French Open: Großes Flair auf zu kleinem Platz

Das Grand-Slam-Turnier auf der Anlage von Roland Garros bietet Jahr für Jahr interessante Seitenblicke.
Das wohl sauberste Grand-Slam-Turnier wird weiter ausgebaut – und auch wetterfester.

„Der Court Suzanne Lenglen und der Court 2“, sagte Dominic Thiem auf die Frage, welche Plätze ihm besonders in Roland Garros gefallen.

Österreichs Topmann, der heute in Runde zwei auf den Griechen Stefanos Tsitsipas trifft (dritte Partie nach 11 Uhr, live ORF Sport+), wusste es wenige Augenblicke später: Ja, den Court 2 gibt’s gar nicht mehr.

Den Stars, die sich zwischen Stadien, Players Lounge und Umkleidekabinen bewegen, muss dies nicht auffallen. Dem Publikum freilich schon: Auch sonst gibt es nach Umbauarbeiten etwas mehr Platz auf den Flaniermeilen um die großen Stadien (Philippe Chatrier, Court 1, Lenglen).

Dennoch – die Besucher (am Montag kamen insgesamt 33.298) haben vor allem zwischen den Highlights auf den Plätzen so viel Platz wie Sardinen in Dosen. Die Anlage, die nach dem Kriegshelden Roland Garros benannt und 1927 erbaut wurde, wird in den nächsten Jahren noch publikumsfreundlicher. „Das ist das einzige Problem hier, auch daran wird gearbeitet, die Anlage wird maßgeblich erweitert“, sagt Barbara Schett, ehemals Nummer sieben der Welt und als Eurosport-Kommentatorin in Paris.

Frankreich-Liebhaberin

Die Tirolerin hat immer gerne im Südwesten der Stadt gespielt und gearbeitet. „Das hat hier einen besonderen, französischen Flair“, sagt sie, „auch ist hier alles viel sauberer als beispielsweise in New York bei den US Open.“ Ähnlich sieht es auch Thiem-Trainer Günter Bresnik, der 1987 als Betreuer von Horst Skoff erstmals bei den French Open gastierte. „In den Gängen oder Umkleidekabinen kann man vom Boden essen, hier ist alles sehr ordentlich.“

So ganz krisenfest, weil nicht wetterfest, ist man noch nicht. „Die Anlage ist sehr schön. Aber hier weiß man, dass es oft regnet. Für das Publikum gibt es zu wenig Zelte, wo man sich unterstellen kann“, sagt Österreichs Doppel-Star Oliver Marach, der erst ins Turnier einsteigt. Für Fans und Spieler aber überaus positiv: 2020 werden die French Open als letztes Grand-Slam-Turnier ein Dach über dem Kopf haben.

Die Tennis-Fans werden das bisserl Regen verschmerzen. Wenn Superstars wie Nadal auf dem Weg in die Kabinen kurzfristig ein paar Autogramme geben, stehen sie nicht wie begossene Pudel da. Und als gestern die französischen Teamkicker Olivier Giroud und Hugo Lloris g’schwind ein Selfie mit sich schießen ließen, stimmte dies einige Fans froh. Die Tennis-Prominenz vergangener Tage ist ebenso versammelt. Ehemalige Größen wie Boris Becker, Jim Courier, Lindsay Davenport oder Mats Wilander gehen jedes Jahr als Medienvertreter aus und ein.

Ticket-Seller

Viel Ehr’ also für eine Karte um 35 Euro – soviel kostet beispielsweise eine Tageskarte für Mittwoch für die Außenplätze. Hingegen muss man für Last-Minute-Tickets für den Centrecourt Chatrier zwischen 65 und 135 Euro auslegen, für das Herren-Finale nächsten Sonntag nach heutigem Stand zwischen 175 und 325 Euro berappen. Und wer kein Ticket mehr ergattert – diese werden vor den Eingangstüren der Anlage angepriesen wie frische Tomaten auf dem Markt. Wenn es nur regnet, wird das Eintrittsgeld rückerstattet.

Die Kost ist finanziell leicht verdaulich, ein Hot Dog mit Getränk kostet acht Euro, ein Cappuccino rund vier Euro. Früher gab es jedoch ein höheres Bier-Angebot. „Wir achten nun mehr auf die Gesundheit“, sagt eine Dame, die Fruchtsäfte kredenzt. Dafür gibt es unzählige Sport-Boutiquen – mit dem Warenangebot lässt sich wohl ganz Frankreich ausstatten.

Was aber Paris den anderen Stadien sowieso voraushat? „Es ist das einzige Major auf Sand. Bei keinem anderen Belag müssen die Punkte so ausgespielt werden“, sagt der Tiroler Fitnesscoach Gebhard Gritsch, dessen Schützling Novak Djokovic gerade seine Einheiten auf der Trainingsanlage Jean Bouin absolviert hat. Dort ist übrigens dem Publikum der Zugang verwehrt.

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