Atlético Madrid wollte schon am Montag nach Portugal fliegen, weil am Donnerstag das Viertelfinale gegen Leipzig beim Finalturnier der Champions League auf dem Programm steht. Aus einer letzten Trainingseinheit vor der Abreise wurde aber nichts: Die Teamärzte hatten den Spielern und Betreuern die strikte Anweisung gegeben, daheim zu bleiben, das Haus nicht zu verlassen und zu warten. Und zwar auf die Ergebnisse der Corona-Tests.
Am Wochenende waren zwei Spieler positiv getestet worden. Die Tests vom Sonntag waren allesamt negativ, auch die der beiden zuvor positiven Spieler. Der argentinische Stürmer Ángel Correa und der kroatische Außenverteidiger Šime Vrsaljko blieben trotzdem in häuslicher Isolation in Madrid. Sie flogen nicht mit nach Lissabon, wo Atlético am Dienstagnachmittag im zentral gelegenen Hotel Epic Sana Quartier bezogen hat.
Laut Corona-Protokoll des europäischen Fußballverbandes UEFA muss ein Verein mit mindestens 13 Spielern, darunter einem Tormann, von der ursprünglichen Meldeliste antreten. Auf dieser dürfen sich bis zu 23 Namen befinden.
Barcelona kommt spät
Der FC Barcelona kommt erst am Donnerstag nach Portugal, nur einen Tag vor dem Viertelfinal-Schlager gegen Bayern München. Messi und Kollegen wurden am Dienstag getestet, ein Spieler war positiv. Allerdings keiner aus dem Kader für Lissabon.
In Spanien steigen die Zahlen seit Wochen in fast allen Landesteilen unaufhaltsam. Diesen Dienstag waren es 3.632 Neuinfektionen – so viele wie Mitte April. Und der Fußball macht keine Ausnahme. Besonders die schon im Frühjahr hart getroffene Hauptstadt Madrid taucht als Hotspot auf. Bei Real Madrid wurde der Angreifer Mariano nach der Rückkehr aus dem Kurzurlaub nach dem Liga-Ende positiv getestet.
Beim Madrider Vorstadtklub Fuenlabrada hatte man vor dem letzten Zweitligaspieltag versucht, vier positive Tests zu verschleiern und schickte den Rest des Teams nach La Coruña. Nach der Landung wurden weitere Infizierungen bekannt, am Ende waren 28 Personen positiv. Das Spiel wurde wenige Stunden vor Beginn abgesagt, was den Aufstiegs- wie den Abstiegskampf beeinflusste.
Zweieinhalb Wochen nach dem ursprünglichen Termin wurde die Partie am Freitag von zwei Rumpfteams gespielt. Ein umstrittener Elfmeter in letzter Minute sorgte für eine Niederlage Fuenlabradas, das somit das Aufstiegs-Play-off verpasste. Dieses soll heute beginnen und am 23. August – dem Tag des Champions-League-Finales – abgeschlossen sein. Saragossa hat aber schon Protest bei der spanischen Sportaufsicht angekündigt. Die wochenlange Verschiebung bedeute wegen inzwischen ausgelaufener Verträge eine weitere Wettbewerbsverzerrung und sei angesichts der gegenwärtigen Virusverbreitung gesundheitlich nicht zu rechtfertigen. Auch bei Saragossa gab es Positivfälle, wie auch bei einem weiteren der vier Rivalen, Almería.
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Dagegen ist Portugal ein gelobtes Land, dort sanken die Neuinfektionen binnen einer Woche von 290 auf 120. Das Land will sich als sichere Touristen-Destination präsentieren. Dass mit Manchester City ein englisches Team zu den letzten acht Klubs zählt, ist sicherlich von Nutzen. 2019 reisten rund 2,5 Millionen britische Staatsbürger nach Portugal. Aber das Vereinigte Königreich rät davon ab, Portugal zu besuchen und verordnete eine 14-tägige Quarantäne für diejenigen, die sich nicht daran halten. Deshalb will Portugal mit dieser Endrunde beweisen, dass es ein sicheres Land ist. Für Barça, Atlético, Paris, Lyon, Bergamo, Bayern und Leipzig gibt es keinerlei vergleichbare Reise-Beschränkungen.
Leipzig ist bereits am Samstag, also fünf Tage vor dem Viertelfinale gegen Atlético, nach Lissabon geflogen. Trainiert wird im Stadion von Zweitligist Estoril. Rund 25 Kilometer westlich von Lissabon wohnen die Deutschen im Palácio Estoril Golf & Spa Hotel. Stürmer Timo Werner, der nächste Saison bei Chelsea spielen wird, hat auf das Turnier verzichtet.
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