Ballacks Fußballleben: Veni, Vidi, Vize

Ballacks Fußballleben: Veni, Vidi, Vize
Ballack fordert in der Champions League seinen Ex-Klub Chelsea und trauert vergebenen Chancen nach.

Vize. Michael Ballack kann diese Witze über Vize nicht mehr hören. Über den Spitznamen, den er sich leidlich erworben hat. V I Z E. Vier Buchstaben, die sich wie ein schwarzer Faden durch die Karriere des heute 35-Jährigen ziehen. Der Deutsche war Vize-Weltmeister (2002), einmal Vize-Europameister (2008), ja, und gäbe es den Titel Vize-Champions-League-Sieger, so würde dieser Erfolg neben den Jahren 2002 und 2008 ebenso in seinem Lebenslauf stehen.

Für Michael Ballack ist der weiße Fleck auf der Visitenkarte unter der Rubrik "Internationale Titel" das dunkle Kapitel seiner Laufbahn. "Ich hatte eine großartige Karriere. Aber keinen großen internationalen Titel zu gewinnen, ist auch ein Teil davon", sagte der Regisseur, der mit Leverkusen und (nach einem Nasenbeinbruch) einer schwarzen Maske seinen Ex-Klub Chelsea empfängt.

Die Vorfreude ist ebenso wie die Anspannung groß. "Das wird ein großer Fußball-Abend. Es ist ein ganz, ganz wichtiges Spiel für uns, auch im Hinblick darauf, wohin die Reise in den nächsten Wochen gehen wird", sagt der Mittelfeld-Stratege.

Mit einem Sieg hätte Leverkusen den Aufstieg ins Achtelfinale gebucht, unabhängig vom Ergebnis der Partie Valencia gegen Genk.

Rückkehr

Von 2006 bis 2010 trug Ballack das dunkelblaue Leiberl der Londoner, ehe er im Vorjahr zurückkehrte und nach Leverkusen ging. Zur Mannschaft, die nach dem fünften zweiten Platz in der Bundesliga-Geschichte bereits Vizekusen genannt wird (blöder Zufall).

Und bald wird er auch dort wieder seine Koffer packen, seinen Vertrag will er im Sommer nicht verlängern. "Ich habe nicht gesagt, dass ich aufhören werde, aber mit 35 muss ich Jahr für Jahr planen."

Die Nationalmannschaft und Trainer Joachim Löw planen ebenso nicht mehr mit Ballack. Der Ärger darüber hat sich noch nicht ganz gelegt. "Es tut immer noch weh, dass ich nicht mehr für Deutschland spiele, aber es ist nicht mehr so wie vor acht Wochen. Ich bin nicht glücklich darüber, das ist wahr, das ist kein Geheimnis", erklärt der 98-fache Teamspieler, der auf ein Abschiedsspiel pfeift.

Von den vielen Fans in London konnte er sich ebenfalls nicht verabschieden. Deshalb ließ er sich bei der bitteren 0:2-Niederlage Leverkusens an der Stamford Bridge vor zwei Monaten noch einmal feiern. Obwohl ihm gar nicht danach zumute war: Ballack vergab große Chancen, schlich danach wie schon so oft in seiner langen Karriere als Verlierer vom Platz. Zumindest diese Scharte kann Ballack am Mittwoch ausmerzen.

Ausklang

Wie lange er spielen wird, steht noch in den Sternen. Nur wegen des Geldes würde er nicht kicken.

In Leverkusen würden die Spieler sowieso zu viel verdienen, "wie im Schlaraffenland", meinte er vor einer Woche. "Ich habe kein Feedback auf meine Kritik bekommen. Aber es ist mir egal, wie das ankommt. Ich hoffe, dass es nicht gut angekommen ist. Wir brauchen Diskussionen", sagt Ballack heute.

Ballack sorgte immer für Zündstoff, polarisierte stets wie sonst nur Stefan Effenberg oder Oliver Kahn. Einige meinen, er könnte deshalb nach seiner fußballerischen Karriere auch in der Politik Fuß fassen.

Ja, vielleicht als Kanzler. Pardon, Vizekanzler.

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