Ein Wimbledon-Tag für die Geschichte

Ein Wimbledon-Tag für die Geschichte
Murray könnte den Briten den ersten Titel seit 1936 schenken, Federer mit einem Sieg zu Sampras aufschließen.

Zwei Herren, ein Ziel: Beide wollen am Sonntag Geschichte schreiben. "Das wird auf jeden Fall ein sporthistorisches Finale", sagt auch Tennis-Experte Alex Antonitsch.
 
Herausforderer: Andy Murray, Englands beliebtester Schotte nach dem Fußballcoach Sir Alex Ferguson. Der 25-Jährige  kann als erster Brite seit 1936  ein Grand-Slam-Turnier gewinnen (Fred Perry). Und als erster Brite seit 1936 in Wimbledon. Eine historische Tat hat er bereits begangen: Murray steht als erster Brite seit 1938 (Bunny Austin) im Endspiel des Rasenklassikers.

Favorit: Roger Federer, der erfolgreichste Spieler der Historie, 16-facher Grand-Slam-Sieger. Mit seinem siebenten Titel in Wimbledon würde der 30-jährige Schweizer erneut Geschichte schreiben und mit Pete Sampras (USA)  und  William Renshaw (Gb) gleichziehen. Und: Die vierfache Weltsportler des Jahres wäre mit einem Sieg erstmals seit 24. Mai 2010  die Nummer eins.

Murray gegen Federer (15 Uhr, MESZ, live Sky  HD).  Kämpferherz  gegen Genialität,  Kraft gegen Feingefühl, Emotionalität gegen Besonnenheit. Und vor allem bedeutet Murray gegen Federer auch, dass ein Grand-Slam-Finale nicht zum vierten Mal in Folge Novak Djokovic gegen Rafael Nadal heißt.

Starke Preise

"Was in Großbritannien vorgeht, kann sich derzeit keiner vorstellen", sagt Antonitsch, der seine Tenniskontakte auch in England pflegt. Die Zeitungen sind voll mit jubelnden und weinenden Murrays (nach dessen Halbfinalsieg über den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga gab es Tränen).

Ganz England fordert seinen Sieg, Murray könnte mit Verträgen ausgestattet werden, die ihn zu einem der bestverdienenden Engländer überhaupt machen. Nicht nur wegen des Sieger-Preisgelds in Höhe 1,15 Millionen Pfund (1,44 Mio. Euro). Auf dem Schwarzmarkt werden für Finaltickets umgerechnet 60.000 Euro geboten.
 
Roger Federer ist zwar der Grand-Slam-König, hat aber seit  Juni 2011 (French Open) kein Finale bei Turnieren der höchsten Kategorie mehr erreicht. Für ihn war es bereits wichtig, nach vielen knappen Niederlagen auf höchster Ebene  den Serben Novak Djokovic geschlagen zu haben. Dennoch: "Es geht am Sonntag um viel für mich, ich habe viel Druck", erklärte Federer.

Übrigens: Seinen bisher letzten Grand-Slam-Erfolg holte Federer Anfang 2010 bei den Australian Open –  nach einem Finalsieg über Murray. Der hat natürlich Respekt vor dem großen Gegner: "Roger ist einer der größten Spieler der Geschichte. Ihn zu schlagen, ist sehr schwierig, ganz besonders hier in Wimbledon."


Hoher Besuch

Für Murray geht es auch um viel. Immerhin wird er von der Fachpresse zu den Top Four (mit Federer, Djokovic und Nadal) gezählt, obwohl er noch kein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat. Bei drei Finalteilnahmen gewann er keinen Satz.  

Aber vielleicht feuert ihn heute auch Queen Elizabeth II. an. Beim letzten Triumph von Fred Perry war die Monarchin zehn Jahre alt. 

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