Extremsport: 2529 Stufen in 13 Minuten
Es ist so grausam. Nach 15 Sekunden gehen die Schmerzen los. Ab dem 10 Stock wird es ganz arg. Aber trotzdem ist es einfach nur geil." Wenn Rolf Majcen von seinem Hobby erzählt, geht rasch die Begeisterung mit ihm durch. Der 45-jährige Geschäftsführer einer Wertpapier-Firma gehört zu den besten Treppenläufern der Welt. Im aktuellen Weltcup liegt er auf Rang 4.
Als Titelverteidiger tritt er im Oktober beim zweiten Treppenlauf im Wiener Millennium Tower an, der zu den härtesten der Welt zählt: Drei Mal hintereinander müssen die Teilnehmer die 48 Stockwerke bewältigen. Insgesamt sind das 2529 Stufen. Majcen brauchte dafür im Vorjahr schlappe 13 Minuten. "Die Momente nach dem Sieg sind so, als ob man auf einer höheren Ebene der Existenz leben würde, auf einer viel leuchtenderen."
"Ich bin eigentlich ein Naturmensch"
Seit 15 Jahren tingelt der drahtige Wiener durch die Welt, um berühmte Hochhäuser so schnell wie möglich über das Stiegenhaus zu bezwingen. "Ob das Rockefeller Center in New York, wo ich im Vorjahr gewonnen hab, oder der CN-Tower in Toronto - jedes Hochhaus hat seine Besonderheit."
Dabei hat der gebürtige Südafrikaner Städte früher immer gehasst. "Ich bin eigentlich ein Naturmensch." Nachdem er als Wettkampf-Skibergsteiger Tausende Höhenmeter abgespult hatte, war es aber Zeit für neue Herausforderungen: "Einen Treppenlauf kann man überhaupt nicht mit normalem Laufen vergleichen. Während eines Marathons etwa kann ich über meinen nächsten Urlaub nachdenken. Im Stiegenhaus muss ich mich auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren."
Mehr noch als auf die Muskelkraft komme es auf die mentale Stärke an, erklärt der zweifache Familienvater. Um die extreme Tortur auszuhalten, setzt sich Majcen vor dem Start immer ein klares Ziel. "Ich stelle mir zum Beispiel vor, dort oben jemanden retten zu müssen."
Traum
Dass sein Büro im Galaxy Tower liegt, kommt Majcen gerade recht: "Damit kann ich nach der Arbeit gleich trainieren." Und so läuft er mehrmals die Woche in den 21. Stock hinauf. Zehn Mal hintereinander versteht sich. "Die Leute im Tower kennen mich alle schon."
Mit 45 ist er deutlich älter als die meisten seiner Konkurrenten. Eigentlich wollte er im Vorjahr die Stiegenstürmerei schon aufgeben. Gäbe es nicht immer neue Herausforderungen: "Ich möchte noch zu einem Lauf in Afrika. Dann war ich bei Wettkämpfen auf allen Kontinenten. Mein größter Traum ist aber das Burj Khalifa in Dubai. Dort soll es über 143 Stockwerke gehen."
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