Müller: "Schönere Spiele gibt es nicht"

In Marseille, wo am Donnerstag Frankreich wartet, bereiten sich die Deutschen vor.
Die Deutschen gehen frohen Mutes in die Partie gegen Gastgeber Frankreich.

Das Vertrauen in den Teamchef ist groß. "Er weiß in den Situationen, wie er zu regieren hat", sagte Offensivspieler Thomas Müller mit der Gewissheit, dass Joachim Löws Matchplan wie schon im Viertelfinalkrimi gegen die Italiener zum Erfolg führen wird. "Er wirkt auch auf uns sehr zuversichtlich", berichtete der Torjäger voller Vorfreude auf die Partie am Donnerstag (21.00 Uhr/ZDF) im Stade Vélodrome. "Viel schönere Spiele gibt es nicht", sagt der 26-Jährige.

Neun deutschen Siegen stehen gegen die "Blauen" bisher elf Niederlagen entgegen. Allerdings haben die Deutschen zuletzt die wirklich wichtigen Partien bei Weltmeisterschaften gegen Frankreich gewonnen: 5:4 im Elfmeterschießen 1982 in Sevilla, 2:0 im mexikanischen Guadalajara 1986 und zuletzt 1:0 im Halbfinale vor zwei Jahren in Rio de Janeiro. Löw interessieren die Statistiken nicht: "Das Jetzt ist entscheidend."

Mustafis Chance

Im Jetzt wird der Bundestrainer im Halbfinale "neue Namen reinbringen". Löw muss neben dem gelb-gesperrten Mats Hummels die verletzten Mario Gomez und Sami Khedira sowie voraussichtlich auch Bastian Schweinsteiger ersetzen. Der Kapitän konnte wegen seiner erneuten Knieverletzung auch gestern nur Fitnessübungen bestreiten.

Mindestens drei Startelfwechsel wird Löw gegenüber dem Viertelfinale gegen die Sqadra Azzurra vornehmen. Für Hummels dürfte bei vorausgesagten hohen Temperaturen Shkodran Mustafi in die Dreierkette rücken, falls sich der Chefcoach wieder für diese Abwehrvariante entscheidet. Da es im deutschen Aufgebot keinen gesunden klassischen Mittelstürmer mehr gibt, könnte Müller die Rolle von Gomez übernehmen und Julian Draxler wieder im offensiven Mittelfeld beginnen.

Auf der Khedira-Position in der Mittelfeldzentrale hat der Dortmunder Julian Weigl gute Chancen auf sein Turnierdebüt. "Er löst manche Dinge anders, hat ein ganz geschicktes Positionsverhalten. Er macht die Passwege zu, ist unglaublich sicher am Ball", zählte der Bundestrainer die Vorzüge des 20 Jahre jungen Dortmunders auf. Löws großer Stab hat zwischen den Spielen immer dafür Sorge getragen, dass die Reservisten topfit sind, wenn es darauf ankommt.

Höwedes’ Pause

Dass auch Benedikt Höwedes am Dienstag im Stade Camille Fournier von Évian nicht am Teamtraining teilnahm, bezeichneten die DFB-Verantwortlichen als Vorsichtsmaßnahme. Der Schalker Allroundspieler ist für Löw "Gold wert", egal ob er gegen die nach dem 5:2 im Viertelfinale gegen Island euphorisierten Franzosen eine Dreier- oder Viererkette in der Abwehr aufstellt.

Nach dem Jahrhundert-Elfmeterschießen gegen Italien soll nun auch die Partie gegen Frankreich zu einer Zwischenstation werden. "Es ist normal, dass die französische Mannschaft selbstbewusst ist, gerade die Offensive. Das heißt aber nicht, dass wir Angst haben. Wir wissen, dass wir ein sehr gutes Turnier gespielt haben, gerade in der Defensive", sagt Welttorhüter Manuel Neuer, der im EM-Turnier bisher nur vom Elfmeterpunkt aus bezwungen werden konnte.

Freilich ist Vorsicht geboten. "Wir wissen um die hohe individuelle Klasse der Franzosen. Dem müssen wir Ordnung und Entschlossenheit entgegenstellen", unterstrich Team-Manager Oliver Bierhoff. Von Parallelen zu Brasilien vor zwei Jahren, als ein ebenfalls hochmotivierter WM-Gastgeber überdrehte und unterging, will der einstige DFB-Kapitän nichts wissen. "Den Gefallen wird uns Frankreich nicht tun, das wird ein ganz anderer Widerstand", erklärte Bierhoff.

Müller amüsierte der Gedanke an eine Wiederholung des Spektakels von Rio. "Wenn es eine Parallele wird, ist es gut für uns. Aber ich will jetzt nicht sagen, dass wir 7:1 gewinnen, das wäre ein bisschen zu viel", erklärt der Münchner.

Müllers Lack

Nach insgesamt zehn EM-Spielen ohne eigenen Treffer will Müller die Torbilanz endlich aufpolieren. "Tore sind nicht mein Benzin, eher der Lack auf dem Auto, der Speziallack, der nach außen gut aussieht", erklärte Müller. "Mein Antrieb ist es, mit der Mannschaft etwas Großes zu leisten. Wir sind als Weltmeister hier angetreten. Und internationale Titel nacheinander zu holen, so wie es die Spanier vorgemacht haben, ist ja nicht alltäglich."

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