Alle Wege führen zur AS Roma

Buon giorno", begrüßt einen der steirische Kellner im Restaurant am Hauptplatz. Wenn er "Einen Tisch für zwei Personen, bitte" zur Antwort bekommt, ist er für einen Augenblick sogar irritiert.

Wenn schon alle Wege nach Rom führen, dann führen sie ebenso nach Bad Waltersdorf. Dort, wo sich AS Roma derzeit eine Woche lang auf Trainingslager befindet. Dort, wo 3500 italienische Tifosi wie die Heuschrecken eingefallen sind. Dort, wo mehr Italienisch als Deutsch zu hören ist. Dort, wo bei jedem Training 2000 Fans kreischen, wenn sich Superstar Francesco Totti durch die Haare fährt, wo manche gar kollabieren, wenn ebendieser Totti winkt und dabei lächelt. Papa Totti sitzt währenddessen erste Reihe fußfrei und grinst. Totti Senior hat sich nämlich ebenfalls in Bad Waltersdorf einquartiert, um seinem Sohn genau auf die Beine zu schauen. Und er freut sich, wenn die Anhänger auf der Tribüne das ganze Training lang ihre Gesänge anstimmen.

Jubel & Trubel

Der Thermenort erlebt dieser Tage, wie die wirklich große Fußball-Welt aussieht. Neben dem Trainingsplatz hat Roma mit Ausrüster Nike ein römisches Dorf aufgebaut, wo den Fans Unterhaltung mit Tischfußball, Torschusswand, Verlosung und Autogrammstunden geboten wird. Freilich darf auch der Fanshop nicht fehlen. Dort, wo die Kreditkarten glühen und sich die Romanisti mit der neuen Kollektion für den heißen Champions-League-Herbst einkleiden. Wer dem bunten Treiben beiwohnt, der wünscht sich nur einen Euro für jeden Fan, der den Shop innerhalb einer Stunde betritt.

Nick Pichler, der mit seiner Agentur IFCS schon seit Jahren die Trainingslager internationaler Top-Klubs veranstaltet, nickt zufrieden. "Bei Arsenal waren 60 Prozent der Fans Nicht-Engländer. Bei Roma sind 90 Prozent Italiener hier. Dadurch ist die Euphorie viel größer." Das Falkensteiner Resort, wo die Roma-Stars residieren, ist hermetisch abgeriegelt, wird aber dennoch belagert. Es ist wohl leichter, aus Fort Knox einen Goldbarren zu entwenden als im Hotel einem Totti aus zehn Metern Entfernung ein "Ciao" zuzurufen.

Lediglich jene Fans, die sich rechtzeitig im Falkensteiner eingebucht haben, kommen ihren Stars in der Lobby auch wirklich nahe und in den Genuss eines gemeinsamen Fotos. Am Montagabend musste die Polizei gar mit vier Streifenwagen anrücken, um hartnäckige und lautstarke Tifosi vom Hoteleingang zu entfernen. "Für die ist der Klub eine Religion", staunt ein Hotelangestellter.

Bis Freitag weilt der Tross noch in Bad Waltersdorf, ehe man sich am Abend beim Wiener Sportklub in Wien-Hernals vor 6000 Fans dem letzten Härtetest vor dem Ligastart hingibt. Ob Totti und Mitspieler nach der Partie in den eigens mitgebrachten Kühlwagen zwecks Regeneration steigen, ist noch ungewiss. Denn in der Alszeile ist für den Truck, der dem Klub pro Woche 80.000 Euro Miete kostet, kaum Platz. Die AS Roma ist eben eine Nummer zu groß.

Benvenuto a Hernois!