Footballer Seikovits lebt den Traum, den er eigentlich nie hatte
Von „Seiko“ zum englisch ausgesprochenen „Psycho“ ist es nicht weit. Von Österreich in die NFL hingegen schon. Bernhard Seikovits ist aber fast schon da, er will im Herbst der erste Österreicher sein, der in der besten Football-Liga der Welt nicht nur Bälle kickt. Seinen Spitznamen hat er praktisch übernommen, seinen Platz im Kader der Arizona Cardinals muss er sich noch erkämpfen.
Der 23-jährige Wiener hat es über das International Player Pathway Program (IPPP) zu den Cardinals geschafft. Mittrainieren darf er die ganze Saison, ob er auch spielen darf, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Von Mitte Mai bis Anfang Juli war er schon in Arizona und hat einen guten Eindruck hinterlassen. Nach einem kurzen Heimaturlaub ging es wieder zurück über den Atlantik, am 22. Juli ist der „Check-In-Day“ für alle Rookies. „Ich bin da jetzt in einer Welt gefangen“, grinst der 1,97-Meter-Mann im KURIER-Gespräch, „aber das ist gut so.“
Athletisch und körperlich vorne dabei
Aufs „Eierlaberl“ gebracht hat ihn ein Freund, der ihn zunächst zum Flag-Football, der Variante ohne Körperkontakt, mitnahm. Doch Seikovits hat bald gehört, „dass das nicht der richtige Sport“ ist – und ging zu den Vikings. Dort hat er lange Quarterback gespielt, dann Receiver. Als solcher hätte er in der NFL jedoch keine Chance, also lernte er um zum Tight End. Dazu musste er ordentlich Gewicht zulegen: „Jetzt habe ich so 117 Kilo, das passt perfekt.“ Natürlich müsse er die Bewegungen eines Tight Ends noch mehr verinnerlichen. Aber: „Athletisch und körperlich bin ich vorne dabei.“ Als Vorbild nennt er Travis Kelce von den Kansas City Chiefs: „Er ist ähnlich wie ich ein instinktiver Spieler.“
Das Leben in Arizona ist mit jenem in Wien nicht zu vergleichen, alles sei ein bisschen ländlicher: „Eine Umstellung, aber ich finde es cool.“ Er lebt seinen Traum, den er eigentlich nie hatte: „Natürlich will man immer in die NFL, aber die ist so weit weg, deswegen war das nie mein Traum oder mein Ziel.“ Nachsatz: „Das ist passiert.“ Aus Österreich haben es bisher nur die beiden ehemaligen Fußballer Toni Fritsch und Toni Linhart sowie Ray Wersching in die NFL geschafft. Alle als Kicker. Damit „Seiko“ in ihre Fußstapfen treten kann, muss er es in den Kader der Cardinals schaffen. Dazu gilt es im anstehenden Trainingscamp und in der Pre-Season zu überzeugen. „Ich will zeigen, was ich kann. Damit ich in den Spielen einige Plays bekomme.“
Freunde und Familie können ihn derzeit nur aus der Ferne unterstützen. Ein bisschen näher ist Sandro Platzgummer. Der 24-jährige Runningback aus Tirol kämpft derzeit bei den New York Giants um die gleiche Chance wie Seikovits bei den Cardinals. „Wir haben regelmäßig Kontakt, unterstützen uns“, erzählt der Wiener. Ob es eine Wette gibt, wer der erste österreichische Nicht-Kicker in der NFL wird? „Nein. Aber wenn es einer schafft, wird er den anderen anrufen und sagen: ,Heast was is, jetzt fehlst nur noch du.‘“ Dann hat Österreich vielleicht bald zwei NFL-Stars.
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