Endstation für Thiem in Kitzbühel

Nimmt seinen Hut: Dominic Thiem ist in Kitzbühel ausgeschieden.
Nach zehn Siegen in Folge verlor der 21-jährige Niederösterreicher im Semifinale von Kitzbühel gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber.

vonchristoph geilerDominic Thiem hatte wohl schon so eine Vorahnung. Als er nach dem Semifinaleinzug in Kitzbühel von einem Reporter auf seinen beeindruckenden Erfolgslauf – immerhin zehn Siege am Stück – angesprochen worden war, hatte der 21-jährige Niederösterreicher nur lapidar gemeint: „Leider geht jede Serie einmal zu Ende.“

Als ob er es schon geahnt hätte, dass im Halbfinale für ihn Endstation sein würde. Als ob ihm da bereits klar gewesen wäre, dass er in der aktuellen Form und Verfassung gegen Philipp Kohlschreiber nie die Oberhand behalten könne. Als ob er gespürt hätte, dass die Strapazen der vergangenen Wochen und Turniere ihren Tribut fordern.

Und so kam es im Semifinale dann schließlich auch – 0:6, 6:7 (6.). Dominic Thiem war nicht in der Lage, Philipp Kohlschreiber in die Schranken zu weisen. Zumindest nicht dieser Dominic Thiem, wie er sich an den vergangenen Tagen in Kitzbühel präsentiert hatte.
Grottenschlecht Dass die Nummer eins des Turniers es überhaupt bis in die Runde der letzten vier geschafft hatte, war bereits ein kleines Wunder. Im Achtelfinale gegen Andreas Haider-Maurer war Thiem im Entscheidungssatz bereits 1:4 zurück gelegen. Und im Viertelfinale gegen den Spanier Albert Montañés hatte der Lokalmatador von der verletzungsbedingten Aufgabe seines Gegners profitiert. Richtig geglänzt und überzeugt hatte der Österreicher in Kitzbühel aber bei keinem seiner Auftritte, was Thiems Betreuer Günter Bresnik bei seiner Analyse auch drastisch auf den Punkt brachte. „Ich habe nicht einmal gewusst, dass der noch so schlecht spielen kann. Dass er mit so grottenschlechten Leistungen zwei Matches gewinnt, ist für mich beeindruckend.“

Auch im Semifinale gegen Kohlschreiber blieb Thiem weit unter seinen Möglichkeiten und konnte den Fans im Stadion nur selten das Repertoire seiner Schlagfertigkeit zeigen. Der erste Satz war nach 25 Minuten vorbei, bei der 0:6-Abfuhr machte der Österreicher nur 14 Punkte.
FehleranfälligDer deutsche Routinier agierte in dieser Phase fast fehlerfrei und zog Thiem mit Stoppbällen und präzisen Grundschlägen den Nerv, während der sichtlich ausgelaugte Jungstar die Bälle reihenweise meterweit ins Out schoss.
Den zweiten Satz konnte der 21-Jährige dann offener gestalten, auch deshalb weil der Wahl-Kitzbüheler Kohlschreiber seine Breakchancen ungenützt ließ. Das hätte sich für den Deutschen beinahe noch gerächt. Doch im Tie Break fabrizierte Thiem bei eigenem Satzball einen Doppelfehler und öffnete Kohlschreiber damit die Tür für den souveränen Zweisatzerfolg. „Er hat verdient gewonnen“, sagte Thiem, der sich als fairer Verlierer präsentierte. Ganz anders als der Spanier Nicolas Almagro, der bei seiner Semifinal-Niederlage gegen den französischen Qualifikanten Paul-Henri Mathieu einen Ballbuben beflegelte.

Dominic Thiem bekam bei seinem Abgang in Kitzbühel Applaus. Und als Trostpreis erhält der Österreicher so viele Weltranglisten-Punkte, dass er am Montag in der neuen Rangliste erstmals unter den Top 20 (vermutlich Rang 17) aufscheinen wird. Als erst sechster Österreicher überhaupt. „Ich denke, dass es daher vermessen wäre, wenn ich nach den drei Wochen enttäuscht wäre.“

Die Österreicher in den Top 20:
Thomas Muster (1996) 1
Jürgen Melzer (2011) 8
Dominic Thiem (2015) 17
Gilbert Schaller (1995) 17
Horst Skoff (1990) 18
Stefan Koubek (2000) 20

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