Ein Freistoßkünstler ist Frankreichs Hoffnungsträger

Dimitri Payet feiert mit 29 Jahren sein Debüt bei einer Großveranstaltung und könnte zum Trumpf werden.

Es waren ganz große Fußballer, die EM-Gastgeber Frankreich zu den bisherigen zwei Titeln führten: Michael Platini war das Genie hinter dem Heimtriumph 1984, Zinedine Zidane das Hirn der Erfolgsmannschaft 2000.

Dimitri Payet in einem Atemzug mit den beiden besten französischen Fußballern aller Zeiten zu nennen, wäre vermessen. Aber der 29-Jährige hat eine Stärke sowohl mit Platini als auch mit Zidane gemeinsam: die Kunst des perfekten Freistoßschießens.

Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass Payet der weltbeste Freistoßschütze ist. In den letzten Monaten hat er einige Male für YouTube-Hits gesorgt: mit tollen Freistoßtoren für seinen Klub West Ham und Frankreich.

Payet ist ein Spätstarter. Mit fast 30 Jahren bestreitet er seine erste Großveranstaltung, obwohl er schon im September 2010 in der französischen Nationalmannschaft debütiert hat. Aber sowohl bei der EM 2012 als auch bei der WM 2014 schaffte er nicht den Sprung in den Kader der Les Bleus.

Geboren wurde Payet in Saint-Pierre auf Réunion, einem französischen Übersee-Département im Indischen Ozean. Früh wurde sein großes Talent erkannt. Mit 12 Jahren holte ihn der Le Havre AC in seine Jugendakademie Frankreichs.

Heimweh

Aber glücklich war Payet im kühlen Norden Frankreichs nie. Vier Jahre hielt er es in der Stadt am Ärmelkanal aus, dann ging er zurück nach Réunion.

Schnell wurde der Offensivallrounder zum Star der D1 Promotionelle, der höchsten Liga der Insel. Und er bekam noch eine Chance in Frankreich.

2004 holte ihn der FC Nantes. Skepsis war bei der Verpflichtung dabei. Der 17-Jährige bekam zunächst nur einen Vertrag für das Reserveteam. Ein Jahr später unterzeichnete er seinen ersten Profivertrag.

Was dann folgte, war eine Achterbahnfahrt. Auf eine gute Saison folgte meist eine schwächere – bei Nantes, bei Saint-Étienne oder Lille. Payet bekam schnell den Ruf, ein schlampiges Genie zu sein. "Er hat großes Talent, ist aber zu unbeständig", meinte Arsenal-Coach Arsene Wenger einmal.

Payet ist anders als viele Vorzeige-Profis. Er löst vieles spielerisch, was sich andere hart erarbeiten müssen. Trainieren soll nicht so seine Sache sein. Er spielt lieber. Erstmals international aufmerksam gemacht hat er auf sich in der Saison 2014/’15. Weniger mit sieben Toren für Olympique Marseille als mit 21 Torvorlagen in der Ligue 1.

Glücksfall

Vor einem Jahr wagte Payet den Sprung nach England. In der Premier League akklimatisierte er sich sofort, wurde zum Glücksgriff von West Ham. Dank des Franzosen spielten die Londoner eine der besten Saisonen ihrer 121-jährigen Geschichte.

Payet erzielte in allen Bewerben zwölf Tore, bereitete 15 weitere vor. Und erreichte mit West Ham einen Europa-League-Startplatz. Die Großklubs wurden auf ihn aufmerksam. Die Klubbosse reagierten. Schon im Februar wurde sein Vertrag vorzeitig verlängert – bis 2021.

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