Arnautovic: „Das Ganze muss bald aufhören“

APA12969744 - 29052013 - STEGERSBACH - ÖSTERREICH: Marko Arnautovic während des Trainings der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch, 29. Mai 2013, in Stegersbach. Österreich wird am Freitag, 7. Juni 2013, ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden bestreiten. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Aufgalopp der ÖFB-Auswahl in Stegersbach - Marko Arnautovic befand sich im Fokus.

Endlich durfte er wieder spielen. Mit dem Ball, und mit Kollegen. Am Mittwoch absolvierte Marko Arnautovic im Kreise des Nationalteams in Stegersbach sein erstes Mannschaftstraining seit seiner Suspendierung bei Werder Bremen. Und die ist schon vor einiger Zeit ausgesprochen worden.

Die Augen waren noch nicht auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am 7. Juni gerichtet, sondern einzig und allein auf ihn, auch von den vielen Fans. Wie würde er sich geben nach den Eskapaden und anschließenden Diskussionen, für die er in Bremen gesorgt hat? Er wollte nur spielen. Gekommen war er lässig in Badeschlapfen, weil ihn eine böse Blase am linken Fuß ärgerte. Im Handumdrehen war der Schmerz vergessen, als er in den Fußballschuhen stand, die alle Farben spielten: Pink, Blau, Grün, Gelb.

Arnautovic: „Das Ganze muss bald aufhören“
APA12961894 - 29052013 - STEGERSBACH - ÖSTERREICH: Marko Arnautovic und Ramazan Özcan (im Hintergrund) während des Trainings der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch, 29. Mai 2013, in Stegersbach. Österreich wird am Freitag, 7. Juni 2013, ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden bestreiten. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Die Aufwärm-Übungen machte er mit Klub-Kollege Prödl gemeinsam. Bei der kurzen Ansprache des Teamchefs deutete er ein paar Rippenschläge für Nachbar Baumgartlinger an. Und beim Fußball-Tennis hatten die Herren Garics, Leitgeb und Özcan die Ehre, mit Arnautovic im Team den Ball über die Schnur zu spielen. Mit ihm konnten sie das Turnier allerdings nicht gewinnen, worauf Arnautovic von Marc Janko getröstet wurde. „Ich will auch beim Fußball-Tennis gewinnen.“

Demut

Nach dem – nicht unbedingt harten – Training stand er artig und zahm für Interviews zur Verfügung. Ja, er habe wieder Lust am Spielen bekommen, es mache ihm Spaß, endlich wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. „Ich möchte zeigen, was ich kann.“ Ein Gespräch mit Marcel Koller hat es zum Auftakt des Teamtrainingslagers gegeben. „Ich bin dankbar dafür, dass er mir das Vertrauen schenkt.“

Demütig ging er wieder einmal in sich. „Ich werde versuchen, etwas zu ändern, das Ganze mit den negativen Schlagzeilen muss bald aufhören.“ Irgendwie erinnert es an eine Endlosschleife: „Ich muss Leistungen bringen, der Mannschaft helfen.“ Schluss ist mit dem langweiligen Einzeltraining, „ich brauche Gegenspieler.“ Und endlich ein Training, das den Ernstfall simuliert.

Der steigt am 7. Juni im Happel-Stadion in Wien. Vor den Schweden hat Arnautovic großen Respekt: „Das ist eine sehr starke Truppe mit sehr guten Einzelspielern.“

Gesprächsbereit

Wie es mit ihm selbst und Werder Bremen weitergeht, steht noch in den Sternen. Arnautovic hat jedenfalls einen Vertrag bis 2014. „Ich habe zum Verein keinen Kontakt gehabt, auch nicht zum neuen Trainer Robin Dutt. Er soll ein feiner Mensch und ein guter Trainer sein.“ Wenn sich Bremen bei ihm meldet, „dann werden wir uns zusammensetzen und reden. Schauen wir, was das Beste für mich ist.“

Im Team selbst ist das Thema Arnautovic nur eines am Rande – die Kollegen haben wenig Lust, die Eskapaden des Bremen-Legionärs zu kommentieren. Jakob Jantscher, auf der Außenposition im Mittelfeld ein direkter Konkurrent von Arnautovic: „Jeder weiß, was der Marko kann. Der Teamchef verfolgt eine Linie, er schenkt ihm das Vertrauen, das ist auch in Ordnung.“

