Formel 1: Ärger um den Mann, der zu viel weiß

Der ehemalige FIA-Mitarbeiter Marcin Budkowski steht vor dem Wechsel zu Renault - er könnte technische Details der Teams ausplaudern.

Zuerst schien es nur eine Randnotiz zu sein: Technikchef Marcin Budkowski verlässt den Internationalen Automobilverband FIA mit sofortiger Wirkung. Der 40-jährige Pole war die rechte Hand von FIA-Renndirektor Charlie Whiting. Er galt als dessen potenzieller Nachfolger und war bis dato vor allem dafür zuständig, zu überprüfen, ob die Teams das technische Reglement einhalten.

Doch die Causa könnte sich zu einem echten Skandal in der Formel 1 ausweiten. Denn in Malaysia kamen Gerüchte auf, dass Budkowski bei Renault anheuern könnte – und das wäre ein Problem. Denn zwei Fakten greifen ineinander:

1.) Budkowski war in einer privilegierten Position. Als Technikchef der FIA landeten alle Entwicklungsideen der Teams auf seinem Schreibtisch. Er hatte darüber zu entscheiden, ob sich die Teams mit ihren Entwürfen im Rahmen des Reglements bewegen. Deshalb kennt Budkowski die aktuellen Autos so gut wie kaum ein anderer, und er hat auch Einblicke in all die geheimen Entwicklungen. Kein anderer Mann der Formel 1 weiß so genau, was die Teams für 2018 planen.

2.) Budkowski wurde nach seiner Kündigung von der FIA zwar sofort vom Dienst freigestellt. Doch nach einer Frist von nur drei Monaten dürfte er bereits bei einem anderen Arbeitgeber anheuern, also zu Jahresbeginn 2018. Rechtzeitig, um noch Entwicklungen für die kommende Saison einzubringen.

Aufregung

Sollte Budkowski mit all seinem Insiderwissen tatsächlich zu einem Rennstall wechseln, wäre das für die Konkurrenz beängstigend. Renndirektor Charlie Whiting schickte unlängst ein eMail an die Teams, Budkowski keine Details mehr zu ihren Entwicklungen zu schicken. Doch zu viel Einblick in die Ideen für 2018 hat er bereits erhalten, die Teams werden unruhig. Denn Budkowski nannte keinen Grund für seine Trennung von der FIA.

"Wir haben ein großes Problem damit, wenn er bei einem anderen Team anheuert", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir haben die Hoffnung gehabt, dass die Informationen nicht bei der Konkurrenz landen." Hauptproblem sei die kurze Freistellung von nur drei Monaten. "Das ist nicht einmal ansatzweise lang genug", sagte Force Indias Sportdirektor Otmar Szafnauer.

Personen in solchen Positionen werden normalerweise für zwölf oder sogar 18 Monate aus dem Verkehr gezogen. Doch die Verträge der FIA-Mitarbeiter sehen eine längere Freistellung nicht vor. Haas-Teamchef Günther Steiner sieht auch den möglichen neuen Arbeitgeber von Budkowski in der Verantwortung: "Es ist genauso die Schuld desjenigen, der ihn nimmt", sagte der Südtiroler. Allerdings: In der Formel 1 ist bekannt, dass die Teams ausschließlich ihren eigenen Vorteil suchen.

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