Kollers Co Janeschitz: "Bin einfach seine rechte Hand"

Blindes Verständnis: Janeschitz und Koller arbeiten seit 2011 zusammen.
Der Teamchef-Assistent über die Zusammenarbeit mit Marcel Koller und sein Mathematik-Studium.

Thomas Janeschitz ist auch bei der EURO, zu der Österreichs Team morgen fliegt, der engste Vertraute von Teamchef Marcel Koller. Der 49-Jährige über seine Aufgaben im Team, seine Vergangenheit als Lehrer und die Parallelen zwischen Fußball und Mathematik.

KURIER: Sie feiern am 22. Juni, wenn Österreich auf Island trifft, Ihren 50. Geburtstag. Was wünschen Sie sich?

Thomas Janeschitz: Dass wir doppelten Grund zum Feiern haben. Die Idealvorstellung wäre, dass wir schon davor für die nächste Runde qualifiziert sind und dann nach einem Sieg gegen Island beim Rückflug ins Base-Camp anstoßen können.

Was sind Ihre Aufgaben als Assistent von Marcel Koller?

Das Wort Assistent beinhaltet viel. Es geht um Trainingsplanung, Spielerbeobachtung, Gegnerbeobachtung. Ich bin da einfach seine rechte Hand.

Wie würden Sie ihr Verhältnis zu Marcel Koller beschreiben?

Als fantastisch. Ich glaube, dass wir uns sehr ähnlich sind in unserer Denkweise. Im fußballerischen Bereich, wie auch im zwischenmenschlichen. Oft spricht der eine das aus, was der andere gerade gedacht hat.

Dabei haben Sie ihn bis zu seiner Bestellung 2011 nicht persönlich gekannt.

Wir haben in der Stadthalle gegeneinander gespielt, als er mit den Grasshoppers Zürich zu Gast war und Torschützenkönig geworden ist. Mir hat es damals schon gefallen, wie er als Spieler aufgetreten ist und wie er gespielt hat. Als er dann 2011 gekommen ist, hat von Anfang an die Chemie gepasst.

Wie haben Sie sich dann sein Vertrauen erarbeitet?

Ich denke es war zunächst für ihn auch gut, jemanden zu haben, der die österreichischen Verhältnisse kennt. Er hat sich über mich erkundigt und war bei einem Spiel meines U-17-Teams zuschauen. Er hat damals genau auf die Spielart meiner Truppe als auch auf meine Art zu coachen geachtet. Das gegenseitige Vertrauten kommt vom offenen Umgang miteinander und der gemeinsamen Arbeit. Ich denke, dass er meinen fußballerischen Zugang schätzen gelernt hat.

Zwischen Cheftrainer und Assistent gibt es oft ein psychisches Spiel im Umgang mit den Spielern. Wer von Ihnen ist der "Good Cop" und wer der böse?

Wir können beide beides sein, weil wir auch vom Führungsverständnis ähnlich ticken. Bei so einem großen Kader ist es normal, dass der eine vielleicht mit diesem und der andere mit jenem Spieler besser kann. Ich denke, dass die "Good Cops" eher in der medizinischen Abteilung zu finden sind (lacht). Wenn man genau schaut, erkennt man am Auftreten der Spieler oder beim Jubel, dass die Harmonie stimmt.

Wie hat Ihr Arbeitsumfang zuletzt ausgesehen?

Es ist darum gegangen, zumindest ein grobes Bild von allen Teilnehmern zu bekommen. Marcel hat sich in erster Linie mit den Gruppengegnern beschäftigt und ich mich mit den anderen Teams.

Wie kann man sich das vorstellen? Sind sie täglich ins Büro gekommen, haben sich Spiele angesehen und Notizen gemacht?

Genau. Wir haben alle Spiele der letzten zwei Jahre aller Mannschaften auf einem Server liegen. Dann kommen Notizen dazu, ganz normal mit Zettel und Kugelschreiber. In einem Computerprogramm haben wir die Eindrücke dann nach einem Schema gesammelt.

Sie waren zuletzt auch sieben Jahre Leiter der Trainerausbildung. Wie beurteilen Sie den Stellenwert des österreichischen Trainers?

Die Entwicklung ist positiv, wenn man Peter Stöger oder Adi Hütter als Beispiele hernimmt. Mit der Verbesserung des Rufes unseres Fußballs werden auch die Trainer interessanter. Das war auch eine Vision, als ich als Ausbildner begonnen habe.

Sie haben auch Sport und Mathematik auf Lehramt studiert. Haben Sie auch unterrichtet?

Ja, vier Jahre am Gymnasium Himmelhof in Hietzing gleich nach meiner Karriere. Da war ich Klassenvorstand von Veli Kavlak. Auch Rubin Okotie und Andreas Lukse waren meine Schüler.

Beschäftigen Sie sich noch mit Mathematik?

Wenig. Unlängst habe ich beim Sohn eines Freundes, der in Mathematik ein bisserl gezaubert hat, unterstützend eingewirkt. Es ist noch ganz gutgegangen, aber auch in diesem Job verändert sich eine Menge, wenn man eine Zeit lang weg ist.

Was war schwieriger zu absolvieren? Die Trainerlizenz oder das Mathematik-Studium?

Das Mathe-Studium. Jetzt kann ich es ja sagen. Der Grund, warum ich Mathematik als Zweitfach genommen habe, war, weil ich nicht diese dicken Wälzer lernen wollte die es in Geschichte oder Geografie gibt. In der Mathematik ist alles sehr kompakt. Abstrakt zwar, aber ich hab’ mich durchgebissen.

Gibt es Parallelen zwischen Fußball und Mathematik.

Ja. Es gibt auch im Fußball Dreiecke, Rauten im Mittelfeld, symmetrische Dinge oder Spiegelungen. Die Mathematik kommt im Leben mehr vor, als man glaubt.

Mag. Thomas Janeschitz wurde am 22. Juni 1968 in Wien geboren. Er ist verheiratet.

Karriere

Janeschitz debütierte 1985 für den Wiener Sportclub in der 1. Division. Sein 1987 erfolgte Wechsel zu Krems in die 2. Division zahlte sich aus, denn es gelang der Aufstieg 1989 sowie zuvor der überraschende Cupsieg 1988. 1990 kehrte er zum WSC zurück, wo er bis 1993 spielte. Es folgten fünf Jahre beim FC Tirol und zwei weitere bei der Wiener Austria. Neben seiner Karriere als Spieler beendete er sein Studium.

Als Trainer war er im Nachwuchs von Admira, Rapid und Austria tätig. Seit 2009 ist er beim ÖFB.

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