Familienzwist auf der EM-Bühne in Lens

Granit Xhaka spielt mit der Schweiz gegen ...
Albaniens Taulant Xhaka über das Duell mit Bruder Granit, der für die Schweiz spielt.

Bei der WM 2014 trafen mit Kevin-Prince und Jérôme Boateng, die den gleichen Vater haben, erstmals zwei Halbbrüder in verschiedenen Nationalteams aufeinander. Ein brüderliches 2:2-Remis gab es damals zwischen Ghana und Deutschland. Wer am Ende über den WM-Titel jubeln durfte, ist bekannt.

Nach dem Titel des Europameisters trachtet auch bei der EM in Frankreich ein Brüderpaar, das nicht für die gleiche Nation am Start ist. Taulant Xhaka spielt für Albanien. Der 25-Jährige ist der um ein Jahr ältere Bruder des bekannteren Granit Xhaka, der für die Schweiz spielt und vor der EM einen spektakulären Karrieresprung von Mönchengladbach zu Arsenal vollzogen hat. 45 Millionen Euro haben die Gunners für ihn auf den Tisch gelegt.

Familienzwist auf der EM-Bühne in Lens
A combination of two file pictures shows Switzerland's midfielder Granit Xhaka in Salvador on June 19, 2014 and Albania's Taulant Xhaka (R) in Elbasan on March 29, 2015. Switzerland face Albania in their first Euro 2016 group A football match in Lens on June 11, 2016. The Switzerland-Albania clash in Group A on June 11 stands out because it could see Swiss star Granit Xhaka playing against his brother Taulant in the Albanian side. / AFP PHOTO / Anne-Christine POUJOULAT AND GENT SHKULLAKU
Noch nicht ganz so einen hohen Marktwert hat Bruder Taulant, der nach einer Ausleihe an die Grasshoppers Zürich wieder bei seinem Heimatverein FC Basel spielt. Heute kommt es in Lens zum Duell der beiden Brüder. Ob es das schon einmal gab? "Ja, als ich in der Schweiz von Basel an die Grasshoppers verliehen war, haben wir schon gegeneinander gespielt", sagt Taulant zum KURIER. "Aber es war kein direktes Duell, weil ich damals rechter Verteidiger gespielt habe und Granit im zentralen Mittelfeld."

Heute spielen die Brüder, die in Basel geboren wurden und deren Familie aus dem Kosovo stammt, beide im Zentrum. Ob man im Zweikampf ganz vergessen kann, dass es die Beine des Bruders sind? "Vor dem Spiel vielleicht nicht ganz, aber während der 90 Minuten muss man es vergessen können. Da muss ich einfach mein Bestes für Albanien geben und er für die Schweiz. Der Bessere soll am Ende gewinnen."

Trikottausch

Die heutige Partie war in der Familie Xhaka Thema Nummer eins in den letzten Monaten. "Granit und ich haben uns täglich darüber unterhalten, wenn wir telefoniert oder einander geschrieben haben. Das Ganze wird sehr speziell für uns. Aber da müssen wir durch. Und nach dem Spiel nehm’ ich sein Trikot und er meines. Das ist klar."

Die Beziehung zu seinem jüngeren, um zehn Zentimeter größeren und prominenteren Bruder beschreibt Taulant Xhaka als außergewöhnlich gut. "Ich bin sehr stolz auf ihn", sagt er, angesprochen auf den Transfer zum Topklub Arsenal. "Er hat bisher das Maximum herausgeholt aus seiner Karriere und zuletzt vier Jahre lang in Deutschland gezeigt, dass er sich so einen Aufstieg verdient hat."

Vergleich

Was die beiden auf dem Fußballplatz voneinander unterscheidet? "Granit schlägt die langen Bälle besser. Ich bin eher der defensivere Spieler, der viele Zweikämpfe gewinnen kann und für die Mannschaft da ist."

Heute geht es für ihn darum, für Albanien da zu sein. Wie die Stimmung im Team des EM-Debütanten ist? "Sehr gut, ein wenig angespannt und vielleicht nervös sind wir aber schon. Es ist ja immerhin unsere erste Turnier-Teilnahme."

Die zweite ist es für die Österreicher, von denen Taulant Xhaka zwei Spieler gut kennt. Marc Janko, mit dem er jüngst den Meistertitel gewonnen hat. Und Aleksandar Dragovic, mit dem er schon vor Jahren in Basel gemeinsam gespielt hat. "Drago und ich telefonieren ab und zu. Er und Marc sind auf jeden Fall Schlüsselspieler eurer Mannschaft neben Alaba und Arnautovic. Von den Spielern her zählt Österreich für mich zu den Favoriten."

Mit seinen Albanern will er in Gruppe A gegen Frankreich, die Schweiz und Rumänien überraschen. Dafür hat man sich in Bad Waltersdorf vorbereitet. Ob er auch nach der EM noch für Albanien spielt, ist jedoch unklar, weil erst vor wenigen Wochen der Kosovo von der UEFA aufgenommen wurde und es auch noch die Möglichkeit zu einem Wechsel gibt. "Ich werde jetzt die EM mit Albanien durchziehen. Was später passiert, kann man nie sagen."

Bruder Granit hat sich bereits entschieden: Er spielt auch in Zukunft für die Schweiz.

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