Eine Tennissaison auf dem Scheideweg

Eine Tennissaison auf dem Scheideweg
Was wird die Saison 2012 aus österreichischer Sicht bringen? Ein rot-weiß-roter Ausblick verschafft Klarheit.

Was wird die Tennissaison 2012 für Österreich bringen? Nach einem enttäuschenden Auftakt ging es in den letzten Wochen bergauf. Die Zukunft liegt in den Sternen, dennoch wagt der KURIER eine Prognose.

Die Australian Open im Jänner waren der Startschuss einer langen Saison. Doch das erste Grand-Slam Turnier des Jahres verlief für den ÖTV nicht nach Wunsch. Kein(e) Athlet(in) schaffte es in die zweite Runde.

Doch dann der fulminante Daviscup-Erfolg über Russland. Balsam für die rot-weiß-rote Tennisseele. Erstmals seit 1995 hat man das Privileg unter den besten acht Nationen der Welt vertreten zu sein. Melzers vierter ATP-Turniersieg in Memphis war da eine willkommene Draufgabe in der noch so jungen Saison. Das sollte doch für einen Hype sorgen.

Wie gewonnen so zeronnen?

Sollte. Denn der hart erspielte Reputations-Bonus könnte schnell verschlagen werden. Dann nämlich, wenn man im Daviscup-Viertelfinale gegen den Goliath Spanien auswärts sang- und klanglos untergeht. Dann wenn Melzers Rückenprobleme, die ihm schon gegen Ende der letzten Saison Probleme bereiteten, für einen möglichen Rückfall im ATP-Ranking sorgen könnten.

Die Alarmglocken läuten jedenfalls: Melzer musste in Delray Beach nach seiner Erstrundenniederlage fürs Doppel absagen. Wenn hinter dem Deutsch-Wagramer, Österreichs Nummer 2, Andreas Haider-Maurer, weiterhin um Platz 100 rumdümpelt wird sich im Herrentennis nicht viel tun. Und wenn bei den Damen Tamira Paszek Spiel für Spiel verliert, sie nach ihrer Form sucht und hinter ihr nichts nachkommt, sind die Aussichten nicht gerade rosig.

Optimismus

Doch soweit sind wir noch nicht. Dieses Worst-Case-Szenario lässt sich vermeiden. Sollte Melzer seine Rückenschmerzen in den Griff bekommen steht einer guten Saison nichts im Wege. Die Form und das Selbstvertrauen wären jedenfalls vorhanden. "Wir haben seit November wirklich hart daran gearbeitet, damit das mit dem Rücken wieder funktioniert", so Melzer.

Zwar steht aus österreichischer Sicht momentan nur Jürgen Melzer unter den Top-100, doch Andreas Haider Maurer (Bereits einmal Nummer 70) kann jederzeit den Sprung dahin wieder schaffen.

Der Nachwuchs als Hoffnung

Große Hoffnungen und Erwartungen macht sich der ÖTV vor allem im Nachwuchsbereich. Speziell bei den Herren gibt es einige herausragende Talente.

Das größte ist wohl der 18-jährige Dominik Thiem, der seine erste Saison als Profi bestreitet. Vergangenen Spätherbst gewann er die Orange-Bowl, das wichtigste Nachwuchsturnier im Tenniszirkus. Patrick McEnroe, jüngerer Bruder von Tennis-Legende John, meint: "Dominic spielt zwei Klassen stärker als alle anderen." Die Zielsetzung für diese Saison: die Top-200 in der Rangliste zu knacken. Momentan ist Thiem drauf und dran unter die besten 600 vorzustoßen.

Eine weitere Hoffnung ist Michael Eibl. Der ebenfalls 18-Jährige musste sich mit einer hartnäckigen Ellbogenverletzung herum plagen, möchte nun aber bei Future-Turnieren durchstarten.

Auch Dennis Novak und Patrick Ofner könnten in den nächsten Jahren den Sprung ins Profi-Tennis schaffen.

Melzers jüngerer Bruder, Gerald, sowie Michael Linzer etablieren sich bereits bei Future und Challenger Turnieren.

Problemzone Damen

Momentanes Sorgenkind im österreichischen Tennis sind die Damen. Tamira Paszek sorgte bei ihrem Viertelfinal-Einzug 2011 beim Grand-Slam in Wimbledon zwar für Furore, seit dem geht es allerdings stetig bergab. Heuer hat die 21-jährige Dornbirnerin noch kein Spiel gewonnen.

Hinter ihr tut sich momentan eher wenig. Patritcia Mayr-Achleitner kämpft um den Verbleib in den Top-100, Yvonne Meusburger liegt derzeit auf 133. Um die nächste Österreicherin im Ranking zu finden muss man schon weit zurückblättern. Nikola Hofmanova liegt auf 317.

Große Hoffnung Barbara Haas

Aber auch hier gibt Hoffnung. Die erst 15-jährige Barbara Haas gilt als Riesentalent.  Anfang Februar stürmte sie bei einem 10.000 Dollar-Future in Ägypten ins Halbfinale.

Sollte Melzers Körper mitspielen, Andreas Haider-Maurer spielerisches Niveau abrufen können wie im Daviscup gegen Alex Bogomolov jr. und die Jugend weiter forciert werden, muss uns nicht Angst und Bange um den österreichischen Tennis sein. Mit Spannung werden Resultate und Entwicklung dieser Saison zur Kenntnis genommen und den Athleten, in sportlich fairer Manier, die Daumen gedrückt.

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