Der Selbstfaller verschärft die Lage

Österreich verliert gegen Irland
Österreich war nach vorne ratlos und kassierte auch gegen Irland ein dummes Kontertor.

Es wurde etwas kälter in der Qualifikationsgruppe D. Nur ein Punkt nach den Spielen gegen die Rivalen Wales und Serbien ließ manchen Beobachter schon zittern im zum Eiskasten umfunktionierten Happel-Stadion. Was also tun gegen die Iren? Gewinnen. Fast eine Verpflichtung, will man etwas entspannter dem Frühjahr entgegenblicken.

Der Ernst der Lage schien sich in den Köpfen der Teamspieler festgesetzt zu haben. Denn Österreichs Team schenkte seinem am Freitag 56 Jahre alt gewordenen Chef zunächst zehn Minuten, wie sie Marcel Koller zu sehen wünscht. Pressing, Zielstrebigkeit, den Willen, eine Auseinandersetzung so schnell wie möglich zu einer klaren Angelegenheit zu machen.

Marcel Sabitzer gefiel in der Rolle des verletzten Junuzovic, und Alessandro Schöpf versuchte über die rechte Seite, für erhöhten Druck zu sorgen. Alles sehr gefällig, appetitanregend. Doch die Iren zogen durch, was sie schon bei der EM bis ins Achtelfinale gebracht hatte. Bieder zwar, aber robust, immer wieder nah am Gegenspieler, erzeugten sie bald Ratlosigkeit in der angriffslustigen österreichischen Mannschaft.

Irisches Lebenszeichen

In der 13. Minute wäre beinahe alles auf dem Kopf gestanden: ein abgefälschter Schuss von McClean verfehlt Österreichs Tor knapp. Die Verschnaufpause nach dem Anfangsfurioso tat ihre Wirkung. In diese Phase fiel auch ein gefährlicher Eckball der Iren in den Strafraum, Janko konnte mit letzter Mühe gegen seinen Schatten Duffy klären.

Österreich versuchte in der Folge, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Mehr als redliches Bemühen sprang dabei aber nicht heraus. Immer wieder verhedderte sich der Spielfluss in den zwei eng beieinander stehenden Viererketten der Iren.

Der Selbstfaller verschärft die Lage
Football Soccer - Austria v Republic of Ireland - 2018 World Cup Qualifying European Zone - Group D - Ernst-Happel Stadium, Vienna, Austria - 12/11/16 Austria's Marcel Sabitzer in action with Republic of Ireland's Ciaran Clark Reuters / Leonhard Foeger Livepic EDITORIAL USE ONLY.
Bis zur 39. Minute. Endlich wieder eine gelungenen Aktion, endlich wieder Gefahr vor dem irischen Tor. Als Dragovic und Arnautovic die beste Chance einleiteten, Sabitzer den Ball an die Latte hob, Wimmer den Abpraller zu Janko spielen wollte. Das Publikum im ausverkauften Stadion fand aus der drohenden Kältestarre.

Irland antworteten mit einem dynamischen Angriff über links, Walters war so freundlich, den Stanglpass über die Latte, statt ins Tor zu befördern. Es blieb dabei: Özcan hatte noch immer nicht rettend eingreifen müssen oder können.

Pause. Gefüllt mit Hoffnung, doch auch mit dem Bewusstsein, dass vor den ersehnten drei Punkten noch ein hartes Stück Arbeit stand.

Kalte Dusche

Und gar nicht brauchen konnten Österreichs Team und seine Fans, was in der 48. Minute folgen sollte: die kalte Dusche. Der irische Konter war einfach. Zu einfach. Ein Zupfer von Merley gegen Wimmer rechts hinten auf der irischen Seite. Und dann ging es ganz schnell: James McClean kam über links und Klein allein vors Tor, machte die Augen zu und knallte einfach drauf. Torhüter Özcan deckte die kurze Ecke ab und bekam den Ball durch die Beine. 0:1.

Danach sollte sich herausstellen, dass Österreich momentan nicht in der Lage ist, zuzusetzen. Keine zwingenden Kombinationen, niemand, der das Kommando übernimmt. Auch nicht David Alaba, der mitten im Spiel die Kapitänsbinde von Julian Baumgartlinger übernahm. Je ein Weitschuss von Joker Schaub und Alaba waren einzige Ausbeute eines zunehmend ratlos werdenden Teams. Janko vergab in Minute 94 die letzte Chance auf zumindest einen Punkt.

Was bleibt: Nur noch ein Neustart nach der Winterpause kann helfen, den Weg nach Russland zur WM 2018 doch noch zu finden.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 (ausverkauft), SR Sergej Karasew/RUS

Tor: 0:1 (48.) McClean

Österreich: Özcan - Klein, Dragovic, Hinteregger, Wimmer (78. Ilsanker) - Baumgartlinger, Alaba - Schöpf (57. Schaub), Sabitzer (73. Harnik), Arnautovic - Janko

Irland: Randolph - Coleman, Duffy, Clark, Brady - Hendrick, Whelan (24. Meyler), Arter - Hoolahan (78. McGoldrick), McClean (85. McGeady)- Walters

Gelbe Karten: Dragovic, Baumgartlinger bzw. Duffy, Brady

Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Wir wussten, dass es ein Geduldspiel wird, dass die Iren sehr gut in der Defensive stehen, grundsätzlich mit zehn Mann hinter dem Ball stehen. Wir hatten vor der Pause zwei Chancen, haben aber das Tor leider nicht gemacht und dann kurz nach der Pause aus einem Konter das Gegentor bekommen. Wenn du vorne links den Ball verlierst, darfst du hinten rechts nicht das Tor bekommen. Das Momentum ist nicht auf unserer Seite. Wir machen vorne nicht die Tore. Es sind Kleinigkeiten. Wichtig ist, dass wir noch sechs Spiele haben, es sind 18 Punkte noch zu vergeben. Es wird eng werden, wir müssen noch mehr zusammenrücken."

Alessandro Schöpf (ÖFB-Mittelfeldspieler): "Es war sehr schwierig für uns. Sie sind defensiv super gestanden. Es war daher sehr schwierig für uns, Torchancen herauszuspielen. Wir haben die Lücken nicht gefunden. Sie haben sehr kampfbetont gespielt und haben unser Spiel damit kaputt gemacht."

Martin O'Neill (Teamchef Irland): "Die Österreicher haben uns zu Beginn unter Druck gesetzt, aber wir haben dem Druck standgehalten und waren in der zweiten Hälfte wirklich stark. Die Österreicher werden enttäuscht sein, aber sie haben noch immer eine Chance auf die WM. Die Gruppe wird eng bleiben. Die Mannschaften werden einander gegenseitig Punkte wegnehmen. Es ist noch ein weiter Weg zur WM."

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