Versuchen die Mitspieler vielleicht, dem Enfant terrible zu helfen? „Das ist wohl das falsche Wort. Wir gehen wie immer ganz normal mit ihm um.“

Das sommerliche Transferfenster naht, da wimmelt es auch im österreichischen Teamcamp in Stegersbach nur so von Wechselgerüchten. Nicht einmal Teamchef Marcel Koller, der logischerweise vor dem WM-Qualifikations-Schlager am 7. Juni um Ruhe und vollen Fokus auf Gegner Schweden bemüht ist, ist da eine Ausnahme. Schließlich gibt es aufgrund seines im Dezember auslaufenden ÖFB-Vertrags auch um die Zukunft des Schweizers Spekulationen.

Zahlreiche ÖFB-Stammkräfte kamen in der jüngeren Vergangenheit bei ihren Klubs nur sporadisch oder sogar überhaupt nicht zum Einsatz. Koller stärkt seinen Auserwählten aber weiter kräftig den Rücken. Im Gegenzug muss der Chefcoach damit rechnen, dass zwischen den Trainingseinheiten bei einigen Akteuren in den nächsten Tagen die Telefondrähte zu ihren Managern und potenziellen Neo-Klubs glühen werden.

Gerüchte um Almer und Rapid

Im Tor hat Koller etwa einmal mehr auch Robert Almer ins Aufgebot geholt. Der 29-Jährige hat seinen Abschied von Fortuna Düsseldorf bereits offiziell gemacht, in der vergangenen Bundesliga-Saison war er auf gerade einmal zehn Einsatzminuten gekommen.

Nun soll Almer bei Rapid hoch im Kurs stehen, der Steirer meinte aber: "Es hat noch keinerlei Kontakt gegeben, das ist reine Spekulation." In Deutschland weiß Almer, dass lediglich die zweite Liga infrage kommen würde, da im Oberhaus alle Einsertormannpositionen besetzt sind. "Aber in Deutschland ist auch die zweite Liga keine schlechte", merkte der siebenfache Teamgoalie an. "Es gibt auch aus England Interessenten. Warten wir die nächsten Wochen ab, das gesamte Paket muss für mich und meine Familie passen", fügte Almer hinzu.

Pogatetz' Wunschvorstellungen

Für Emanuel Pogatetz ist sein rund fünfmonatiges Leih-Gastspiel auf der Insel nicht nach Wunsch verlaufen. West Ham hat die Kaufoption auf den 30-Jährigen nicht gezogen, daher wird "Mad Dog" bis auf Weiteres einmal zu seinem Stammklub VfL Wolfsburg zurückkehren. Dort hatte der Steirer aber am Jahresende 2012 in den Planungen keinerlei Rolle mehr gespielt, deshalb könnte es durchaus zu einem weiteren Leihgeschäft kommen.

"Am liebsten wäre mir ein Verein, der mit mir in der Stammformation plant und auch in der oberen Tabellenregion mitspielen kann", formulierte Pogatetz seine Wunschvorstellungen. In Deutschland sollen Werder Bremen und der Hamburger SV zu den Interessenten zählen.

Interessante Anfragen für Ivanschitz

Der bei Mainz nicht mehr gebrauchte Andreas Ivanschitz möchte auf jeden Fall bei einem Oberhaus-Klub unterschreiben. Das würde gegen den angeblich interessierten 1. FC Köln (zweite Liga) und für Aufsteiger Hertha BSC sprechen. In Stegersbach berichtete der 30-jährige Burgenländer aber, dass er sich durchaus auch einen Wechsel nach Italien oder Spanien vorstellen könne.

"Da wäre das gesamte Paket sehr reizvoll. Aus sportlicher Sicht und als Lebenserfahrung. Es gibt die eine oder andere interessante Anfrage", meinte Ivanschitz, der in seiner Zeit in Griechenland zum Südeuropa-Fan wurde. "Mir und meiner Familie hat es in Griechenland brutal getaugt, deshalb bin ich für solche Sachen offen."

Hosiner zu Lazio?

Die Zukunftsentscheidung noch vor dem Schweden-Match erwartet Andreas Weimann. Aston Villa will den 21-jährigen Senkrechtstarter laut englischen Medienberichten mit einer kräftigen Gehaltserhöhung zum Bleiben überreden, Ligakonkurrenten wie Newcastle oder Sunderland sollen aber am Wiener dran sein.

