Barça-Paris: Der Elfmeter, der nie gezeigt wurde

Heikle Szene: Mascherano foulte Di Maria (85.)
Wie der spanische TV-Regisseur eine ganz wesentliche Szene unter den Teppich kehrte.

Schiedsrichter Deniz Aytekin aus Deutschland stand am Mittwochabend beim Achtelfinal-Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und Paris SG (6:1) gleich mehrmals im Fokus. Zwei der sechs Tore erzielten die Katalanen aus Elfmetern. Viele weitere Entscheidungen wurden und werden auch am Tag danach noch diskutiert.

Über eine ganz wesentliche Szene aus der 85. Minute spricht jedoch kaum jemand. Und zwar, weil nie auch nur eine einzige Zeitlupen-Einstellung davon gezeigt wurde. Als der Pariser Angel di Maria alleine mit dem Ball am Fuß vor Barça-Keeper Ter Stegen auftauchte und zum Schuss ansetzte, rutschte ihm Barcelonas Javier Mascherano ohne Chance auf den Ball von hinten in die Beine.

#DiMaria... Fácil #Mascherano Not Fail ...#Referee & #Tv... #Silence #ChampionsLeague
:-D :-D :-D pic.twitter.com/YpZgqjmld3

Sergio C. (@SerContr) 8. März 2017

In der „Totalen“ TV-Einstellung wirkte es, als würde Di Maria kläglich neben das Tor schießen. Kurz wurde noch eingeblendet, wie sich der Argentinier vor Schmerzen am Boden krümmt. Mehr aber nicht.

Geständnis

Mascherano gab nach dem Spiel in Interviews sein Foulspiel an seinem Landsmann sogar zu. „Es ist klar, dass ich Di Maria gefoult habe. Ich denke aber nicht dass wir Paris deshalb eliminiert haben.“

Darüber lässt sich streiten. Mit dem fälligen Strafstoß hätten die Gäste auf 3:2 stellen können und Barcelona hätte am Ende gar sieben Tore gebraucht.

Doch warum wurden vom TV-Produzenten nicht mehr Bilder zu der Szene ausgestrahlt, wo doch umgekehrt bei Szenen im anderen Strafraum gleich eine Handvoll Wiederholungen aus verschiedensten Kamera-Positionen gezeigt wurde?

Fakt ist, dass es bei den TV-Rechten, die von der UEFA vergeben werden, immer einen „Host-Broadcaster“ gibt, der die Übertragung produziert und dessen Bilder überall auf der Welt übernommen werden.

Die spanische Brille

Der Regisseur war in diesem Fall also ein Spanier. Thomas Trukesitz, Livesport-Verantwortlicher von Sky Österreich, meint: „Bei spanischen Regisseuren hat man schon immer wieder den Eindruck, dass sie aus dem Selbstverständnis ihrer Fußballbetrachtung die eigene Mannschaft viel wichtiger nehmen, als den Gegner. Da kann man schon einmal strittige Szenen im eigenen Strafraum vergessen.“

Bei Gastspielen österreichischer Teams in Spanien wie in den letzten Jahren etwa von Rapid oder Salzburg in Valencia oder Villarreal habe es jedenfalls vergleichbare Situationen gegeben.

Richtlinien und Vorgaben an die Broadcaster gibt es jedoch. Trukesitz: „Eine Grundregel ist, während des laufenden Spiels keine Wiederholungen zu zeigen.“

Das heißt aber nicht, dass sie nicht nachgereicht werden sollten. Gelegenheit dazu war jedenfalls da. Gleich eine Minute später war die Partie bei einem Eckball auf der anderen Seite rund 20 Sekunden unterbrochen.

SPANIEN:

Marca: "Über dieses Spiel, das das Camp Nou am 8. März 2017 erlebt hat, wird man noch viel reden. Zufall oder nicht, Barca hat genau das gemacht, was seinen Trainer während seiner gesamten Fußballerkarriere charakterisiert hatte: Laufen und glauben, glauben und laufen bis zum letzten Atemzug."

Sport: "Barca geht ein weiteres Mal in die Geschichte des internationalen Fußballs ein. Die beste Generation von Spielern, die wir je gesehen haben, hat gestern eine der schönsten, emotionsgeladendsten und elektrisierendsten Seiten aller europäischen Wettbewerbe geschrieben."

El Mundo: "Die Fans weinten. Luis Enrique lief desorientiert und mit geballten Fäusten über das Feld. Und Sergi Roberto? Er war der unfassbare Held."

La Vanguardia: "Barca vollbringt das Wunder. (...) Es handelt sich um die beste Mannschaft in diesem Sport im 21. Jahrhundert. Sie hat Kraft aus ihrem Glauben gezogen, wie es das zuvor auf einem Fußballfeld noch nicht gegeben hatte."

FRANKREICH:

Le Figaro: "Paris Saint-Germain hat alles verdorben. (...) Die Pariser wurden in Barcelona erniedrigt."

Le Parisien: "Paris hat in der Champions League Geschichte geschrieben. Auf seine Kosten."

L'Equipe: "Unbeschreiblich. Ein historischer Schiffbruch."

GROSSBRITANNIEN:

Guardian: "Barcelona ist da, wo es in den vergangenen zehn Jahren immer war: im Viertelfinale der Champions League. Aber sie sind auf eine Weise dorthin gekommen, wie nie zuvor. Nicht ein Comeback, sondern zwei. Tot, auferstanden, tot, auferstanden - und irgendwie stehen sie immer noch."

Independent: "Unglaublich, lächerlich und historisch. Es gibt keinen anderen Weg, dieses bemerkenswerte Spiel zu beschreiben, das eines der großartigsten in der Geschichte der Champions League sein könnte. Mit Sicherheit war es das großartigste Comeback, das die Champions League je gesehen hat."

ITALIEN:

Gazzetta dello Sport: "Barca - vollkommen verrückt. Bis zum 8. März 2017 war der Fußball eine Sache, die jetzt veraltet ist. Die Grenze des Unmöglichen hat sich nach hinten verschoben. Am Rande des Abgrunds konnte einzig Barca ein solch episches Unternehmen gelingen."

La Repubblica: "Das Unmögliche ist möglich. Es ist passiert, es ist Fußball, es ist Barca-PSG, in den letzten sieben Minuten. Ein Film, die Aufholjagd. Nicht Luis Enrique, nicht Hitchcock, nicht der irrsinnigste Fußballfan hätte sich das ausdenken könne, was im Camp Nou von der 88. Minute an zu sehen war."

DEUTSCHLAND:

Bild: "Barcelona schafft das Wunder. Es ist wirklich passiert! Der FC Barcelona versetzt Berge. Messi & Co. gelingt das, was zuvor noch kein Team in der Champions League schaffte."

Kommentare