Uruguay und das Ende einer "historischen Generation"

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Trainer Tabarez: "Gibt viele Länder, die zur Fußball-Elite gehören, die sich vor uns aus dem Turnier verabschiedet haben."

Für Edinson Cavani war das Aus besonders bitter. Ein Bluterguss in der Wade hatte den Stürmerstar von Paris Saint-Germain im Viertelfinale der Fußball-WM zum Zuschauen gezwungen. Ohne den 31-Jährigen musste Uruguay am Freitag die Überlegenheit Frankreichs anerkennen. Zumindest tat dies Uruguays Teamchef Oscar Tabarez nach dem 0:2 in Nischni Nowgorod.

"Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der besser und stärker war als wir", erklärte . Dennoch könne sein Team mit Stolz und erhobenen Hauptes die Heimreise antreten. "Ich denke, dass die Welt gesehen hat, was wir erreicht haben, was wir wollen, und welche Art von Land wir sind. Wir sind ein kleines Land. Für uns ist es schwieriger als für Frankreich, Deutschland oder England."

Verletzung  "keine Ausrede"

Mit lediglich 3,3 Millionen Einwohnern hatte Uruguay die Fußball-Welt schon mehrmals ins Staunen versetzt. 1930 und 1950 jeweils Weltmeister, erreichten die Südamerikaner zuletzt 2010 das WM-Halbfinale. Auch in Russland holten die "Urus" dank ihrer soliden Defensive in den ersten vier Spielen vier Siege. Cavanis Blessur - mit drei Treffern Uruguays bester Turniertorschütze - kam aber zur Unzeit.

"Die Verletzung von Edi ist keine Ausrede", betonte Sturmkollege Luis Suarez nach dem Aus. Auch die Ersatzleute hätten alles gegeben. "Ich bin zufrieden mit dem Einsatz, mit dem Stolz, den wir als Mannschaft gezeigt haben. Unter den acht besten Mannschaften der Welt zu sein ist nichts Einfaches", betonte der Star des FC Barcelona, der ohne seinen kongenialen Partner im Angriff blass geblieben war.

Ähnlich sah das sein Trainer. "Es gibt viele Länder, die zur Fußball-Elite gehören, die sich vor uns aus dem Turnier verabschiedet haben", verwies Tabarez, seit 2006 verantwortlich, etwa auf Titelverteidiger Deutschland oder den großen Nachbarn Argentinien. Wenige Stunden nach Uruguay erwischte es auch Brasilien, wodurch zum fünften Mal in der WM-Geschichte alle Halbfinalisten aus Europa kommen.

Muslera als Unglücksrabe

Zum Unglücksraben avancierte Uruguays Torhüter Fernando Muslera, der einen Flatterball von Antoine Griezmann zum 2:0 durch die Finger rutschen ließ. Auf der Gegenseite hatte Frankreichs Keeper Hugo Lloris zuvor einen Kopfball von Martin Caceres meisterlich aus dem Eck gefischt - ein kleiner, aber feiner Unterschied.

"Natürlich schmerzt es zu verlieren, für ein Land wie Uruguay, mit unserer Geschichte. Aber wir dürfen nicht überdramatisch sein", meinte Tabarez, mit 71 Jahren der älteste Teamchef dieser WM. "Wir träumen weiter, die Dinge gehen nie zu Ende. Eine WM wird alle vier Jahre gespielt."

2022 in Katar könnte es für einige Leistungsträger aber schon zu spät sein. Cavani, Suarez und der starke Außenverteidiger Martin Caceres sind dann jeweils 35 Jahre alt, Muslera und Kapitän Diego Godin 36. "Die WM endet für Uruguay", schrieb die in Montevideo erscheinende Zeitung "El Obervador" am Samstag. "Es ist sicher auch das Ende einer historischen Generation, jener von Muslera, Godin, Caceres, Suarez und Cavani."

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