Hamiltons Fairplay schadet im Duell mit Vettel

Hamilton blieb fair und ließ Bottas überholen.
Hamilton hadert mit seiner sportlichen Entscheidung: "Keine Ahnung, ob ich damit auf den Hintern falle."

In Lewis Hamilton tobte das Gefühlschaos. Noch Stunden nach seiner Fairplay-Geste von Ungarn, mit der er drei Punkte im Titelrennen mit Formel-1-Sommermeister Sebastian Vettel verschenkte, stellte der Mercedes-Pilot seine Entscheidung in Frage. "Ich will die WM auf die richtige Weise gewinnen. Keine Ahnung, ob ich damit auf den Hintern falle."

Dass der Brite seinen Teamgefährten Valtteri Bottas kurz vor dem Ziel wieder vorbeiließ, bescherte der Formel 1 zum Start der Sommerpause eine Debatte um Teamorder und Mannschaftsgeist. Anders als Mercedes nämlich hatte Ferrari wie einst in der Ära Michael Schumacher alles auf seinen Starpiloten Vettel gesetzt, obwohl der WM-Spitzenreiter fast das gesamte Rennen von einer verstellten Lenkung gebremst wurde. Doch der schnellere Kimi Räikkönen durfte nicht zum Sieg vorbeifahren und musste stattdessen bis zum Schluss Abschirmdienste für den Deutschen verrichten. "Das Ergebnis zählt", betonte Vettel, der seinen Vorsprung auf Hamilton am Sonntag auf 14 Punkte ausbauen konnte.

So kühl funktioniert die Rechnung bei Mercedes nicht. Der Entschluss, seinen Podiumsplatz auf den letzten Metern wieder für Bottas zu räumen, sei mehr vom Herzen als vom Kopf gekommen, bekannte Hamilton. "Es war eine Grauzone. Ich glaube nicht, dass ich diese drei Punkte je wiederbekomme", fügte der 32-Jährige hinzu. Doch weil Bottas ihm zunächst Platz gemacht hatte, fühlte sich Hamilton an die Absprache gebunden und ließ den Finnen nach der vergeblichen Jagd auf die Ferrari wieder passieren.

Teamchef Toto Wolff steckte mit im Gewissenskonflikt. "Manchmal ist es wirklich hart, an seinen Werten festzuhalten. So war es heute", betonte der Österreicher. Doch die Spitze der Silberpfeile beharrt weiter auf ihrer Moral der gleichberechtigten Piloten, so lange keiner der beiden aussichtslos im Titelkampf ist.

Erstmals nach drei Jahren Dominanz geht jedoch kein Mercedes-Fahrer als WM-Führender in die vierwöchige Rennpause. Die Schwäche des neuen Silberpfeils auf winkeligen Kursen wie Monaco, Österreich und Budapest droht im Kampf gegen Vettels Ferrari-Crew zum schweren Handicap zu werden, zumal Hamilton auf diesen Strecken offenbar noch größere Probleme als Bottas hat. "Ich würde am liebsten nächstes Wochenende wieder fahren, um das auszumerzen", sagte Wolff vor der vierwöchigen Sommerpause.

Auch der erleichterte Vettel, der zuvor zwei Monate auf seinen vierten Saisonsieg warten musste, spürte Lust auf einen Nachschlag. "Nach einem positiven Rennen wie diesem mit einem tollen Ergebnis und einem Auto, das läuft, willst du eigentlich gleich das nächste fahren", sagte der 30-Jährige. Für seinen fünften Titel ist Vettel wieder voll auf Kurs.

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