Mit einem 1:0-Erfolg gegen den SCR Altach verabschiedete Vizemeister Sturm Graz sich selbst und die Bundesliga in die Winterpause. Die Grazer bleiben damit Tabellenführer Salzburg auf den Fersen, das sich mit einem 1:0-Sieg bei Rapid die Winterkrone aufsetzte.
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Nach 17 gespielten Runden geht es vor allem im Mittelfeld der Tabelle heiß her: Fünf Teams liegen nur durch fünf Punkte getrennt auf den Positionen vier bis acht und kämpfen noch um die begehrten Plätze in der Meistergruppe.
Aber welche Teams konnten bislang tatsächlich überzeugen? Wer stürzte nicht nur punktetechnisch ab? Und was ist von den Leistungen der beiden Großklubs Rapid und Austria zu halten? Die Wiener führen die "falschen" Tabellen an.
Der KURIER hat einen Blick auf die Zahlen und Daten der Herbstsaison geworfen und zieht eine erste Bilanz:
Rapid gab die meisten Schüsse ab (287), hatte die höchste Schussgenauigkeit (54 % aufs Tor), hatte den höchsten Wert an Expected Goals (36,8; für 30 Tore) und ließ die wenigsten Schüsse zu (171). „Nur“ die Ergebnisse stimmten nicht.
Bereits in der letzten Saison konnte Sturm Graz lange mit Serienmeister Salzburg mithalten, heuer könnte es ähnlich spannend bleiben. Das Duo geht mit zwei Punkten Abstand in die Winterpause, Das Team von Trainer Christian llzer konnte heuer immerhin bereits fünf Spieltage von der Tabellenspitze lachen, der kurzzeitige Vorsprung von vier Punkten in Runde elf schmolz nach zwei Niederlagen am Stück aber rasch wieder dahin.
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Ein ähnliches Hin und Her lieferten sich Hartberg und Klagenfurt, sowie Rapid und der WAC. Erst relativ spät auf Touren kam hingegen die Wiener Austria, die nach mageren sechs Zählern aus den ersten neun Spielen doch noch auf den Geschmack kam und 15 Punkte aus acht Spielen nachlegte. Auch Aufsteiger Blau-Weiß Linz benötigte etwas Zeit, um in der Bundesliga anzukommen.
Historisch schlecht
So spannend es an der Spitze und im Mittelfeld ist und werden könnte, so klar beantwortet sich derzeit die Frage nach dem Abstiegskandidaten Nummer eins: Austria Lustenau ist nach 17 Spieltagen noch sieglos und liegt mit drei Punkten abgeschlagen am Tabellenende.
Markus Mader war dann auch Mitte November der erste Trainer, der gehen musste. Unter Interims-Coach Alexander Schneider änderte sich allerdings wenig. So schlecht wie die Lustenauer performte in diesem Jahrtausend kein anderes Tabellenschlusslicht. Zuletzt war es Vorwärts Steyr in der Saison 1995/96, das nach 17 Runden ebenfalls bloß drei Unentschieden erspielt hatte. Kein gutes Omen für Lustenau: Steyr stieg am Ende der Saison mit sechs Punkten sang- und klanglos ab.
Sechs Ausschlüsse in der Bundesliga, ein Mal Rot für den Co-Trainer plus ein Platzverweis im Europacup – diese Rotflut geht in die Austria-Geschichte ein. Marvin Martins sah zwei Mal Rot, Lucas Galvao zwei Mal Gelb-rot. Auch Matthias Braunöder (Rot) und James Holland (Gelb-rot) mussten gehen. Dazu kommen Assistent Ahmet Koc (Rot) und ein Europacup-Ausschluss von Aleksandar Jukic.
Übrigens: Die Austria-Spieler wurden im Schnitt auch am öftesten gefoult.
Das Team der bisherigen Saison sind eindeutig die Hartberger. In der letzten Saison waren die Steirer noch fast bis zum Ende in den Kampf um den Klassenerhalt verwickelt, diesmal hat man den Platz in der Meistergruppe so gut wie sicher. Im Vergleich zum Vorjahr (14 Punkte nach 17 Spielen) konnte man unter Trainer Markus Schopp seine Ausbeute mehr als verdoppeln. Der WAC und Klagenfurt konnten ebenfalls zulegen.
