Bjelica & Austria: Logisches Ende der Kurzzeit-Ehe

Aus und vorbei: Bjelicas Mission in Wien-Favoriten endete vorzeitig.
Das Scheitern der Beziehung zwischen Austria und Nenad Bjelica hat im Herbst begonnen.

Am Ende waren es die schlechten Ergebnisse, die die Austria-Führung zum Handeln gezwungen haben. Doch die Trennung von Nenad Bjelica zeichnete sich schon über Monate ab – trotz der großen Erfolge in der Champions League. Hier einige Gründe, warum Bjelica heute nicht mehr Trainer der Austria ist.

Hypothek Meistertitel Die Austria feierte den Titel, Meistermacher Peter Stöger ging nach Köln. Bjelica war nicht erste Wahl und musste von Beginn an einen Rucksack an Erwartungshaltungen mit sich schleppen. Dem wurden er und die Mannschaft nur selten gerecht.

Mentales Loch Die Mannschaft war nach dem historischen Titel mit Punkterekord mental ausgebrannt. Die Champions League wurde zur neuen Motivation, in der Meisterschaft konnte man den Schalter im Kopf nicht umlegen.

Transfer-Gerüchte Philipp Hosiner und Markus Suttner wurden von deutschen Vereinen umworben, die Transfers scheiterten jedoch. Dieses Sommertransfer-Geplänkel belastete nicht nur diese zwei Spieler, sondern auch das Umfeld.

Kein Umbruch Selbst Meistermacher Stöger wusste, dass er die Mannschaft personell verändern müsste nach dem Titelgewinn, um neuen Schwung in die Gruppe zu bringen. Die Austria-Spitze wollte nicht zu viel umkrempeln, um den Einzug in die Champions League nicht unnötig zu gefährden. Letztlich gab das gute Auftreten dem Vorstand recht.

Das System Bjelica ließ vom System etwas anders spielen als Stöger, setzte auch auf lange Bälle in die Spitze oder verlegte das Pressing ins Mittelfeld. Das bekam der Mannschaft nicht, immer wieder forderten die Spieler die Automatismen ein, was wiederum Bjelica ärgerte. Schon im September war das Verhältnis zerrüttet, fast alle Spieler liefen plötzlich ihrer Normalform hinterher. Ein Fakt, der in den Verantwortungsbereich des Trainers fällt.

Doppelbelastung Die Champions League forderte bei den Spielern körperlich, vor allem aber geistig ihren Tribut. Unter dem Europacup litten die Meisterschaft und die Trainingssteuerung. Als der Graben zwischen Trainer und Mannschaft größer wurde, wartete man vergeblich auf eine Intervention von Assistent Rene Poms. Seine Aufgabe wäre es gewesen, ausgleichend zu agieren.

Ausreden Natürlich neigen Spieler dazu, sich zu verstecken oder an anderen „abzuputzen“, wenn es in die falsche Richtung läuft. Einmal lag es an den fehlenden Automatismen, dann an der Manndeckung, dann an der Taktik. Ab sofort stehen beim neuen Coach Gager die Spieler in der Pflicht.

Der Umgang Der entscheidende Grund für das Scheitern war Bjelicas Umgang mit der Mannschaft. Der Kroate agiert im Zwischenmenschlichen direkt, ist oft in der Wortwahl unglücklich wie im Herbst nach der Derby-Niederlage, als er öffentlich Kritik übte und drastische Konsequenzen androhte. Einige Spieler merkten an, dass Bjelica das Gespür für die verschiedenen Charaktere gefehlt hätte.

Neuer Assistenz-Trainer Seit Montag steht auch der neue Assistenztrainer fest. Cem Sekerlioglu komplettiert zumindest bis Sommer das vierköpfige Trainerteam. Der 34-Jährige war bereits seit 2002 im Nachwuchs der Wiener tätig und betreute eine Vielzahl an Spielern aus dem aktuellen Bundesliga-Kader. Zuletzt fungierte er als Coach des U16-Teams.

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