Austrias Torschützenkönig Philipp Hosiner hat sich ebenfalls auf zahlreiche Klub-Wunschlisten geschossen, als neuester Bewerber wurde in der Gerüchteküche Lazio Rom gehandelt. Hosiner soll ein Wunschkandidat von Lazio-Manager Igli Tare sein und den Römern sechs Millionen Euro wert sein. Salzburgs Christoph Leitgeb soll vor dem Sprung nach Deutschland stehen (u.a. Kaiserslautern). Bei seinem Red-Bull-Kollegen Jakob Jantscher ist das Leihgeschäft mit Dynamo Moskau ausgelaufen, eine Rückkehr des 24-Jährigen nach Salzburg ist unwahrscheinlich.

Begehrter Dragovic

Harte Wochen auf dem Abstellgleis hat Marc Janko hinter sich. Janko hält sich "aus Selbstschutz" mit Äußerungen über seine Degradierung bei Trabzonspor zurück, würde den Klub aber wohl am liebsten so rasch wie möglich verlassen.

Auch Werder-Bremen-Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic schließt eine Veränderung nicht aus. Schließlich hat mit Trainer Thomas Schaaf sein großer Befürworter den Verein verlassen, die Planungen seines Nachfolgers Dutt kennt der 25-Jährige natürlich noch nicht. "Warten wir die nächsten Wochen ab", meinte Junuzovic.

Falls Aleksandar Dragovic den FC Basel trotz Vertrags bis 2015 verlassen möchte, dann hätte der Innenverteidiger wohl die Qual der Wahl. Die deutsche Zeitschrift Sportbild erklärte den 22-Jährigen angesichts von angeblichen Angeboten von AC Milan, Inter Mailand, Dortmund, Atletico Madrid oder Arsenal sogar zum begehrtesten Kicker Europas.

Nach einer kleinen Europa-Testspieltournee mit Schalke 04 durch Schweden und Mazedonien ist Christian Fuchs am Donnerstag ins Team-Training in Stegersbach eingestiegen. Die sportlichen Ziele für die nahe Zukunft sind beim Teamkapitän klar abgesteckt. Zunächst möchte Fuchs mit einem Sieg gegen Schweden Kurs auf die WM 2014 nehmen, dann will er sich bei Schalke seinen Stammplatz als linker Verteidiger zurückholen.

Die Zaungäste im verregneten Stegersbach mussten zweimal hinschauen, um Fuchs wirklich zweifelsfrei zu erkennen. "Nach sieben Jahren hab ich mir den Bart erstmals komplett wegrasiert. Ich lass ihn aber wieder nachwachsen", zeigte sich der 27-Jährige nach einem ungewohnten Blick in den Spiegel wenig begeistert.

Neue Lebenserfahrung

Ungewohnt war für Fuchs auch seine sportliche Situation in den vergangenen Monaten. Nach einem Formtief, einer Sperre und einer Rückenblessur war sein Stammplatz weg, Youngster Sead Kolasinac hatte ihn aus der Startformation verdrängt. "Eines hat das andere ergeben und plötzlich bist du schon auf der Bank", erzählte Fuchs.

"Am Anfang ist es mir sehr schwer gefallen, da ich zum ersten Mal in so einer Situation war. Auf der Bank zu sitzen und nicht erste Wahl zu sein, das war komplett neu für mich. Das war eine völlig neue Lebenserfahrung", gestand Fuchs, der dennoch am Ball blieb und von Trainer Jens Keller immerhin mit Kurzeinsätzen belohnt wurde. "Andere würden sich in so einer Situation hängen lassen. Aber ich habe gut trainiert, Gas gegeben und dafür vom Trainer super Feedback bekommen."

Ein Abschied aus Gelsenkirchen war und ist kein Thema, Fuchs hat bei Schalke noch zwei Jahre Vertrag. "Die Karten werden neu gemischt. Ich werde schauen, dass ich wieder auf dem Platz stehe", zeigte sich Fuchs für die sommerliche Vorbereitungsphase schon jetzt kämpferisch.

"Haben alles selbst in der Hand"

Fürs ÖFB-Team sieht Fuchs gute Chancen, erstmals seit 1998 die Qualifikation für eine WM zu schaffen: "Wir haben das Ziel Quali ausgegeben, und das können wir auch erreichen. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen und im Kampf um den zweiten Platz alles selbst in der Hand."

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