Austria rettete sich spät
20 Grad, ungetrübter Sonnenschein über dem Innviertel, blauer Himmel wie sonst nur an der Adria-Küste. Ried war am Sonntag wahrlich eine Reise wert. Die Fans der Oberösterreicher gingen offenbar anderen Freizeit-Vergnügungen nach, nur 5200 Besucher sahen ein interessantes Spiel.
Für die Austria hatte der Betriebsausflug sportlich nur teilweise Sinn, immerhin bleibt man mit dem 2:2 unter Trainer Herbert Gager weiterhin ungeschlagen. Es war keine Partie für schwache Nerven, 20 Sekunden vor dem Ende rettete Ramsebner mit dem Ausgleich die Wiener. Kapitän Ortlechner atmete stellvertretend für die Austrianer tief durch: "Wenigstens ist uns noch der Ausgleich gelungen. Wir haben uns schwer getan, es war generell ein kurioses Spiel."
In dem vor allem Schiedsrichter Ouschan im Mittelpunkt stehen sollte.
Gager wählte wieder das taktische System mit einer Dreier-Abwehr. Vielleicht zeigte das Spiel gegen Ried deshalb wenig Wirkung, weil diese Variante die Gastgeber einst selbst erfolgreich praktiziert hatten. Beide Teams neutralisierten einander, Chancen gab es zunächst keine. Die erste Hälfte hatte aber doch noch drei Aufreger zu bieten. Als Austria-Stürmer Hosiner allein auf Goalie Gebauer zulief, ihn umkurvte und – das Außennetz traf. Als Ouschan dem Austrianer Holland nach einem Dutzend-Foul die zweite Gelbe Karte zeigte und ihn knapp vor der Pause vorzeitig duschen schickte.
Als aus eben diesem Freistoß das kuriose 1:0 für Ried fiel: Oliva rempelte Austria-Torhüter Lindner samt Ball ins Tor. Abermals eine gravierende Fehlentscheidung. Lindner: "Jeder im Stadion hat gesehen, dass das ein Foul war. Sogar ohne Zeitlupe."
Erstmals in der Ära Gager liefen die Wiener einem Rückstand hinterher, noch dazu in Unterzahl. Die Austria erzeugte Druck und wurde belohnt. Hosiner glich unter Mithilfe von Rieds Gebauer zum 1:1 aus (59.). Damit kam neuer Schwung in das Match. Ried nützte nun die Räume, die die Austria anbot, weil sie weiterhin offensiv agierte, um doch noch den Siegestreffer zu erzielen.
In der 80. Minute war es dann so weit, Gartler verwertete einen Stanglpass von Vastic zum vermeintlichen Siegestreffer. Doch die Rieder machten die Rechnung ohne Ramsebner, der in letzter Sekunde ausglich. "Das war ein sehr kurioses Spiel. Der Punkt fühlt sich letztlich aber wie ein Sieg für uns an", sagte der Last-Minute-Torschütze.
SV Ried - FK Austria Wien 2:2 (1:0)
Ried, Keine-Sorgen-Arena, 5.200, SR Ouschan
Tore:
1:0 (45.+1) Lindner (Eigentor)
1:1 ( 59.) Hosiner
2:1 ( 79.) Gartler
2:2 ( 94.) Ramsebner
Ried: Gebauer - Baumgartner, Zwischenbrugger, Pichler, A. Schicker - Hinum, Kragl - Perstaller (68. Sandro), Oliva (63. Kreuzer), Möschl (73. Vastic) – Gartler
Austria: Lindner - Ramsebner, Rotpuller, Ortlechner - Koch, de Paula, Holland, Salamon (82. Kamara) - Gorgon (80. Dilaver), Royer (46. Horvath) – Hosiner
Gelb-Rot: Holland (44./Foulspiel)
Gelbe Karten: Pichler, Möschl bzw. Ramsebner, Rotpuller
Die Besten: Zwischenbrugger, Möschl bzw. Rotpuller, de Paula
Tabelle: tipp3-Bundesliga
Sie liegen auf den angestrebten Plätzen zwei und drei und treffen kommenden Sonntag im Derby aufeinander. Rapid und Austria sind wieder im Soll und derzeit für den Europacup qualifiziert. Rapid hatte am Samstag mit einem Sieg über Sturm vorgelegt, die Austria konnte am Sonntag in Ried allerdings nicht nachziehen, der Rückstand auf den Erzrivalen beträgt zwei Punkte.
Der Vorsprung auf die schwächelnden Grödiger beträgt drei Zähler, auf die Rieder weiterhin sieben.
Damit steht die Austria im Derby am Sonntag in der Generali Arena weit mehr unter Druck als die Rapidler, das Motto für die Austria lautet ganz klar: Verlieren verboten. Andernfalls könnte man wieder an Boden verlieren, was die Europacup-Ränge betrifft.
Bei der Austria steht die Derby-Woche unter dem Motto "Wien ist Violett." Die Generali-Arena wird am Sonntag komplett in Violett erstrahlen. Zudem gibt es im Fanshop zwei Trikots zum Preis von einem.
Michael Angerschmid (Ried-Trainer): "Das 2:2 fühlt sich für uns wie eine Niederlage an. Das sind klar zwei verlorene Punkte für uns. In der ersten Hälfte haben wir dagegengehalten. Dem 1:0 ist schon ein klares Foul vorausgegangen, das war für uns natürlich glücklich. Die ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte waren wir zu passiv, nach dem 2:1 haben wir die eine oder andere Chance gehabt, den Sack zuzumachen. In der Nachspielzeit sind wir für einen dummen Ballverlust bestraft worden. Ich kann der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen, sie hat über 90 Minuten alles gegeben."
Herbert Gager (Austria-Trainer): "Die erste Hälfte war von uns nicht gut, wir waren zu passiv, sind kaum ins Spiel gekommen. Es war eher ein Sommerkick. Der Ausschluss und das Gegentor haben zu unserer Leistung gepasst, wobei das 1:0 eher ein Kung-Fu-Tritt war." Zum Finish: "Die Zeit war schon spät, da war der Ausgleich nicht mehr unbedingt zu erwarten. Aufgrund der gezeigten Leistung geht das Remis in Ordnung."
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