Etwas Show und sehr viel Geld: Warum Mike Tyson wieder zuschlägt

Etwas Show und sehr viel Geld: Warum Mike Tyson wieder zuschlägt
"Ich fühle mich bereit für den Krieg“, sagt der 54-jährige Bad Boy, der noch einmal in den Boxring steigt.

300 Millionen US-Dollar. Das soll das Vermögen von Mike Tyson am Höhepunkt seiner Karriere gewesen sein. Tyson galt als Retter des Schwergewichtsboxens, sein Aufstieg war klischeehaft: Als Kind schlug er sich in Brooklyn durch, mit zwölf Jahren war er bereits 38 Mal von der Polizei festgenommen worden, weshalb er in einer Schule für schwer Erziehbare landete.

Sein Sportlehrer brachte ihn zum Boxtraining, aber erst, nachdem sich der schwierige Bursche bessere Schulnoten erarbeitet hatte. Tyson wurde in den 1980er-Jahren zum spektakulärsten Boxer seiner Zeit und mit 20 Jahren und 144 Tagen zum jüngsten Weltmeister im Schwergewicht. Er besiegte seine Gegner nicht, er zerstörte sie mit Tempo und purer Brutalität. Zwölf seiner ersten 20 Kämpfe gewann er durch ein K.o. in der ersten Runde.

Tyson liebte und pflegte sein Image als „Bad Boy“. Um seine Gefährlichkeit zu unterstreichen, lief er nur mit einer schwarzen Hose und mit Kampfschuhen bekleidet in den Ring ein, was an einen Gladiator im alten Rom erinnern sollte. Die Welt lag ihm zu Füßen, seine Popularität war mit jener von Muhammad Ali vergleichbar, eine glänzende Zukunft wurde ihm prophezeit.

Brutaler Absturz

Doch er fiel tief und schlug brutal in der Realität auf. Er wurde wegen Vergewaltigung verurteilt, war mehrmals im Gefängnis, biss Evander Holyfield im Ring ein Ohr ab, versuchte mehrmals ein Comeback, ging K.o. und verlor schließlich alles.

Nun ist „Iron Mike“ 54 – und er braucht wieder einmal Geld. Der geplante Showkampf gegen Roy Jones Jr. (51) in Kalifornien wurde allerdings vom 12. September auf den 28. November verschoben. Offizieller Grund dafür sind die medizinischen Tests, die vor dem Fight durchgeführt werden müssen, und, natürlich, die Corona-Vorschriften. Inoffiziell soll es in erster Linie ums liebe Geld gehen: Durch die längere Vorlaufzeit erhofft sich Tysons Lager mehr Einnahmen. Denn der Abend im – lachen Sie nicht! – Dignity Health Park in Carson wird allein durch das Rahmenprogramm ein teurer Spaß: Die Rap-Stars Eminem und Lil Wayne sollen auftreten.

Der Kampf über acht Runden wird auf der Social-Media-Plattform Triller als Pay-per-View-Event übertragen. Während ihrer Vorbereitung werden beide Boxer intensiv von Kamerateams begleitet. Aus dem Material soll eine zehnteilige Doku entstehen.

Große Sprüche

Mike Tyson ist seit seinem enttäuschenden Comeback 2005 nicht mehr im Ring gestanden. Damals ging er in der sechsten Runde gegen den nicht gerade großartigen irischen Boxer Kevin McBride ein bisher letztes Mal zu Boden. Dessen ungeachtet ist sein Selbstbewusstsein riesig wie eh und je. „Niemand kann mich stoppen. Ich fühle mich bereit für den Krieg“, sagt er vor dem als „Frontline Battle“ titulierten Kampf. Nach eigenen Angaben ist er in „unglaublicher Form. Ich möchte wieder diesen Ruhm im Ring erleben.“

Erlebt hat er genug für mehrere Leben: Tyson hielt sich einen Tiger und züchtete Tauben. Er spielte in Hollywood-Filmen mit („Hangover“, „Hangover II“, „Scary Movie V“, ...) und litt unter schweren Alkoholproblemen. 2013 sah er sich gar „an der Schwelle des Todes“.

Aktuell versucht er, mit Cannabis sein Leben zu finanzieren: Seit der Legalisierung in Kalifornien baut er die Pflanze auf seiner Farm an.

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