Im Rampenlicht: Die Schlüsselrollen dieser WM

Wandelnder Drogeriemarkt: Diego Maradona war aufgezuckert.
Wer hat für Diskussionsstoff gesorgt? Wer stand im Rampenlicht? Und wem gebührt die Rote Karte?

Ein Spiel noch, dann ist diese WM in Russland Geschichte. Gelegenheit für einen Blick in den Rückspiegel auf die Gesichter dieser Endrunde. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Spätestens seit dieser WM weiß die ganze Welt: Nehmerqualitäten gehören definitiv nicht zu Neymars Stärken. Jede noch so geringe Berührung holte den Superstar prompt von den Füßen. Gefühlt lag der Brasilianer die Hälfte der Zeit wehklagend und wimmernd auf dem Rasen herum. Hätte er nicht gar so oft und übertrieben den sterbenden Schwan gemimt, vielleicht wären die Brasilianer heute im Finale. Längst haben auf der ganzen Welt die Menschen seinen Dreh raus – in den sozialen Netzwerken kursieren hunderte Videos, in denen Jungfußballer einen auf Neymar machen und über den Platz rollen. Umwerfend.

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Felipe Baloy
Auch wenn es nur der Ehrentreffer zum 1:6 gegen England gewesen sein mag – der erste WM-Torschütze aus Panama wurde gefeiert und bejubelt, als hätte er mit seiner heroisch-historischen Tat dem kleinen Land den Titel beschert. Laut Statistik (0 Punkte, 2:11 Tore) war Panama das schlechteste Team der WM, trotzdem standen die Menschen nach der Rückkehr der Fußballer in die Heimat Spalier. Oh wie schön ist Panama.

Diego Maradona
Von seinem Temperament hätten sich die argentinischen Spieler etwas abschauen können. Aber möglicherweise wären sie dann Gefahr gelaufen, beim Dopingtest durchzufallen. Die Droge Fußball allein kann es nicht gewesen sein, die Maradona auf der Tribüne so hat auszucken lassen. Der Weltmeister von 1986 schnitt wilde Grimassen und schien phasenweise am Rande des Zusammenbruchs. Negativer Höhepunkt: Der Stinkefinger der Hand Gottes.

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Rurik
Rein sportlich betrachtet hat der isländische Stürmer wenig Eindruck hinterlassen, aber die weltweite Fangemeinde hat bei ihm offensichtlich nicht so sehr auf die Beine geschaut, was schon der Hashtag #sexyrurik beweist. Rurik Gislason gewann die inoffizielle Wahl zum schönsten Spieler dieses Turniers. Als er nach Russland anreiste, hatte der 30-Jährige noch 40.000 Follower auf Instagram, als er nach der Vorrunde die Heimreise antrat, folgten Gislason 1,3 Millionen.

Andreas Granqvist
Der Strafenkatalog des Weltverbandes haut einen aus den Socken. Wer könnte das besser wissen als der schwedische Kapitän: Schwedens Verband wurde von der FIFA kräftig zur Kasse gebeten, weil Granqvist falsche Socken getragen hatte. 110.000 Euro wurden ausgefasst. Nur zum Vergleich: Der serbische Teamchef Mladen Kristajic, der den Schiedsrichter zum Kriegsverbrechertribunal verdammte, („Ich würde ihn nach Den Haag schicken, damit man ihm den Prozess macht, so wie man uns den Prozess gemacht hat“) kam für sein verbales Foul mit 4300 Euro glimpflich davon.

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Recep Erdogan
Die Türkei war bei dieser WM nur Zaungast, doch ihr Präsident war omnipräsent. 'Erdogate', wie die Affäre um gemeinsame Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit Erdogan genannt wurde, erwischte Deutschland auf dem falschen Fuß. Der größte Sportverband der Welt präsentierte sich im Umgang mit dieser Causa noch weit amateurhafter als die deutschen Spieler auf dem Rasen.

Gianni Infantino
Der FIFA-Präsident war in Russland ein richtiger Gianni Dampf in allen Stadien. Immer erste Reihe fußfrei, immer mit Politikern und Machthabern auf du und du. Natürlich sagte Infantino das, was Vorgänger Joseph S. Blatter anlässlich der vergangenen Weltmeisterschaften stets gesagt hatte: Dass das Turnier in Russland „die beste WM aller Zeiten“ gewesen sei. Wetten, dass er oder sein Nachfolger in vier Jahren über die WM in Katar das gleiche sagen werden.

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