Chaos-Samstag in Spielberg, Pole für Hamilton

Daniil Kwjat
Unfälle von Rosberg und Kwjat, Herzschlagfinale in Q3.

Trotz negativer Vorzeichen hat das Formel-1-Team von Mercedes auch im Qualifying für den Großen Preis von Österreich in Spielberg den Ton angegeben. Buchstäblich in letzter Sekunde sicherte sich Lewis Hamilton am Samstag die Pole Position. Teamkollege Nico Rosberg wurde Zweiter, muss diesen wegen einer Strafe am Sonntag (14.00 Uhr) aber Landsmann Nico Hülkenberg oder Jenson Button überlassen.

Force-India-Pilot Hülkenberg war zuletzt 2010 in Brasilien in der ersten Reihe gestanden, damals war er sogar vom ersten Startplatz ins Rennen gegangen. "Das erinnert mich sehr an Brasilien. Ich fühle mich unter diesen Bedingungen sehr wohl", sagte der 28-Jährige angesichts der wechselnden Verhältnisse auf dem Red Bull Ring.

Sein zweiter Platz war aber in Gefahr, da Hülkenberg eine Untersuchung der Stewards bevorstand, weil er im ersten Qualifying-Abschnitt (Q1) die bei einer Gelben Flagge erlaubte Geschwindigkeit überschritten haben soll.

Hektisches Finish

Hektik brach im dritten Abschnitt aus. Als die Strecke nach dem Vorbeiziehen des um 14:50 Uhr einsetzenden Regens extrem schnell auftrocknete, kam es auf das richtige Timing der Ausfahrten an. Die Führung wechselte in der letzten Minute mehrmals.

Chaos-Samstag in Spielberg, Pole für Hamilton
TOPSHOT - Mercedes AMG Petronas F1 Team's British driver Lewis Hamilton drives during the qualifying session of the Formula One Grand Prix of Austria at the Red Bull Ring in Spielberg, Austria on July 2, 2016. / AFP PHOTO / SAMUEL KUBANI
Optimal erwischte es WM-Titelverteidiger Hamilton, der seine 54. Karriere-Pole und die zweite auf dem Red-Bull-Ring nach 2015 perfekt machte. "Hier trocknet es Gott sei Dank sehr schnell auf. Es war ein Risiko, aber zum Glück ist sich alles ausgegangen", meinte der Brite.

Hinter Rosberg und Hülkenberg reihte sich mit Sebastian Vettel ein dritter deutscher Pilot ein. Nach dem Ferrari-Hoffnungsträger klassierte sich McLaren-Fahrer Jenson Button. Hinter Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari landete mit Daniel Ricciardo der erste Vertreter von Red Bull Racing auf Rang sieben. Teamkollege Max Verstappen qualifizierte sich als Neunter.

Kwjat-Unfall

Turbulent war es in Spielberg aber schon davor zugegangen. Q1 musste wegen eines heftigen Unfalls von Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat für eine gute Viertelstunde unterbrochen werden.

Chaos-Samstag in Spielberg, Pole für Hamilton
ABD0091_20160702 - SPIELBERG - ÖSTERREICH: Unfall von Daniil Kvyat (RUS/ Scuderia Toro Rosso) am Samstag, 02. Juli 2016, während der Qualifikation am Red Bull Ring in Spielberg. Der Formel 1- GP von Österreich findet am Sonntag, 03. Juli 2016, statt. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Am Auto des Russen brach in der schnellen Rechtskurve vor dem Ziel beim Überfahren der neuen gelben Randsteine die rechte Hinterradaufhängung. Kwjat drehte sich in hoher Geschwindigkeit und zerstörte sich beim Kontakt mit den Leitplanken auch die Vorderseite seines Wagens, zahlreiche Carbonteile lagen auf der Strecke. Er konnte das Gefährt aber unverletzt verlassen.

Schon im dritten Freien Training war am Vormittag der zweifache Spielberg-Sieger Rosberg ebenfalls nach einem Bruch der hinteren Radaufhängung unsanft von der Strecke geworfen worden. Weil an seinem Auto das gesamte Heck inklusive des Getriebes ausgetauscht werden musste, war zunächst fraglich, ob er überhaupt am Qualifying teilnehmen würde können. Erst wenige Minuten vor 14.00 Uhr finalisierten die Mechaniker die umfassenden Reparaturarbeiten.

