Fantasy Sport: Echtes Geld durch unechte Spiele

Fantasy Sports sind in den USA eine Milliarden-Industrie und eine der größten Formen von Sportwetten.

"Fantasy Sport" ist ein Begriff, der einem im Internet bei Sportseiten immer wieder unterkommt. Es gibt Seiten wie beispielsweise die der NFL, die ein eigenes Feld dafür haben. Fantasy Sports, auch Rotisserie genannt, sind ein echtes Phänomen, in dem viel Geld steckt. Aber wie funktionieren Fantasy Sports und wie sind sie entstanden?

Manager-Spiel

Bei Fantasy Sports nimmt der Spieler die Rolle eines Team-Managers an. Man spielt dabei um echtes Geld und verwendet reale Spielerstatistiken, um imaginäre Teams zu schaffen, auf die dann gewettet wird. Dabei geht es nur um konkrete Zahlen, beispielsweise welche Entfernung ein Spieler in einem Spiel gelaufen ist. Anhand dieser realen Leistungen werden innerhalb der jeweiligen Fantasy-Liga Punkte ausgewertet. Die Punktesysteme werden von einem Liga-Verwalter ausgewertet und so ein Gewinner ermittelt, entweder am Ende der Saison oder auch schon am Ende eines Spieltages. Die Auswertung am Ende des Spieltages ist dabei deutlich populärer. Man kann innerhalb eines Freundeskreises spielen oder auch in den vielen professionell organisierten Online-Ligen. Das Konzept lässt sich auf alle möglichen Sportarten anwenden, besonders beliebt ist Fantasy Football.

Die Idee für Fantasy Sports kommt aus den USA. Es haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts separat Fantasy-Ligen für Football und Baseball entwickelt. 1962 stellte Wilfred Winkenbach, ein Geschäftsmann und Teilhaber an den Oakland Raiders, die ersten Regeln für eine Fantasy Football-Liga auf. Das Spiel wurde anfangs nur als Hobby in kleinen Kreisen betrieben. Erst in den 80er Jahren wurden Fantasy Sports in der Öffentlichkeit richtig bekannt. 1980 startete der Sportjournalist Daniel Okrent mit Kollegen die erste offizielle Fantasy Baseball-Liga in einem Restaurant in Manhattan namens "Rotisserie Francaise", von dem auch der alternative Name für Fantasy Sports kommt. Da das Spiel nun von Sportjournalisten gespielt wurde, berichteten Zeitungen bald darüber und es verbeitete sich rapide. 1989 wurde mit dem Fantasy Sports Magazine eine wöchentliche Zeitschrift über mehrere Sportarten veröffentlicht. Zu dieser Zeit spielten bereits über eine Million Menschen in den USA Fantasy Sports.

Boom durch das Internet

Doch der wirkliche Siegeszug der Fantasy Sports begann in den 90er Jahren. Durch das Internet wurden sie deutlich zugänglicher und entwickelten sich zu einer gewaltigen Industrie. 1999 stellte Yahoo!.com eine Liga her, die kostenlos zugänglich war. Das war ungewöhnlich, weil bis dahin Ligen immer eine Teilnahmegebühr verlangten. Diese Entscheidung war ein Erfolg, Yahoo! ist heute noch führend bei kostenlosen Fantasy Sport-Ligen. 1999 wurde auch die Fantasy Sports Trade Association (FSTA) gegründet. Anfang der 2000er Jahre stellte die NFL die ersten Werbungen für Fantasy Football her. Heute sind die größten Fantasy Sports-Seiten FanDuel und DraftKings. Laut der FSTA spielen in den USA und in Kanada heute fast 60 Millionen Menschen, durchschnittlich geben sie 556 Dollar jährlich für das Spiel aus.

Frage nach der Legalität

Mit der wachsenden Popularität der Fantasy Sports waren aber nicht alle einverstanden. Bis heute gibt es in den USA häufige Debatten über die Legalität des Spiels. Im Jahr 2006 wurde mit dem Unlawful Internet Gambling Enforcement Act (UIGEA) Online-Glückspiel verboten. Dabei wurden auch Fantasy Sports ins Visier genommen, jedoch wurde für sie eine Ausnahme gemacht, weil das Spiel nicht auf Glück, sondern auf Können beziehungsweise Fachwissen basiere. Dieses Argument wird auch heute noch diskutiert und in wissenschaftlichen Studien behandelt. Auch über den Suchtfaktor von Fantasy Sports wird viel debattiert. Es gibt Bundesstaaten in den USA, in denen Fantasy Sports im Internet verboten sind, grundsätzlich gibt es aber keine einheitliche Linie.

In Europa sind Fantasy Sports noch nicht so bekannt wie in den USA, jedoch sind sie bereits hier angekommen. Beispielsweise ist DraftKings seit heuer in Deutschland verfügbar. Es ist auch in Österreich beispielsweise möglich, die offizielle App der NFL für Fantasy Football zu verwenden. Bei den Europäern ist jedoch Fantasy Fußball der klare Favorit. Die Frage der Legalität ist auch hier kompliziert, da die europäischen Länder unterschiedliche Glücksspielgesetze haben.

In Österreich ist die Rechtslage noch nicht wirklich definiert. Experten gehen zwar aktuell davon aus, dass Fantasy Sports hierzulande unter das Glücksspielgesetz fallen würden, wodurch Seitenbetreiber eine entsprechende Lizenz bräuchten. Doch auch hier kann das Argument aus den USA verwendet werden, dass es zum Erfolg eher Können als Glück braucht. Die zu erwartenden Spielerzahlen und damit verbundenen Gewinne sollten dafür sorgen, dass Seiten wie FanDuel oder DraftKings bald versuchen werden, in Österreich Fuß zu fassen.

Kommentare