Eine Privataudienz beim sportbegeisterten Papst

Papst Franziskus empfängt Österreichs Wintersport-Stars. Für das Oberhaupt ist Sport "Lebensfreude".

Hektik und Aufregung waren groß in den vergangenen Tagen in der Zentrale des Österreichischen Skiverbandes in Innsbruck. Doch es war weniger die Aufarbeitung des vergangenen Weltcup-Winters, die den hochrangigen Mitarbeitern Kopfzerbrechen bereitete. Vielmehr sorgte der Ausflug in die Ewige Stadt für Diskussionen. Die Kardinalfrage lautete: Was bringt man mit, wenn der Papst eine ÖSV-Delegation zur Privataudienz bittet?

Der FC Bayern, der ebenfalls bereits im Vatikan zu Gast war, hatte zu diesem Anlass extra ein Benefizspiel organisiert und eine Million Euro gespendet. Auch der ÖSV wird sich finanziell für Sozialprojekte erkenntlich zeigen, obendrein wird Papst Franziskus am Mittwoch auch noch ein Buch überreicht bekommen: eine Biografie über einen Verwandten von Verbandsboss Peter Schröcksnadel, dessen Schicksal und Lebensgeschichte auch im Vatikan bekannt ist. Der Onkel ist wegen seines Glaubens erschossen worden und den Märtyrertod gestorben.

Eine Privataudienz beim sportbegeisterten Papst
epa04361220 A handout picture released by L'Osservatore Romano shows Pope Francis (L) receiving a Libertadores Cup jersey from members of Argentinian soccer team San Lorenzo, who won this year's Copa Libertadores, during his weekly general audience in Vatican City, Vatican, 20 August 2014. The Pontiff led his first general audience after of a five-day trip to South-Korea. EPA/OSSERVATORE ROMANO / HANDOUT
2007 hatte schon einmal eine ÖSV-Abordnung rund um Hermann Maier vor den Heiligen Stuhl treten dürfen. Damals hieß der Papst noch Benedikt, und die Erinnerungen sind bei Sportchef Hans Pum, der dank seiner Kontakte auch damals die Audienz eingefädelt hatte, allgegenwärtig. "Es war damals eine große Ehre. Das ist uns allen noch in Erinnerung."

Die 80-köpfige Delegation wird am Mittwoch auf einen Papst treffen, der nicht nur unkonventioneller als sein bayrischer Vorgänger ist, sondern auch als Sportliebhaber gilt. Zwar ist wenig über die Ski-Kenntnisse des Argentiniers überliefert, doch vor allem der Fußball hat es Franziskus angetan.

Jorge Mario Bergoglio ging auf dieselbe Schule wie Alfredo Di Stéfano, die argentinische Ikone der 50er- und 60er-Jahre. Seit seiner Kindheit ist Papst Franziskus ein glühender Anhänger des CA San Lorenzo, zu Ehren des berühmtesten Unterstützers (Mitgliedsnummer 88.235) ließ sich der Verein aus Buenos Aires das Konterfei des Papstes auf die Trikots sticken. "Der Sport ist Lebensfreude", sagt Franziskus.

Spiel für den Frieden

Zum zweiten Mal lässt der 79-Jährige am 29. Mai das "Spiel für den Frieden" anpfeifen, ein Match im Stadio Olimpico in Rom, bei dem Legenden wie Maradona und Ronaldinho Spenden für Kinderhilfsprojekte sammeln.

Mit seiner Fußball-Begeisterung eifert der neue Papst seinem Vorvorgänger nach: Johannes Paul II. galt in seiner Jugend als hervorragender Tormann, war Ehrenmitglied beim FC Barcelona und soll, so die Angaben des vatikanischen Reporters Nino Lo Bello, seine Amtseinführung 1978 so gelegt haben, dass er das Spiel Roma – Bologna verfolgen kann.

So sehr Franziskus den Fußball auch liebt, er fordert auch, dass man "nicht immer nur über Fußball sprechen und die anderen Sportarten übergehen" dürfe.

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