"Erstmals vielen Dank an das Team. Sogar die Mechaniker von Lewis haben mitgeholfen, sonst wär es sich nicht ausgegangen", bedankte sich der WM-Führende. Aufgrund des erzwungenen Getriebewechsels rückt Rosberg in der Startaufstellung fünf Plätze nach hinten, was Platz sieben bedeutet. "Das macht die Sache sehr, sehr viel schwieriger. Mal sehen, wie weit ich es nach vorne schaffe", sagte der Deutsche.

In der WM-Gesamtwertung liegt Rosberg vor dem neunten von 21 Saisonrennen mit 141 Punkten an der Spitze. Hamilton (117) führt die Riege der Verfolger vor dem Ferrari-Duo Vettel (96) und Räikkönen (81) an.

Chaos-Samstag in Spielberg, Pole für Hamilton
Scuderia Ferrari Finland Kimi Raikkonen drives in the rain during the practice session of the Formula One Grand Prix of Austria at the Red Bull Ring in Spielberg, Austria on July 2, 2016. / AFP PHOTO / SAMUEL KUBANI
Fünf Plätze nach hinten verschoben wird auch Vettel, dessen Getriebe ebenfalls ausgetauscht werden musste, weil nach dem Baku-Rennen Metallspäne im Öl gefunden worden waren. Vettel ("Das war eine Lotterie zum Schluss") muss das Rennen an seinem 29. Geburtstag - nach vorläufigem Stand - als Neunter in Angriff nehmen.

Über die Sinnhaftigkeit der zusätzlichen gelben Hindernisse hinter der regulären Kerbs war bereits am Vortag diskutiert worden, nachdem sich Verstappen zwei Frontflügel ruiniert hatte und die vordere Radaufhängung gebrochen war. In der Fahrerbesprechung hatten die Fahrer den "Baguettes" am späten Freitagnachmittag aber mehrheitlich ihren Sanktus gegeben.

Am Samstag überschlugen sich dann die Ereignisse. Neben den Vorfällen bei Rosberg und Kwjat hielt auch bei Sergio Perez (Force India) die Aufhängung den Belastungen beim Überfahren der hohen Kerbs nicht stand.

Die Rekordjagd im Aichfeld ging vorläufig mit einem Sieg Hamiltons zu Ende. Der Brite spulte in Q2 in 1:06,228 Min. den bisher schnellsten Umlauf auf dem Red-Bull-Ring ab. Den offiziellen, weil im Rennen aufgestellten Rundenrekord hält immer noch Michael Schumacher. Der Serien-Weltmeister aus Deutschland legte den 4,326 Kilometer langen Kurs im Jahr 2003 in 1:08,337 zurück.

Qualifying
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:07,922
2. Nico Rosberg * GER Mercedes 1:08,465
3. Nico Hülkenberg GER Force India 1:09,285
4. Sebastian Vettel * GER Ferrari 1:09,781
5. Jenson Button GBR McLaren 1:09,900
6. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:09,901
7. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 1:09,980
8. Valtteri Bottas FIN Williams 1:10,440
9. Max Verstappen NED Red Bull 1:11,153
10. Felipe Massa BRA Williams 1:11,977
Out nach Q2:
11. Esteban Gutierrez MEX Haas 1:07,578
12. Pascal Wehrlein GER Manor 1:07,700
13. Romain Grosjean FRA Haas 1:07,850
14. Fernando Alonso ESP McLaren 1:08,154
15. Carlos Sainz ESP Toro Rosso keine Zeit
16. Sergio Perez MEX Force India keine Zeit
Out nach Q1:
17. Kevin Magnussen DEN Renault 1:07,941
18. Jolyon Palmer GBR Renault 1:07,965
19. Rio Haryanto IND Manor 1:08,026
20. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:08,409
21. Marcus Ericsson SWE Sauber 1:08,418
22. Felipe Nasr BRA Sauber 1:08,446
* Rückversetzung um fünf Plätze wegen Getriebewechsels

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