Blick ins Detail: Stadler beobachtet für Koller

Hermann Stadler (re.) liefert Marcel Koller Details über Gegner.
Der Unter-16-Teamchef analysiert mögliche Gegner in Frankreich. Die Aufarbeitung eines Spiels dauert Stunden.

Inklusive Sportdirektor und Medien-Team werken 21 Betreuer rund um die 23 Spieler Österreichs in Frankreich. Das Aufgebot des ÖFB ist aber noch größer. Denn während das Team im südlichen Mallemort stationiert ist und von Avignon zu allen Spielen fliegt, reisen fünf Scouts permanent durch Frankreich.

Wie Heinz Hochhauser, Gerhard Hitzel, Heimo Kump und Bernard Schuiteman ist dabei auch Hermann Stadler für den ÖFB unterwegs.

Österreichs langjähriger Nachwuchs-Teamchef, der auch aktuelle Teamspieler wie Arnautovic, Ilsanker oder Baumgartlinger gecoacht hat, beobachtet zwischen 10. und 22. Juni insgesamt sechs Spiele bei der EURO. Im Anschluss verfasst er in der Online-Datenbank des ÖFB über jeweils beide Teams einen ausführlichen Bericht, der das Team auf mögliche Gegner in der K.-o.-Runde vorbereiten soll.

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Was dabei alles analysiert wird? "Die grundsätzliche Spielanlage, dazu das Verhalten bei Standardsituationen, in Umschaltphasen oder bei diversen Pressingvarianten." Nicht wenig in 90 Minuten. "Ein Spiel zu analysieren, dauert aber viel länger. Ich studiere im Vorfeld die Kader der Mannschaften und mache mir dann während des Spiels Notizen oder spreche in ein Diktiergerät, sofern es im Stadion nicht zu laut ist", erklärt der 55-Jährige, der seinen Laptop immer dabei hat. Gleich nach dem Spiel kann er sich das Video von der Partie von einem Server des ÖFB herunterladen. Markante Spielsituationen markiert Stadler, indem er sich die exakte Spielzeit dazu notiert und weitergibt. "Das nimmt dem Video-Analysten, der die Szenen für Marcel Koller aufbereitet, Arbeit ab."

Die Arbeit Stadlers endet erst weit nach dem Spiel. "Fünf, sechs Stunden sitzt man am nächsten Tag, weil man auch sämtliche Spieler einzeln analysiert." Bei den Spaniern gab es für den Salzburger zuletzt mehr Stärken als Schwächen zu notieren. Worauf er im Detail schaut? "Es geht darum, Muster zu erkennen. Bei einem Innenverteidiger etwa, wie oft er flach, hoch oder diagonal in der Spieleröffnung spielt. Bei einem Stürmer schaut man auf die Räume, die er gerne sucht und ob er in Eins-gegen-eins-Situationen lieber links oder rechts vorbeigeht."

Die Arbeit macht Spaß. Und Stadler sieht auch einen Nutzen für seinen Trainerjob, der ihn nach bereits drei Nachwuchs-Endrunden im Idealfall noch zu weiteren Turnieren führen soll. "Ich persönlich beobachte auch Trainer und deren Art zu coachen. Bei der Analyse selbst lernst du, Spiel und Spieler besser einzuschätzen, weil du irrsinnig ins Detail gehst."

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