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Ganz anders die Lage im Westen des Landes: Altach verbesserte sich zwar auf niedrigem Niveau leicht, Lustenau und WSG Tirol mussten aber einen deutlichen Absturz hinnehmen. Lustenau büßte 15 Zähler im Vergleich zur Vorsaison ein, die Tiroler sogar 16. Das Team von Langzeittrainer Thomas Silberberger konnte sich immerhin mit einem Erfolgserlebnis und 2:1-Erfolg bei BW Linz in die Winterpause verabschieden.
Von einem „Chancenwucher“ und mangelnder Effizienz seiner Mannschaft sprach Sturm-Trainer Christian Ilzer nach dem 1:0-Sieg gegen Altach. Gegen die Vorarlberger war es tatsächlich so. In Summe ist das im Herbst ganz anders: Sturm hat nur die fünftmeisten Chancen herausgespielt, für exakt 24,8 erwartbare Tore (zwölf weniger als Rapid) – aber damit tatsächlich 28 Treffer bejubelt.
Zwar hat Salzburg mit 34 Toren wieder einmal die meisten Treffer vorzuweisen, im Vergleich zu den letzten Jahren musste der Serienmeister aber Einbußen hinnehmen. Dahinter nimmt Rapid Platz zwei ein. Der Stadtrivale aus Wien, die Austria, weist hingegen Offensiv-Schwächen auf, kommt auf lediglich 16 Treffer in 17 Spielen. Das Schlusslicht, sowohl bei den Toren als auch Gegentreffern, ist - wenig überraschend - Lustenau.
Erstmals warten auf Trainer Sperren nach der fünften gelben Karte. Knapp davor stehen Christian Ilzer (Sturm) und Joachim Standfest (Altach) mit je vier Verwarnungen. Bereits zwei Mal gesperrt nach Roten Karten waren Manfred Schmid (WAC ) und der frühere Rapid-Co-Trainer Thomas Hickersberger.
In der Champions League oft Außenseiter, haben die Salzburger in der Liga am öftesten den Ball. So auch diesen Herbst: Mit 59 Prozent Ballbesitz hatte der Meister den höchsten Anteil im Schnitt vor Rapid (55,7), der Austria (55,2) und dem LASK (55,1). Schlusslicht in dieser Wertung ist standesgemäß der Aufsteiger. BW Linz hatte nur zu 39,5 Prozent den Ball.
Blau-Weiß Linz war ambitioniert und optimistisch in die Saison gestartet, musste aber gerade zu Beginn etwas Lehrgeld bezahlen. Mit dem ersten Saisonsieg am sechsten Spieltag gegen WSG Tirol fanden die Oberösterreicher dann aber doch langsam ihr Spiel. Und doch sind die Linzer im Vergleich der Aufsteiger der letzten Jahre nur Mittelmaß.
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Den holprigsten Start legte 2019 WSG Tirol hin, das nach 17 Runden 12 Punkte zu Buche stehen hatte. Deutlich besser lief es für Grödig 2013, die mit 28 Zählern zwischenzeitlich sogar den dritten Tabellenrang belegten.
Davon ist BW Linz weit entfernt, die Schreiblehner-Elf hat sich aber immerhin auch schon einen Vorsprung auf Schlusslicht Lustenau erarbeitet. Der allerdings bei der Punkteteilung nach 22 Runden auf sieben Zähler schrumpfen würde. Für die Vorarlberger ist die Liga-Teilung wohl derzeit der letzte Hoffnungsschimmer, den drohenden Abstieg doch noch abzuwenden.
81 Mal probiert, 81 Mal ist nichts passiert. So oft haben die Lustenauer einen Spielerwechsel vorgenommen. Der Effekt ist bekannt – null Siege. Die wenigsten aller Wechsel hat Peter Pacult mit 62 Täuschen im kleinen Klagenfurter Kader vorgenommen.
Drei Spieler schafften es, in sechs Partien in Folge im Herbst eine direkte Torbeteiligung herauszuspielen. Top-Scorer Sinan Karweina für Klagenfurt, Christoph Lang für Hartberg und Robert Zulj für den LASK.
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