuller, Suttner - Holland, Mader - De Paula (68. Kamara), A. Grünwald (90. M. Leitgeb), Meilinger - Damari (93. Harrer)

Gelb-Rote Karte: Hinteregger (49., Foul)

Gelbe Karten: keine bzw. Mader, Holland

Adi Hütter (Salzburg-Trainer): "Ich sehe die Verunsicherung als Hauptgrund für die Negativserie. Wir haben wie aus der Pistole geschossen begonnen, mit dem Ausgleich war die Verunsicherung aber wieder da. Wenn man so verteidigt wie wir, dann hat man den Sieg und die Tabellenführung nicht verdient. Solche Gegentore gehören analysiert und abgestellt.

Wenn man bei so einem Verein wie Red Bull Salzburg fünf Spiele nicht gewinnt, dann wird die Kritik groß. Das ist normal und auch verständlich. Ich versuche so zu arbeiten, dass wir in die richtige Spur kommen."

Ralf Rangnick (Red-Bull-Sportdirektor): "Wenn du zu Hause drei Gegentore zulässt und dem Gegner zwei, drei weitere Hochkaräter genehmigst, dann verlierst du eben. Für mich drückt der Schuh beim Spiel gegen den Ball. Wir spielen nicht mehr so konsequent gegen den Ball wie vor drei, vier Wochen, geschweige denn wie in der vergangenen Saison. Beim Gegentor zum 2:3 haben wir uns fast laienhaft verhalten.

Es geht nicht in erster Linie um den Trainer, es geht um die Mannschaft und den Verein. Wir müssen schauen, dass wir an den richtigen Stellschrauben drehen und wieder Ligaspiele gewinnen. Natürlich ist das auch für den Adi eine alles andere als zufriedenstellende Situation. Aber ich bin davon überzeugt, dass das der Adi hinbekommt."

Gerald Baumgartner (Austria-Trainer): "Ich weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann. Es ist jetzt sicher nicht alles gut bei uns, aber wir haben uns diese beiden Siege hart erarbeitet. Bei meinem Ausschluss war ich der Meinung, dass der Ball sicher nicht im Out war. Zum Fußball gehören Emotionen, aber das war sicher nicht richtig von mir. Ich möchte mich dafür entschuldigen."

Kommentare