Beichte eines Ex-Fußballstars: "Ich schloss mich tagelang im Zimmer ein"
Seine Akte lässt sich wahrlich sehen. Alkoholexzesse, Wrestling-Einlagen sowie Schlägereien in und vor den Pubs - das alles hat sich Craig Bellamy zuschulden kommen lassen, wohlgemerkt noch während seiner aktiven Profifußballer-Karriere. Der Waliser trieb nicht nur seine Gegenspieler, sondern auch die eigenen Trainer zur Verzweiflung. Dies hatte wiederum zur Folge, dass Bellamy zu einem Fußball-Wandervogel wurde.
Der im Jahr 1979 in Cardiff zur Welt gekommene Stürmer war einer dieser Spieler, die in seiner Karriere eine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn bewältigen mussten. Heute, mit 39 Jahren, zahlt der Mann, der in seiner Karriere unter anderem auch für die englischen Großklubs Manchester City und FC Liverpool auf Torejagd ging, womöglich den Preis für seinen ausschweifenden Lebensstil.
"Unglaubliche Höhen und Tiefen"
In einem Interview mit dem TV-Sender Sky Sports sprach der 78-fache walisische Teamspieler über seine gesundheitlichen Probleme. "In den letzten drei, vier Jahren leide ich an Depressionen bzw. manischen Depressionen. Ich komme nicht weg davon. Seit drei Jahren lasse ich mich behandeln, aber das ist das erste Mal, das ich öffentlich darüber rede", erzählte Bellamy, der "unglaubliche Höhen und Tiefen" in seiner Karriere zu verdauen hatte.
Vor allem die Verletzungen machten ihn zu schaffen. "Ich habe sie nur schwer verdaut, ich fühlte mich ausgequetscht. Das war nicht das, was ich mir von der Profi-Karriere erhofft habe, ich konnte ja vor lauter Schmerzen kaum laufen", verriet der Angreifer, der 2014 einen Schlussstrich unter seine Profi-Laufbahn setzte.
Eingeschlossen
Bellamy gestand, auch während seiner aktiven Karriere mit Depressionen gekämpft zu haben. "Ich kam nach Hause und redete drei Tage lang mit niemandem. Ich hatte eine Frau, kleine Kinder, aber ich sprach nicht mit ihnen. Ich schloss mich in eines der Zimmer ein und verbrachte die Tage allein, für mich war das der einzige Weg, um mit der Depression klarzukommen", sagte der Waliser.
Einige seiner Kollegen hätten damals über ähnliche Probleme geklagt bzw. haben sie immer noch zu beklagen. "Einige Fußballer aus meiner Generation haben denselben Feind. Ich habe niemals darüber gesprochen, ich denke, das geht niemanden an. Nur wenige Menschen wussten über meine Beschwerden Bescheid, mein Privatleben wollte ich für mich und weg vom Fußball behalten", erklärte der Schütze von 81 Toren in 294 Premier-League-Matches.
Mit 23 an Karriereende gedacht
Die härteste Zeit erlebte er im Alter von 23 Jahren. Damals spielte er für Newcastle United und zog sich an beiden Knien Verletzungen zu, woraufhin er über ein Karriereende nachgedacht habe.
"Ich dachte damals: 'Das war's für mich'. Newcastle hatte viel in mich investiert und ich fühlte mich schuldig, denn ich konnte es dem Klub nicht zurückzahlen. Damals war Manchester United interessiert an mir, aber ich wusste, dass ein Wechsel dorthin nicht möglich ist", verriet Bellamy, der sich der Tatsache bewusst war, dass er es in diesem körperlichen Zustand mit den damaligen ManUnited-Spielern aufnehmen konnte. Aufatmen konnte er erst nach der Operation, die ihm die Karriere rettete.
Diese beendete er erst elf Jahre später, im Dress seines Jugendklubs Cardiff City. Bellamy arbeitet heute als Trainer, das einstige Enfant terrible coacht seit dem vergangenen Sommer das U21-Team des belgischen Spitzenklubs Anderlecht.
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