Die Wiener Rivalen auf der Hochschaubahn
Mit dem Jackpot der Qualifikation zur Champions League schien die Austria dem Erzrivalen zu enteilen. Rapid steckte am Ende der Ära Edlinger im Umbruch, die Violetten waren als Meister obenauf. Das ist gerade einmal 14 Monate her. Heute würde sich die Strabag eine goldene Nase verdienen, so viele Baustellen gibt es bei der Austria. Auch sportlich liegen die Grünen vorne.
Mit dem neuen Trainer Gerald Baumgartner kamen eine neue Vorstellung von Fußball-Philosophie und manch neue Spieler, die AG-Vorstand Thomas Parits und nicht Baumgartner nach Wien lotste. Unterdessen sucht die Austria seit Juli einen Parits-Nachfolger, zu diesem Zweck traf sich eigens eine Taskforce – erstmals am 7. November! Zeit scheint bei der Austria genügend vorhanden, so verschwenderisch, wie man mit ihr umgeht.
Auf und Ab
Heute steht ab 14.30 Uhr mit dem 311. ein richtungsweisendes Derby auf dem Programm. Erstmals seit dem Jubiläumsderby (0:0 in der Ausgabe Nr. 300) am 18. Februar 2012 wird wieder im Prater gekickt. Seit damals gab es in der Fieberkurve der Wiener Großklubs heftige Ausschläge (siehe Grafik). Jene bei den Veilchen sind sogar noch extremer als beim traditionell aufbrausenden Hütteldorfer Umfeld.
Wie stehen die Erzrivalen heute da? Was ist von Rapid und der Austria in Zukunft zu erwarten?
Ein KURIER-Überblick:
Kader Für die Winterpause wurde bei der Austria schon eine Adaptierung des Kaders angekündigt, zu viele gleichgeartete Spieler hat man derzeit unter Vertrag. Gesucht sind Spieler, die auch in der Krise vorangehen können. In der prekären Situation der Violetten haben sich noch keine Führungsspieler herauskristallisiert.
Rapid will im Winter nicht aktiv werden und kann erstmals seit vielen Jahren in Ruhe für die kommende Saison planen. Vom aktuellen Kader läuft nur der Vertrag von Grozurek aus. Fremdbeteiligungen wie bei Sabitzer sind Vergangenheit. Lediglich Schaub hat eine Ausstiegsklausel. Der Vertrag von Cheftrainer Barisic verlängert sich nach der (wahrscheinlichen) Europacup-Qualifikation automatisch.
Finanzen Austrias Rekordergebnis vom abgelaufenen Geschäftsjahr ist derzeit der einzige Lichtblick am Verteilerkreis. Ein zweites Jahr ohne Europacup-Teilnahme können sich die Veilchen dennoch nicht leisten. Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer: "Das wäre ein Desaster und würde zu einer Reduktion des Budgets führen."
Große Investitionen können sich die Hütteldorfer erst wieder leisten, wenn 2016 der Umzug ins Allianz-Stadion ansteht. Zumindest ein Ende des Sparkurses kann Sportdirektor Andreas Müller ankündigen: "Was beim Kader an Einsparungen möglich war, ist ausgereizt. Wir möchten kommende Saison mit einem Sportbudget wie in diesem Jahr agieren."
Stadion 2016 beginnt für die Hütteldorfer eine neue Zeitrechnung: Der zusätzliche Gewinn durch das Allianz-Stadion wird nach Abzug aller Kosten (z.B. Kredite) pro Jahr von (konservativ geschätzten) drei Millionen bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr betragen.
Bringt die Austria weiterhin Leistungen wie in den vergangenen Monaten, dann wird man die Generali-Arena wohl nicht ausbauen müssen. Angedacht ist bekanntlich die Aufstockung der Nordtribüne, parallel dazu wird die U-Bahn bis zum Stadion fahren. Vorerst wird nur die Ecke zwischen West- und Südtribüne geschlossen.
Visionen Rapid-Präsident Michael Krammer hat bei seiner Wahl vor knapp einem Jahr ein extrem ambitioniertes Ziel vorgegeben: Bis 2019 soll der Sprung in die Top 50 der UEFA-Klubrangliste gelingen. Der aktuelle Rang: 116. Müller sagt mit der Erfahrung vom deutschen Großklub Schalke: "Es wird schwer, aber dass es möglich ist, zeigt uns der Erfolg von Basel."
Die Austria will ihrem Anspruch gerecht werden und dauerhaft an einem europäischen Bewerb teilnehmen. Genau deswegen ist für die Veilchen das Ergebnis des heutigen Derbys besonders wichtig, denn bei einer Niederlage würde der Rückstand auf Rapid schon stolze neun Zähler betragen.
Bei Rapid entscheidet sich die Aufstellung erst heute: Innenverteidiger Dibon spielt trotz Schmerzen. Sollte sein Partner Max Hofmann nicht fit werden, muss Petsos nach hinten gezogen oder Linksverteidiger Stangl umfunktioniert werden.
Bei der Austria könnte Trainer Baumgartner nach dem 0:3 gegen Sturm die Abwehr umbauen: Stryger Larsen und Ortlechner statt Shikov und Koch. In der Offensive ersetzt Gorgon den kranken Royer.
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