Joker Friesenbichler rettet Austria die Tabellenführung

Violetter Jubel
Kein Sieger im Spitzenspiel zwischen Austria Wien und Red Bull Salzburg.

Was muss passieren, damit die ohnehin nicht allzu große Generali-Arena bei einem Schlagerspiel, in dem der Erste den Zweiten fordert, ausverkauft ist? Was muss die Austria nach zwei Jahren des sportlichen Leidens, das durch die Europacup-Absenz noch verstärkt wurde, alles leisten, damit die violetten Fans in Massen an den Verteilerkreis pilgern? 11.822 Zuschauer wohnten dem Hit Austria gegen Salzburg bei, genügend Plätze blieben frei. Beschämend. Wenn zu einem wenig attraktiven Rapid-Heimspiel 15.000 in das Happel-Oval kommen, dann darf sich die violette Fangemeinde nicht wundern, dauerhaft die Nummer zwei in Wien zu sein.

Die Nummer eins bleibt die Austria in der Tabelle. Weil man dank eines Tores des eingewechselten Friesenbichler gegen Salzburg doch noch ein 1:1 erreichte und somit den Drei-Punkte-Vorsprung behaupten konnte.

In der 6. Minute blieb den Fans der Veilchen der Torjubel in den Kehlen stecken. Kayode nutzte einen Fehler von Miranda und lief der Salzburger Abwehr auf und davon, schob den Ball jedoch an Goalie Walke und dem Tor vorbei. Ein Kunststück, das das folgende Geschehen durchaus beeinflusste. Es entwickelte sich ein sehenswertes, weil flottes und intensives Spiel. Wenngleich mit Fehlern auf beiden Seiten, wohl dem durchaus hohen Tempo geschuldet.

Trubel & Jubel

Joker Friesenbichler rettet Austria die Tabellenführung
07.11.2015 Fussball , Wien , Bundesliga , Generali Arena Austria - Salzburg Tor zum 0:1 , Torschuetze , Jonathan Doin , Alexander Gruenwald. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber
Unterhaltsam wurde es zusätzlich, weil es nicht an guten Aktionen mangelte. Vor allem die violetten Gemüter erhitzten sich immer wieder aufs Neue. Salzburg ging durch einen Kopfball von Miranda mit 1:0 in Führung (23.). Der vorausgegangene Freistoß war umstritten, Austria-Trainer Fink schimpfte wie ein Rohrspatz. Wenige Minuten später offenbarte Stürmer Soriano seine Extra-Klasse, umkurvte einige Austrianer – und traf die Latte. Glück für die Austria.
Joker Friesenbichler rettet Austria die Tabellenführung
ABD0035_20151107 - WIEN - ÖSTERREICH: Olarenwaju Kayode (L/Austria) gegen Torhüter Alexander Walke (Salzburg) während der tipico-Bundesliga-Begegnung zwischen FK Austria Wien und Red Bull Salzburg am Samstag, 7. November 2015, in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Glück hatte Salzburg in der 36. Minute: Denn da mähte Goalie Walke im Strafraum Kayode nieder, der Ball war von Caleta-Car zu diesem Zeitpunkt schon geklärt gewesen. Statt Elfmeter und einer Karte für Walke gab Schiedsrichter Schörgenhofer nichts, eine klare Fehlentscheidung, die den stets emotionalen und lauten Austria-Vorstand Kraetschmer auf der Tribüne endgültig zur Weißglut trieb.

Schlagabtausch

Auch nach dem Seitenwechsel investierte die Austria viel Energie, wirkte zunächst noch um eine Spur gefährlicher als die Salzburger. Doch die mussten ob der Führung ohnehin nicht Tür und Tor öffnen. Der schnelle Kayode beschäftigte die Salzburger Hintermannschaft mit Permanenz, oft war er zu schnell für das Spiel, die Anzahl seiner Läufe ins Abseits war am Ende zweistellig.

