1479 Tage verletzt: Der Leidensweg des Herrn Diaby

Abou Diabys Karriere war von unzähligen Verletzungen geprägt, nun ist sie vorbei.
Es gibt sie, die Kicker mit "gläsernen Beinen". Abou Diaby ist so einer, deshalb muss er seine Karriere mit 32 Jahren beenden.

Überraschend kam es nicht. "Der Körper machte nicht mehr mit", verlautbarte Abou Diaby letzte Woche und setzte damit einen Schlussstrich unter seine Profi-Karriere. Ein Beben löste der Abschied des Franzosen in der Welt des Fußballs nicht aus, dazu war der schlaksige Mittelfeldmann zuletzt zu sehr in Vergessenheit geraten. Geschuldet ist dies der Verletzungsmisere Diabys, die unter Kickern ihresgleichen sucht. 

Mit 32 Jahren, einem doch ungewöhnlich jungen Alter für ein Karriereende, muss sich Diaby seinem eigenen Körper geschlagen geben. "Ich beende meine aktive Laufbahn. Seit einigen Jahren ist es für mich schwierig, wegen einigen körperlichen Probleme zurückzukommen", erklärte er gegenüber dem französischen TV-Sender SFR Sport. 

Der Durchbruch gelang dem 1986 im Pariser Vorort Aubervilliers geborenen Diaby bei AJ Auxerre. Nach Stationen in den Jugendmannschaften von FCM Aubervilliers, Red Star, PSG und INF Clairefontaine wurden die Scouts von Auxerre auf den 191 Zentimeter großen Mann aufmerksam und holten ihn in die zweite Mannschaft des Traditionsklubs.

2004 schaffte er den Sprung in die Profi-Mannschaft, nicht mal eineinhalb Jahre später folgte der Wechsel aus der burgundischen Stadt zu einem europäischen Spitzenklub: Arsenal London überwies in der Winter-Transferperiode 2006/'07 drei Millionen Euro an Auxerre für den 19-jährigen Nachwuchs-Teamspieler Frankreichs.  

Am 24. März 2007 feierte der Mittelfeldspieler sein Debüt in dem damals von Raymond Domenech betreuten A-Team der Grande Nation. Eine Traum-Karriere bahnte sich an. Doch ausgerechnet der eigene Körper machte Diaby einen Strich durch die Rechnung. 

Neuneinhalb Jahre stand der Mann mit ivorischen Wurzeln bei den Gunners unter Vertrag. Neuneinhalb Jahre, in denen er lediglich 190 Partien (in allen Wettbewerben, also auch dem nationalen Cup bzw. der Champions- und Europa League) bestritt bzw. bestreiten konnte. Verschiedene Fußballstatistiken erfassende Seiten zählen in diesem Zeitraum erstaunliche 42 Verletzungspausen. Die für ihre Präzision bekannten englischen Statistiker rechneten aus, dass der Franzose in seiner Arsenal-Zeit Trainer Arsene Wenger insgesamt 1479 Tage nicht zur Verfügung stand. Grob gerechnet sind das vier Jahre, also in etwa die Hälfte seiner Zeit in London

Die Verletzungspalette ist breit gefächert und umfasst Verletzungen, die Diaby bis zu drei Wochen außer Gefecht gesetzt (Oberschenkel- und Bauchmuskelzerrungen bzw. "Wadenprobleme"), aber auch diejenigen, die ihn monatelang zum Zuschauen gezwungen haben (Kreuzbandriss, Knöcheloperationen). Nach dem er sich im März 2013 das Kreuzband im Knie gerissen hatte, feierte er sein Comeback erst Ende April 2014, fehlte also 391 Tage bzw. verpasste 61 Pflichtspiele. 279 Tage galt er 2014/'15 als verletzt, eine Wadenverletzung war schuld, dass der WM-Teilnehmer von 2010 46 Spiele nur als Zuschauer erleben konnte.

2015 kehrte Diaby in seine Heimat zurück, wo er sich bei Olympique Marseille einen Neuanfang erhofft hatte. Ganze sechs Partien sollte der 16-fache Teamspieler bis zum Vertragsende im Sommer 2017 absolvieren. Sein letztes Pflichtspiel bestritt Diaby im August 2016. Beim 2:1-Heimsieg gegen EA Guingamp verletzte er sich am Knöchel, der wenig später operiert werden musste. Zuletzt war Diaby vereinslos. Wer würde sich auch trauen, einen Spieler mit solcher Verletzungshistorie unter Vertrag zu nehmen?

1479 Tage verletzt: Der Leidensweg des Herrn Diaby

Kommentare