England grummelt, Island träumt

Bester Laune: Islands Trainer Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson.
Teamchef Roy Hodgson steht in der Kritik – Lars Lagerbäck verweist auf seine Serie.

Als hätten sie mit dem Votum für den EU-Austritt nicht genug Sorgen in England, machen nun auch noch die Fußballer Kummer: Nur drei Tore haben die Three Lions in ihren drei Gruppenspielen erzielt; angesichts des Aufwands, den die Mannschaft von Roy Hodgson betreibt, ein kümmerliches Resultat.

Vor dem Achtelfinale gegen Island (Montag, 21 Uhr) steht der 68-jährige Teamchef in der Kritik – und antwortet mit Trotz. "Ich werde nicht um den Job betteln", sagte Hodgson, dessen Vertrag nach der EM in Frankreich endet, nachdem ihm Greg Dyke, der Chef des englischen Verbandes, die Rute ins Fenster gestellt hatte. England müsse das Halbfinale erreichen oder zumindest knapp im Viertelfinale gegen einen Favoriten ausscheiden und spielerisch überzeugen, damit die Zusammenarbeit fortgesetzt werde. Für Roy Hodgson ist alles ganz einfach: "Wenn wir nicht gewinnen, fahren wir nach Hause. Also fangen wir besser langsam einmal an, Tore zu schießen."

Ganz so einfach ist es natürlich nicht, und darauf verweist der Trainer der Isländer: Lars Lagerbäck erinnerte mit Freude an einen Teil seiner Laufbahn. "Als ich noch Nationaltrainer Schwedens war, habe ich sechs Mal gegen England gespielt – und nie verloren", berichtete der 67-Jährige. Wie bei Hodgson ist auch seine Zukunft noch offen, der Schwede denkt an die Pension.

Zuvor aber geht es darum, mit den EM-Debütanten noch einen Großen zu ärgern. Und Lagerbäcks isländischer Mit-Trainer Heimir Hallgrimsson packte schon einmal kleine Psycho-Spielchen aus: "Ihr seid besessen von Elfmetern", sagt er in Richtung der Engländer. "Wenn ich zurückdenke, haben wir jedes Mal getroffen. Wir versenken immer unsere Elfmeter. Also passt auf."

Sechs der letzten sieben Entscheidungen im Penaltyschießen haben die Engländer verloren und dabei nicht einmal zwei Drittel ihrer Versuche ins Netz gebracht. "Ganz ehrlich, wir reden da nicht drüber", sagte Wayne Rooney, der das Thema lieber schnell abhaken wollte und wieder die breite Brust hervorkehrte: "Natürlich gehen wir als klare Favoriten ins Spiel. Wir spielen nicht, um das Viertelfinale zu erreichen. Wir sind hier, um das Ding zu gewinnen."

Die Quote der Daumendrücker in der Heimat spricht jedenfalls klar für Island: Das Fernsehen auf der Insel verzeichnet bei den EM-Spielen Einschaltquoten von 99 Prozent. Auch eine Art Wunder.

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