Aufsteiger WAC: Bjelica, Vater des Erfolgs

Aufsteiger WAC: Bjelica, Vater des Erfolgs
In nur zwei Jahren führte Trainer Nenad Bjelica WAC/St. Andrä von der Regionalliga in die Bundesliga.

Die Geschichte von Meistertrainer Nenad Bjelica klingt wie ein modernes Märchen. Da hatte sich der gebürtige Kroate vor zweieinhalb  Jahren  beim abstiegsgefährdeten SK Austria Kärnten als Retter angeboten. Doch Präsident Mario Canori lehnte dankend ab, setzte lieber auf  Jože Prelogar. Das Ende ist bekannt – Abstieg, Konkurs und Ende des Vereins.

Pech für den Klub, Glück für den ehemaligen Kärntner Mittelfeldmotor, der nicht lange warten musste, bis ihn ein anderer Verein  engagierte. Im  Mai 2010 unterschrieb Nenad Bjelica bei WAC/ St. Andrä, er sollte es nicht bereuen: Noch im selben Jahr gelang dem Fusionsklub der Meistertitel in der Regionalliga Mitte und der Aufstieg in die Erste Liga. Das Märchen nahm seinen Lauf und mündete im vorerst letzten Erfolgskapitel: dem Aufstieg des WAC in die Bundesliga.

Der Kärntner

"Mit Arbeit kannst du alles erreichen" – dieses Motto lebt der Trainer selbst vor. Tag für Tag. Dafür nimmt er gut 60 Kilometer Anreise von Klagenfurt nach Wolfsberg (und wieder retour) in Kauf. Denn sein Lebensmittelpunkt ist der Klagenfurter Stadtteil Viktring, wo Bjelica für seine Familie ein Haus gebaut hat.

In Kärnten ist der Meistertrainer angekommen. Nicht nur sportlich, sondern auch privat. Hier fühlt sich der Weltenbummler wohl, der in Spanien (bei Albacete Balompié, Betis Sevilla, Las Palmas) und Deutschland (1. FC Kaiserslautern) gespielt hat. "Gerade im Vergleich mit meinen bisherigen Stationen schätze ich die Lebensqualität in Österreich und Kärnten." Hier kennen ihn die Leute, sprechen ihn auf der Straße an. "In guten wie in schlechten Zeiten", wie es der Erfolgscoach nennt. Die Ehe mit Kärnten scheint intakt.

Die Fußball-Familie

Auch wenn sich aufgrund seiner Vergangenheit beim FC Kärnten der Vergleich aufdrängt, will Bjelica diesen eigentlich nicht ziehen. Er tut es dann aber doch: "WAC/St. Andrä ist nicht auf Geld aufgebaut, sondern auf Arbeit und dem persönlichen Einsatz vieler Freiwilliger." Geht es um die Kaderplanung, ist das Credo des Trainers simpel: Teamgeist vor Starallüren. "Ich brauche keine Topstars, sondern eine gute Gruppe, in der sich jeder wichtig fühlen kann." Und der Erfolg gibt der WAC-Familie recht.

Und wie soll das Fußball-Märchen weitergehen? Wie jeder Aufsteiger träumt auch Bjelica vom Klassenerhalt. Die Mannschaft habe sich  in den zwei Jahren seiner Trainertätigkeit sehr gut entwickelt. "Aber", gibt er zu bedenken, "wir müssen erst sehen, wie wir in der Bundesliga mithalten können." Da sei das Tempo schon um einiges höher als in der Ersten Liga.

Orientieren will sich WAC/St. Andrä nicht an Kapfenberg, sondern lieber an der Admira. "Gigantisch, was Didi Kühbauer da erreicht hat", zollt Bjelica seinem Trainerkollegen höchste Anerkennung. "Als Aufsteiger Dritter zu werden, das wird allerdings nicht zu toppen sein."

Die Zukunft

Bis 10. Juni ruht in Wolfsberg der Betrieb. Nicht aber für Nenad Bjelica, bei dem  das Telefon im Minutentakt läutet. Bereits in dieser Woche startet für ihn das Unternehmen Bundesliga. Für die höchste Spielklasse muss die Meistermannschaft verstärkt werden. Und zwar auf allen Positionen. Ein Tormann, ein Verteidiger, zwei Mann im Mittelfeld und zumindest ein Stürmer stehen auf der Wunschliste. Dafür wird man sich von drei, vier Spielern trennen. "Am Ende werden es wieder 23 sein, die dem Kader angehören", sagt der Trainer.

Namen will Bjelica noch nicht nennen. "Aber es gibt genug Anfragen", verrät er. Die Fühler ausstrecken werden die Wolfsberger in erster Linie auf dem heimischen Markt. "Wir sind damit bisher sehr gut gefahren." Aber auch international werde man sich umsehen. "Ich habe gute Kontakte nach Kroatien und nach Spanien."

Viel Zeit, um zu realisieren,  was in den letzten Wochen geschehen ist, hatte Nenad Bjelica bisher nicht. Noch nicht. Das soll sich ab Dienstag ändern, wenn es für den Meistertrainer  in den Familienurlaub geht.

Und danach soll die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben werden ...

Nenad Bjelica: EM-Teilnehmer 2004

Der Spieler
Nenad Bjelica wurde am 20. August 1971 in Osijek (Ex-Jugoslawien, heute Kroatien) geboren. Sein erster Weg ins Ausland führte den Mittelfeldspieler nach  Spanien  (Albacete, Betis Sevilla). Weitere  Stationen von  Kroatiens Fußballer des Jahres 2000 waren Kaiserslautern, Admira und  FC Kärnten (bis 2008). Für Kroatiens Nationalteam spielte er neun Mal (u.a. bei der EM ’04).

Der Trainer
2007 wurde Bjelica Spielertrainer beim FC Kärnten. Nach dem Abstieg des Klubs 2008  in die Regionalliga war er bis zur Einstellung der Spielbetriebes nur noch Trainer. 2009 betreute der Kroate den FC Lustenau. Seit Mai 2010 ist Bjelica Trainer von Fusionsklub WAC/St. Andrä. Die Kärntner führte er 2010 zum Titel in der Regionalliga Mitte und nun zum Meistertitel in der Erste Liga.

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