Warum ÖFB-Star Arnautovic bei Manchester United nicht willkommen ist
Es ist der 15. November 1989. Österreich trifft in Wien auf die DDR. Als der Stadionsprecher den Namen Toni Polster in der Aufstellung verliest, hallt ein gellendes Pfeifkonzert durch das Oval. Keine zwei Stunden später ist der Stürmer nach seinen drei Toren beim 3:0-Sieg der Held einer ganzen Nation.
Wie schnell es im Fußball gehen kann, weiß auch Marko Arnautovic. Dementsprechend gleichgültig wird es dem 33-Jährigen sein, wie die Fans von Manchester United über ihn denken. Ein Auszug gefällig?
"Ich beginne, mich selbst dafür zu hassen, Fan dieses Klubs zu sein", heißt es auf Twitter. "Ruhe in Frieden, mein schöner Klub", notiert ein anderer. "Zur Hölle, das ist ein Albtraum", ist ebenso zu lesen wie: "Ich hätte nicht gedacht, dass United noch tiefer sinken kann. Großvater Arnautovic zu holen ist einfach nur traurig."
Der Österreicher wird im Zuge der Reaktionen sogar von der Vergangenheit eingeholt und als Rassist abgestempelt. Ein Vorfall aus dem Jahr 2009 wird ausgegraben, als der damals 19-jährige Legionär von Twente Enschede Gegenspieler Ibrahim Kargbo aus Sierra Leone als "Nigger" bezeichnet haben soll. Ein Verfahren seitens des niederländischen Verbandes wurde damals mangels Beweisen eingestellt. Nicht so 2021, als er bei der Europameisterschaft nach einer Beleidigung gegenüber dem Nordmazedonier Ezgjan Alioski für ein Spiel gesperrt wurde. Auch diese Geschichte wird an dieser Stelle erwähnt.
Marko Arnautovic wird all das als Ansporn sehen, sollte der kolportierte Transfer auf die Insel tatsächlich zustande kommen. Wie ernst es Manchester United wirklich meint mit dem Österreicher, bleibt abzuwarten. Die Meldung von Sky, wonach der FC Bologna ein erstes Angebot in der Höhe von 7,5 Millionen Pfund (8,9 Millionen Euro) abgelehnt habe, stimmt nur im Detail nicht. KURIER-Informationen zufolge lag das Offert bei 8 Millionen Euro.
Ein zweites Angebot wird seitens Manchester United bereits vorbereitet. Es dürfte jedenfalls ein teures Vergnügen werden. Denn der FC Bologna, der Arnautovic noch zwei Jahre unter Vertrag hat, lässt seine Muskeln spielen: „Wir haben nicht vor, ihn zu verkaufen. Es gibt nicht einmal ein Preisschild“, wurde Bolognas Sportchef Marco di Vaio am Montag am Rande des Cupspiels gegen Zweitligist Cosenza zitiert.
Alte Bekannte
Woher das Interesse Manchesters rührt, ist jedenfalls schnell erklärt: Der neue Trainer Erik ten Hag kennt Arnautovic (und dessen Fähigkeiten) aus gemeinsamer Zeit bei Twente, wo er Co-Trainer war. Den Durchbruch bei Twente schaffte Arnautovic damals unter Chefcoach Steve McClaren, der heute wiederum Assistent von Ten Hag ist.
Dem Vernehmen nach vermisst Ten Hag einen robusten Stürmer, der den Ball mit dem Rücken zum Tor behaupten und für Stimmung in der Kabine sorgen kann, nachdem das Team nicht vor Selbstvertrauen strotzt. United verpasste erstmals seit Jahren einen Europacup-Startplatz. Doch auch ohne Millionen aus der Champions League haben die Red Devils (Jahresumsatz 558 Millionen Euro) das nötige Kleingeld, um Arnautovic zu kaufen.
Bleibt die Frage, wie weit United gehen kann, um sein Gesicht zu wahren. Nicht minder kritisch äußerten sich die lokalen Medien. United würde sich "lächerlich" machen, schrieben etwa die Manchester Evening News. Unter diesem Druck soll auch schon der eine oder andere Transfer in der Vergangenheit gescheitert sein.
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