Es war im Sommer 2015, als Corona noch ein Bier und Deutschland Weltmeister war, als Christoph Freund in Salzburg das Amt des Sportdirektors übernahm. Seit damals geht es für den Verein steil bergauf – sportlich und wirtschaftlich. Salzburg hat sich zum Dauergast in der Champions League gemausert, ist in Österreich zehn Mal in Folge Meister. Parallel dazu hat sich Freund zum „Moneymaker“ entwickelt und mit Transfers einen Gewinn von 404 Millionen Euro erwirtschaftet.
Aufstieg zum Big-Player
Jetzt geht diese Ära zu Endes. Mit 1. September wechselt der 46-Jährige zum FC Bayern München und wird damit endgültig zu einem „Big Player“ im europäischen Fußball. Der Sprung von der Lavanttal-Arena, wo der Meister am Samstag gegen Wolfsberg gewann, in den Borussia-Park von Mönchengladbach, wo die Bayern nächsten Samstag vor mehr als 40.000 Fans gastieren, ist sinnbildlich für Freunds Aufstieg in den letzten Jahren.
Begonnen hat der ehemalige Zweitliga-Kicker 2006 als Teammanager, 2012 wurde er dann zum Teamkoordinator befördert. Bis er schließlich 2015 seinen Mentor Ralf Rangnick als Sportdirektor beerbte. Große Fußstapfen – zu groß, wie damals viele meinten. Schüchtern wirkte er damals, in TV-Interviews konnte er (noch) nicht restlos überzeugen. Doch hinter den Kulissen zog er die Fäden, perfektionierte das, was Rangnick – bei dessen Bestellung zum ÖFB-Teamchef Freund Jahre später ein gewichtiges Wörtchen mitreden sollte – begonnen hatte.
Die Salzburger Mannschaft wurde nicht nur immer besser, sondern auch immer jünger. Die Transfers zahlen sich aus, so haben seit 2015 nur Benfica und Ajax Amsterdam mehr Geld durch Spielerverkäufe lukriert. Laut transfermarkt.at hat Salzburg unter Sportdirektor Freund 466 Transfers getätigt, davon 230 Abgänge (inklusive Liefering-Transfers).
Als Lieblingsabnehmer gilt nach wie vor RB Leipzig, mit Benjamin Sesko und Nicolas Seiwald sind in diesem Sommer die Spieler 19 und 20 direkt zum Red-Bull-Klub in Deutschland gewechselt.
Bodenständigkeit
Das größte Plus erwirtschaftet Freund in der Saison 2019/20 (siehe Grafik). Damals wurde unter anderem Erling Haaland um 20 Millionen Euro nach Dortmund verkauft. Er ist nur ein Beispiel, dass die besten Jungstars gerne nach Salzburg kommen, um hier durchzustarten.
Davon profitiert Salzburg und wird das auch weiterhin tun. Freund hat bei vielen Transfers eine Weiterverkaufs-Klausel einbauen lassen. Beispiel: Dominik Szoboszlai ging 2021 für 22 Millionen Euro nach Leipzig. Jetzt wechselte er zu Liverpool, Salzburg kassierte 14 Millionen, was den Ungarn zum teuersten Abgang machte.
Freund wird aber nicht nur wegen seiner Millionen-Geschäfte geschätzt, sondern vor allem auch wegen seiner Art. Stets besonnen, stets seriös und vor allem immer noch am Boden geblieben. Die 140 Kilometer über die A8 nach München wird er zwar nicht mit dem Fahrrad – in Salzburg nach wie vor sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel – zurücklegen, seine Bodenständigkeit will er sich aber auch in der deutschen Bundesliga bewahren.
In Salzburg wird er jedenfalls eine Lücke hinterlassen, die sein Nachfolger Bernhard Seonbuchner und sein Team nur schwer füllen können.
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