Fahrt ins Gelbe Trikot: Van der Poel vollendet das Werk seines Opas

Fingerzeig zum Himmel: Van der Poels erster Gedanke galt dem Großvater
Der Niederländer holt sich die zweite Etappe der Tour de France im Gedenken an Raymond Poulidor

Dem Auftakt des Schreckens mit zwei schweren Massenstürzen und vier Aufgaben (unter anderem Movistars Spanier Marc Soler) folgte ein weitgehend unfallfreier Sonntag in der Bretagne. Den konnten nicht nur die beiden die Bora-hansgrohe-Sturzopfer Patrick Konrad und Lukas Pöstlberger gut brauchen, nachdem sie am Samstagabend lange versorgt werden mussten.

Auch die Polizei konnte sich so besser der Suche nach jener Frau widmen, die mit einem in den Kurs gehaltenen Pappschild den ersten großen Crash ausgelöst hatte – sie ist unerkannt verschwunden.

Die zweite Etappe über 183,5 Kilometer startete in Perros-Guirec und führte zweimal die bis zu 13 Prozent steile Mûr-de-Bretagne hinauf. Bei der Anfahrt zum Ziel fasste sich dann der Niederländer Mathieu van der Poel ein Herz und siegte nach einem Antritt 800 Meter vor dem Ende solo.

So viele Emotionen

Dank der Zeitbonifikationen schaffte 26-Jährige von Alpecin-Fenix, was seinem berühmten Großvater – der französischen Radsportlegende Raymond Poulidor – nie gelungen ist, er schlüpft ins Gelbe Trikot. Der erste Gruß, ein Fingerzeig gen Himmel zum am 13. November 2019 verstorbenen Großvater, war nur der Anfang eines tief emotionalen Abends, an dem all der selbstauferlegte Druck und jener von außen auf einmal entwichen waren.

Zu Tränen gerührt sagte Van der Poel: "Ich habe keine Worte." Er schluckte, er rang nach Worten. "Ich habe gepokert, es ging ja auch noch um die Bonussekunden, damit es sich wirklich ausgeht für das Gelbe Trikot."

Und dann brauchte er vor allem Trost und Umarmungen. Und viel Zeit für sich selbst.

Am Montag sind 182,9 Kilometer zwischen Lorient und Pontivy zu absolvieren, und man darf gespannt sein, wie Mathieu van der Poels Gefühlswelt dann aussehen wird..

2. Etappe (Perros-GuirecMûr-de-Bretagne, 183,5 km): 1. Van der Poel (NED) Alpecin-Fenix 4:18:30, 2. Pogacar (SLO) Emirates +6, 3. Roglic (SLO) Jumbo-Visma, 4. Kelderman (NED) Bora-hansgrohe alle gl. Zeit, 5. Alaphilippe (FRA) Deceuninck-Quick Step +8, 70. Gogl (AUT) Qhubeka NextHash +2:26, 75. Konrad (AUT) Bora-hansgrohe +2:38, 141. Haller (AUT) Bahrain-Victorious +11:21, 144. Pöstlberger (AUT) Bora-hansgrohe +12:30.
Gesamt: 1. Van der Poel 8:57:25, 2. Alaphilippe +8, 3. Pogacar +13, 4. Roglic +14, 5. Kelderman +24, 18. Carapaz (ECU) Ineos +31, 51. Gogl +4:25, 57. S. Yates (GBR) Bike Exchange +5:11, 105. Konrad +11:37, 129. Pöstlberger +16:50, 165. Haller +22:52.

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