Die Austria startet im Leerlauf durch

Wegweiser: Herbert Gager konnte den Spielern vermitteln, was er von ihnen verlangt.
Thomas Parits bleibt noch ein Jahr Sportvorstand, Herbert Gager ist nicht mehr Trainer.

Drei Stunden lang rauchten in der Osttribüne der Generali-Arena die Köpfe der Mitglieder von Verwaltungs- und Aufsichtsrat, ehe die Beschlüsse für einen Neubeginn bei der Austria gefasst waren. Neubeginn? Sportvorstand bleibt ein altbekanntes Gesicht, der Vertrag von Thomas Parits wurde um ein weiteres Jahr verlängert.

Vor allem, weil man bei der Trainersuche aktuell einen Sportdirektor benötigt, und auch, weil man keine Alternative im Talon hält. Präsident Wolfgang Katzian höchstpersönlich soll den Nachfolger von Parits suchen. Wird er früher als bis Sommer 2015 fündig, könnte Parits mitten in der Saison abgelöst werden.

Herbert Gager ist wie erwartet nicht mehr Trainer der Austria, soll aber im Verein gehalten werden. Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer: „Wir werden ihm in den nächsten Tagen ein Angebot vorlegen.“ Gagers Vertrag als Trainer der Amateurmannschaft läuft noch ein Jahr. Die Suche nach einem Trainer wird ab sofort gestartet, ab Dienstag will man mit möglichen Kandidaten sprechen. Im Fokus stehen unter anderen Kölns Manfred Schmid, Altachs Damir Canadi und St. Pöltens Gerald Baumgartner. Thorsten Fink hatte schon im Frühjahr sein Interesse an diesem Job bekundet, wurde aber von Parits nicht kontaktiert.

Abschied auf Raten

Die Amtstage des Thomas Parits sind dennoch gezählt, es klang am Montagabend bei der offiziellen Stellungnahme nicht danach, dass er den Vertrag bis 2015 auch erfüllen würde. Parits übernahm die sportliche Führung bei der Austria in einer kritischen Phase nach dem Ausstieg von Frank Stronach und arbeitete am Aufbau der späteren Meistermannschaft mit. Ist man ihm wohlgesonnen, könnte man ihn gar als Polier des Werks bezeichnen. Doch wo Licht, da ist auch Schatten, Parits griff bei manchen Transfers (siehe Dare Vrsic) in den oft zitierten „Gatsch“. Einige Verpflichtungen wie Hosiner oder später Ramsebner gingen einzig und allein auf das Konto von Trainer Peter Stöger.

Vor allem aber hatte Parits bei den Trainer-Bestellungen, die in seinen Verantwortungsbereich fallen, kein glückliches Händchen: In drei Jahren verfehlte man zwei Mal den Europacup, in beiden Saisonen tauschte man das Trainerpersonal aus. Wenn man Trainer an Ergebnissen misst, dann muss das für einen Sportdirektor ebenso gelten. Beide Trainer-Wechsel (von Daxbacher zu Vastic und von Bjelica zu Gager) gingen nicht auf. Peter Stöger dazwischen war ein Glücksgriff, der Parits mehr oder weniger passiert ist. Denn der Meistermacher war nicht erste Wahl, man wollte ursprünglich Franco Foda, dessen Name auch jetzt wieder rund um den Verteilerkreis schwirrt.

In den nächsten zwei bis drei Wochen möchte die alte, neue Austria-Spitze den künftigen Trainer finden.

Die Austria wirkt in letzter Zeit unvorbereitet. Weil man ad hoc keine Parits-Alternative hat, muss alles beim Alten bleiben.Die Austria hat vieles richtig gemacht in den letzten Jahren. Die richtigen Entscheidungen, wie auch immer sie zustande kamen, führten in einer finanziell schwierigen Phase die Veilchen letztlich bis zum Meistertitel und in die Champions League. Hut ab!

Aber ausgerechnet im Erfolg hat man wenig Stil bewiesen: So präsentierte man sich in Lederhosen feiernd in Salzburg, beim Einzug in die Champions League staksten die Spielerfrauen in Stöckelschuhen auf den Platz. Die Bilder passten nicht zu den Anlässen.

Nun lassen die Veilchen wieder die Köpfe hängen, die Austria tut gut daran, sich in Demut zu üben. Vergessen scheint, dass in der Meistersaison mit dem Punkterekord alles zusammenpasste und das (nötige) Glück ein verlässlicher Anspielpartner war.

Um ihren Ansprüchen gerecht zu werden, ist es vonnöten, die ausgegebene Philosophie – wofür genau steht die Austria genau? – nachhaltig umzusetzen. Vor einem Jahr schlug sich Peter Stöger als Sportdirektor und Manfred Schmid als Cheftrainer vor, die Austria wollte aber Parits der Verdienste wegen nicht in Pension schicken. Jetzt verlängert man seine Amtszeit der Stabilität wegen. Stöger ging nach Köln und machte mit dem Schritt alles richtig. Das kann die Austria seit Monaten nicht mehr von sich behaupten.

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