Woche der Wahrheit in Favoriten

Bauchfleck in Grödig: Nach dem 1:2 müssen Gorgon & Co. am Sonntag Sturm schlagen.
Noch ist alles offen: Europacup-Teilnahme, Trainerposten und einige Kaderplätze.

Siegen oder doch nicht durch Europa fliegen. So könnte das Motto bei der Wiener Austria vor der letzten Bundesliga-Runde lauten. Die Violetten brauchen am Sonntag im Heimspiel gegen Sturm Graz unbedingt einen Sieg, weil man von einem gleichzeitigen Erfolg von Konkurrent Grödig beim sportlich bereits abgestiegenen Schlusslicht Wacker Innsbruck ausgehen muss.

Vom Ausgang der Europacup-Frage ist am Verteilerkreis vieles offen. Vor allem die Trainerfrage. Vertraut man auch in Zukunft Herbert Gager, der Mut beweist, den violetten Weg forciert und in der angespannten Situation den 17-jährigen Sascha Horvath zum Stammspieler machte? Oder sieht man sich doch um einen neuen Mann um? Wird vielleicht sogar in Köln angerufen, um Stöger-Assistent Manfred Schmid vom Bundesliga-Aufsteiger loszueisen? Den 43-Jährigen vor einem Jahr nicht zum Nachfolger Peter Stögers gemacht zu haben, sollen einige in der violetten Führungsetage nach dem Bjelica-Gastspiel bereut haben. Sympathien bei Fans und Mannschaft genießt das Austria-Urgestein jedenfalls.

Kaderplanung

Mit der Trainerentscheidung hängt naturgemäß auch die Kaderplanung zusammen. Sportvorstand Thomas Parits, dessen Verbleib ebenfalls noch nicht fixiert ist, hat alle Hände voll zu tun.

Offiziell sind bis jetzt die Abgänge von Marko Stankovic, Tomas Jun und Pascal Grünwald. Fix, aber noch nicht bestätigt ist auch jener von Emir Dilaver. Neu kommen werden Marco Meilinger (Salzburg) und Martin Harrer. Letzterer ist in dieser Saison noch an Altach verliehen und hat dort mit bisher neun Toren und 13 Assists maßgeblichen Anteil am Aufstieg. Der Stürmer war zuvor in der Akademie und bei den Amateuren unter Herbert Gager stets gesetzt. Eine Rückkehr soll auch für Szabolcs Safar als Tormanntrainer in der Akademie bevorstehen.

Viel Bewegung könnte es auf der Innenverteidiger-Position geben. Der Vertrag von Kaja Rogulj läuft aus, eine Verlängerung ist nicht in Sicht. Auch Manuel Ortlechner könnte den Verein verlassen, obwohl sich der Vertrag des Kapitäns erst kürzlich automatisch bis 2015 verlängerte. Der 34-Jährige sucht im Herbst seiner Karriere das Abenteuer und spekuliert mit einem exotischen Auslands-Transfer. Sollte es damit nichts werden, gäbe es auch das Interesse des LASK. Der Oberösterreicher soll als Führungsfigur für die Rückkehr in die Bundesliga engagiert werden. Beim neu organisierten Linzer Traditionsklub ist nicht nur Ex-Austria-Trainer Karl Daxbacher am Ruder, sondern auch noch Ortlechner-Berater Jürgen Werner so etwas wie der heimliche Sportdirektor.

Bleiben noch Christian Ramsebner (Vertrag bis 2015) und der unter Gager gesetzte Lukas Rotpuller, über dessen Vertragsverlängerung verhandelt wird. Gespräche gibt es mit einem alten Bekannten: Michael Madl, dessen Kontrakt bei Sturm endet, könnte Rogulj bzw. Ortlechner ersetzen.

Noch offen ist der Verbleib von Talent Sascha Horvath trotz vereinsseitiger Option bis 2015.

Bilder vom Bundesliga-Wochenende

Vorweg: Sie kassieren mehr als Bundespräsident, Kanzler und einige Minister mitsammen. Somit wird sich das Mitleid in Grenzen halten

... beim portugiesischen Wundertrainer Jose Mourinho, der mit Chelsea nach dem Champions-League-Out (fast) auch die letzte Titelchance verspielte;

... beim deutschen Trainerfeldwebel Felix Magath, der den FC Fulham in England nicht mehr vom Abstieg retten kann;

... und beim argentinischen Barça-Trainer Gerardo Martino, den die Katalanen feuern werden.

Selbst Bayern-Coach Pep Guardiola muss sich nach dem Ausscheiden gegen Real eine verfehlte Spielphilosophie (viel Ballbesitz) vorwerfen lassen; von denselben Kritikern, die ihn noch vor einigen Wochen feierten, als die Münchner so früh wie noch nie Meister wurden.

Verglichen mit der international üblichen medialen Häme gleicht die österreichische Liga, in der sich die Austria derzeit den Unmut ihrer Fans zuzieht, noch einem Streichelzoo. Obwohl auch hierzulande gilt: Alte Verdienste helfen nicht. Was im Falle von Austria-Sportvorstand Thomas Parits heißt: Gewinnt die Austria ein Jahr nach ihrem Titelgewinn am kommenden Muttertag nicht gegen Sturm Graz, dann ist auch der frischgebackene Opa angezählt; dann ist vergessen, dass gerade Parits, als sich Milliardär Frank Stronach zurückgezogen und man der Austria den Untergang prophezeit hatte, ein Vater der violetten Renaissance war.

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