Asien-Trip des Nationalteams

Asien-Trip des Nationalteams
Österreich spielt am Freitag in Astana, der Hauptstadt Kasachstans. Weiter weg geht's in Europas Fußball nicht mehr.

Der junge Mann reibt sich die Augen, lugt müde unter dem Tellerrand seiner überdimensionalen Mütze hervor. Auf ordnungsgemäßes Schlangestehen bei der Passkontrolle zu achten, ist seine Pflicht. Fünfeinhalb Stunden sind wie im Flug vergangen, seit in Wien um halb neun am Abend die Zeitmaschine gestartet wurde. Und schon wird man in den verschlafenen kasachischen Morgen geboxt. Sechs Uhr ist es in Astana, vier Stunden beträgt der Zeitunterschied.

Eine völlig andere Welt tut sich auf. Astana, übersetzt die "Hauptstadt", ist aus dem Nichts im östlichen Irgendwo gewachsen, um jeden Preis getrimmt auf Modernität, eine von breiten Straßen durchzogene Ansammlung von gläsernen Protzbauten und anderen eigenwilligen Gebäuden, die ein Zeichen sein sollen für steten Aufschwung in der nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 eigenständig gewordenen Republik.

Durch diese herausgeputzte, fast steril anmutende Trabantenstadt hasten Menschen, die das monatliche Durchschnittseinkommen von umgerechnet 600 Euro (120.000 Tenge) zumindest zu verdienen scheinen. Die Preise im Supermarkt unterscheiden sich dabei kaum von jenen in Österreich. Westlich geprägt zeigen sich Astanas Bewohner, aber doch sind sie zu weit weg, um verzweifelten Touristen in englischer Sprache aus der Patsche helfen zu können.

Als planlos umherirrende Gäste werden hier Österreichs Nationalspieler am kommenden Freitag das WM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan hoffentlich nicht bestreiten. Das weitest entfernte Auswärtsspiel steht auf dem Programm, das man sich in diesem Bewerb mehr oder weniger wünschen kann.

Rhythmus

Erst am Donnerstag kommen die Österreicher nach Astana, werden erst nach Mitternacht Ortszeit ihr Abendessen zu sich nehmen, und auch am Matchtag bis zum Anpfiff um 22 Uhr so tun, als wär’s 18 Uhr in Wien. Nichts Neues: Schon im Vorjahr begegnete man einander in der EM-Qualifikation (0:0).

Warum das überhaupt sein kann? Weil die UEFA im Jahr 2002 dem kasachischen Fußballverband die Mitgliedschaft verlieh. Gedacht als sportliche Hilfestellung, um gegen die viel stärkere europäische Konkurrenz zu lernen. Die geografische Rechtfertigung: Immerhin gehören 5,4 Prozent des weltweit neuntgrößten Landes, in dem Österreich gemütlich 32-mal Platz finden würde, zu Osteuropa. Der Rest der dünn besiedelten Nation (nur 5,9 Kasachen auf einem Quadratkilometer) wird Asien zugerechnet.

Aufholbedarf

Die sportliche Öffnung gen Westen steht allerdings nicht im Einklang mit der Politik des langjährigen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew. Der "Führer der Nation" und "Held des Volkes" liebt den Kult um seine eigene Person, nimmt es bei Kritikern mit den Menschenrechten aber nicht immer so genau. Bei einem Ranking, das zum Beispiel die Pressefreiheit der einzelnen Länder bewertet, erreicht Kasachstan lediglich den 154. Platz. Österreich schneidet als Fünfter vergleichsweise weltmeisterlich ab.

Im Fußball liegt Österreich auf Platz 59 und damit 88 Plätze vor den Kasachen. Dass muss – wie man weiß – nicht viel heißen. Überhaupt wenn man im fernen Astana antreten muss.

Mögliche Aufstellungen

Kasachstan - Österreich
Astana Arena, 18.00 Uhr MESZ/live ATV, SR Tamas Bognar (HUN)

Kasachstan: Sidelnikow (Aktobe/11 Länderspiele/18 Gegentore) - Gurman (Kairat Almaty/7/0 Tore), Roschkow (Astana/13/0), Dimitrenko (Astana/2/0), Kirow (Schachter Karaganda/22/0 Tore) - Schabalin (Irtisch/2/1), Nurdauletow (Astana/25/3), Bogdanow (Tobol Kostanai/2/0), Schmidtgal (Greuther Fürth/9/0) - Ostapenko (Astana/35/6), Nuserbajew (Astana/13/1)

Ersatz: Tsirin (Akschaijk/1/-2), Mokin (Schachter Karaganda/13/-30) - Muchtarow (Ordabasy/11/0), Chairullin (Aktobe/6/0), Konisbajew (Astana/9/1), Korobkin (Astana/1/0), Islamchan (Taras/4/0), Dscholtschijew (Tobol Kostanai/2/0), Schomko (Irtisch/1/0), Nurgalijew (Sunkar Kaskelen/12/0), Schachmetow (Astana/7/0), Gridin (Schachter Karaganda/9/2), Taschimbetow (Ordabasy/4/3)

Österreich: Almer (Fortuna Düsseldorf/4/-5) - Klein (Salzburg/11/0), Prödl (Werder Bremen/35/3), Pogatetz (VfL Wolfsburg/49/2), Fuchs (FC Schalke 04/49/1) - Kavlak (Besiktas Istanbul/19/1), Baumgartlinger (FSV Mainz 05/23/0) - Arnautovic (Werder Bremen/20/7), Junuzovic (Werder Bremen/21/3), Ivanschitz (FSV Mainz 05/57/10) - Janko (Trabzonspor/28/11)

Ersatz: Gratzei (Sturm Graz/10/-21), Königshofer (Rapid/0) - Dragovic (FC Basel/16/0), Garics (Bologna/28/1), Schiemer (Salzburg/23/4), Suttner (Austria/4/0), Burgstaller (Rapid/5/0), Leitgeb (Salzburg/28/0), Pehlivan (Gaziantepspor/17/0), Weimann (Aston Villa/0), Jantscher (Dynamo Moskau/11/1), Harnik (VfB
Stuttgart/32/7)

Es fehlen: Alaba (im Aufbautraining), Lindner (Adduktorenprobleme)

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