Nach einer Stunde hatte Austria-Goalie Hadzikic, der Ersatz für den verletzten Almer, seinen großen Auftritt, als er einen Schuss von Soriano aus dem Eck fischte. Von da an hatten die Gäste das Geschehen wieder unter Kontrolle und hätte bei einem Foul an Damari einen Elfmeter erhalten müssen. Hätten. Kurz danach knallte Minamino den Ball ans Lattenkreuz.

Thorsten Fink brachte mit Friesenbichler im Finish seinen besten Joker. Der schon wieder stach: Nach dem Siegestor im Derby gelang ihm der viel umjubelte Ausgleich (80.). 11.822 Fans gingen zufrieden nach Hause. Vielleicht sind es nächstes Mal mehr...

Ergebnisse, Tabelle

FK Austria Wien - Red Bull Salzburg 1:1 (0:1)

Wien, Generali-Arena, 11.822 Zuschauer, SR Schörgenhofer.


Tor: 0:1 (24.) Miranda
1:1 (80.) Friesenbichler

Austria: Hadzikic - De Paula, Windbichler, Rotpuller, Martschinko - Holzhauser - Gorgon, Kehat (88. Serbest), Grünwald, Zulechner (71. Friesenbichler) - Kayode (91. Shikov)

Salzburg: Walke - Schwegler, Miranda, Caleta-Car, Ulmer (46. Lainer) - Minamino (83. Mukhtar), Schmitz, Keita, Berisha - Soriano, Damari (71. Reyna)

Gelbe Karten: Holzhauser, Zulechner, De Paula, Kehat bzw. Miranda, Lainer

Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): "Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass wir ein sehr intensives, interessantes, hochklassiges Spiel gesehen haben. Austria hatte die Chance durch Kayode, wir hatten aber in der ersten und zweiten Hälfte auch Chancen zum 2:0. Da wäre es möglich gewesen, das Spiel zu entscheiden. Die Austria hat aber hohes Tempo angeschlagen und daran geglaubt. Der junge Friesenbichler hat ein Patent auf solche Schüsse. Mehr Chancen hatten sie aber nicht. Was bleibt, ist ein gutes Spiel meiner Mannschaft und der Ausblick auf eine spannende Situation."

Über das Fehlen von Martin Hinteregger: "Es geht um die letzten zwei Trainingseinheiten, wo er nicht ganz bei der Sache war. Es war diese Woche momentan sehr schwer für ihn, sich hundertprozentig zu konzentrierten auf dieses schwierige Spiel. Jetzt geht er zum Nationalteam, dort kann er den Kopf freibekommen. Danach wollen wir die Situation analysieren und schauen, wie es weitergeht. Aber ich würde keine große Geschichte daraus machen." (Anm. d. Red.: Hinteregger soll ein Angebot aus dem Ausland haben und sich über die hohe Ablöseforderung der Salzburger geärgert haben.)

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Wir hätten 1:0 führen können, aber dann geht es oft schnell anders. Ich denke, wir haben ein gutes Spiel von beiden Mannschaften gesehen. Beide haben mit offenem Visier gespielt, für mich ist es ein gerechtes Unentschieden. Wir haben die Qualität, die reicht, um Platz drei in dieser Saison zu erobern. Aber wir sollten nicht träumen, sondern den Augenblick genießen."

Über Kevin Friesenbichler: "Wenn ich ihn bringe, ist er da. Er hat einen Lauf. Bei mir heißt er jetzt 'Klaus Lauf'."

Kevin Friesenbichler (Austria-Torschütze): "Ich denke, es war ein schnelles, gutes Spiel von beiden Mannschaften. Meiner Meinung nach waren wir in der zweiten Halbzeit das spielbestimmende Team. Wir trainieren zweimal die Woche Abschlüsse, gestern ist genau so einer reingegangen. Dass es heute wieder passt, ist ein Wahnsinn."

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