Als der Fußball Iran und USA für 90 Minuten näher zusammenbrachte

Als der Fußball Iran und USA für 90 Minuten näher zusammenbrachte
Erinnerung an Lyon 1998, das wohl politisch beladenste Fußballspiel aller Zeiten.

Am Anfang gab es Blumen, am Ende eine Niederlage. Das Aufeinandertreffen zwischen den USA und Iran im Rahmen der Weltmeisterschaft in Frankreich 1998 war wohl das politisch beladenste Fußballspiel aller Zeiten.

Ein Spiel wie kein anderes verlangt auch eine spezielle Behandlung. Vielleicht war es auch kein Zufall, dass der Schiedsrichter in Lyon am 21. Juni 1998 ein Schweizer war: Urs Meier, der doppelt Unparteiische, quasi. Die FIFA hatte die Sicherheitsvorkehrungen rund um die beiden Teams auf das Maximum erhöht, versuchte alles, damit bei diesem Spiel der Fußball im Mittelpunkt steht. Klingt bekannt. Doch auch damals war es schon unmöglich.

Tage vor dem Spiel war die größte Sorge des iranischen Regimes, dass laut FIFA-Statuten der Iran (in diesem Spiel "Team B") auf die Amerikaner zugehen müsste, um ihnen die Hand zu schütteln.

Als der Fußball Iran und USA für 90 Minuten näher zusammenbrachte

Im Bild: der iranische Spieler Mehdi Mahdavikia nach dem zweiten Tor gegen die USA.

Doch der oberste Führer des Iran, Ali Khamenei, sprach die Order aus, auf keinen Fall auf die Amerikaner zuzugehen. Die Veranstalter wussten das mit viel Diplomatie zu schlichten. Schließlich gab es – trotz aller politischer Ladung, vor allem im Iran – extrem freundliche Minuten vor dem Spiel. Mit gemeinsamem Foto und Blumensträußen für die US-Kicker. Der iranische Teamchef Jalal Talebi ging zur US-Trainerbank und schüttelte Coach Steve Sampson lächelnd die Hand.

Trikot-Wechsel

Im Stadion haben während des Spiels Tausende Zuschauer politische Banner und Botschaften gegen das iranische Regime gezeigt. Es gab Zusammenstöße zwischen iranischen Fans und Demonstrierenden. Die Sicherheitskräfte hatten während dem Match alle Hände voll zu tun.

Die 39.100 Zuseher sahen schließlich ein 2:1 des Iran. Am Ende wurden freundlich Worte und Dressen gewechselt. Zumindest ein Fußballspiel lang konnte man sich eine Pause von der tödlichen Feindschaft gönnen. "Wir haben in 90 Minuten mehr getan als die Politiker in 20 Jahren", sagte US-Verteidiger Jeff Agoos später. Zwei Spiele später waren beide Teams aus dem Turnier ausgeschieden. Doch im Iran wurde der Sieg lange wie ein Titel gefeiert.

Am Dienstag wiederholt sich das Aufeinandertreffen in Katar.

Kommentare