An der Börse ist Peru der Weltmeister

An der Börse ist Peru der Weltmeister
Kupfer, Zinn, Blei: Mit den Preisen für Industriemetalle zogen auch die Aktienkurse im Andenstaat an

Wer darauf setzt, dass Peru Fußball-Weltmeister wird, wird wohl keinen Blumentopf gewinnen. Anders als auf dem Rasen läuft es auf dem Börsenparkett: Dort ist Peru klarer Weltmeister.

Die Fondsgesellschaft Fidelity hat verglichen, wie sich die Börsen der WM-Teilnehmerländer geschlagen haben. Dafür herangezogen wurde die kumulierte Kursentwicklung (anhand der MSCI Länderindizes) im Zeitraum 11. Juli 2014 bis Ende März 2018 – jeweils umgerechnet von Landeswährung in Euro. Mit einem Plus von 64,2 Prozent ist Peru klarer Sieger, gefolgt von Japan (38,7 Prozent) und Südkorea (36 Prozent). Schlusslicht ist Nigeria (minus 49,3 Prozent). Noch-Fußball-Weltmeister Deutschland befindet sich mit 16,7 Prozent nur im Mittelfeld.

Diese Analyse sei zwar mit einem Augenzwinkern zu verstehen, meint Fidelity-Österreich-Chef Adam Lessing. Für Anleger lohne sich aber ein Blick auf den Vize-Börsenweltmeister Japan. Die Unternehmen dort investieren wieder verstärkt, ihre Gewinne steigen. Im Vergleich zu anderen Regionen seien japanische Aktien attraktiv bewertet.

Perfektes Timing

Und warum hat gerade Peru das Börsenrennen gemacht? „Das hat mit dem Timing-Effekt zu tun“, sagt Lessing. 2014, zu Beginn des Vergleichszeitraums, stand Peru vergleichsweise schwach da. Und das deshalb, weil die Rohstoffpreise fielen. Peru ist hinter Chile der weltweit zweitgrößte Produzent von Kupfer und Zink. Bei Silber ist das Land die weltweite Nummer 1, bei Zinn die Nummer 3, bei Blei und Gold hält man den 4. und 5. Rang. Für Peru ist vor allem Kupfer wichtig, das meistgehandelte Industriemetall der Welt. Nach der Talfahrt des Kupferpreises geht es seit zwei Jahren wieder nach oben. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich das Industriemetall um knapp 28 Prozent verteuert. Da rentiert es sich wieder, Minen zu eröffnen und die Produktion zu erhöhen.

Peru gilt als eines der wirtschaftsliberalsten Länder Lateinamerikas. Dass Unternehmen dort weniger Hürden überwinden müssen als anderswo, ist auch an einem Index abzulesen, mit dem die Weltbank misst, wie unternehmerfreundlich Länder sind. Von 190 untersuchten Staaten lag Peru hier zuletzt auf dem 58. Platz. In der Region Lateinamerika und Karibik ist nur Mexiko (Platz 49) besser klassiert. Zum Vergleich: Österreich landete auf Platz 22.

Das Land mit seinen rund 32,5 Millionen Einwohnern belegt übrigens nicht nur im Bergbau die vorderen Weltrangplätze. Peru ist auch der weltgrößte Exporteur von Spargel und Paprika. Mit der EU hat das Land seit März 2013 ein Freihandelsabkommen.

Kampf der Korruption

Wegen der verheerenden Überschwemmungen Anfang des Jahres wuchs die Wirtschaft Perus im Vorjahr nur um 2,5 Prozent. Für heuer ist ein Plus von 3,7 Prozent vorausgesagt. Laut dem österreichischen AußenwirtschaftsCenter in Santiago wird das Wachstum noch immer von den Folgen des Korruptionsskandals rund um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht gehemmt.

Der war in zahlreiche peruanische Großprojekte involviert und musste sich zurückziehen. Odebrecht hatte über Jahre hinweg hochrangige Politiker in etlichen Ländern Lateinamerikas geschmiert, um sich öffentliche Aufträge zu sichern.

Bereits mehrere Präsidenten Perus sind über Korruptionsvorwürfe gestolpert, zuletzt der deutschstämmige Pablo Kuczynski, der mit seinem Rücktritt die Flucht nach vorne antrat. Im März wurde daraufhin Martín Vizcarra als neuer Staatschef des Andenlandes vereidigt.

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