Dominic Thiem eiskalt von Roger Federer abserviert

ATP Finals: Nach einer schwachen Leistung gegen Federer benötigt Thiem nun Schützenhilfe.

Zu Mittag hatten sie noch Hoffnung in London. Beim Piccadilly Circus flimmerte auf der berühmtesten Werbetafel Europas ein Filmchen über die ATP Finals über die gigantische Bildfläche. Die größten Stars im Tennissport wurden angepriesen, dazu der abendliche Schlagabtausch von Rekordsieger Roger Federer (sechs Triumphe) mit Dominic Thiem.

Für den 37-jährigen Schweizer stand in der O2-Arena ja einiges auf dem Spiel: Im Gegensatz zum Niederösterreicher hätte der zwanzigfache Grand-Slam-Sieger im Falle einer Niederlage definitiv das Halbfinale beim Saisonabschluss der besten acht Profis verpasst.

Einem spannenden Sportabend auf der großen Bühne stand nichts im Wege – wäre da nicht Dominic Thiem gewesen.

Österreichs Nummer eins erwischte im zweiten Gruppenspiel einen katastrophalen Abend. Bei der 2:6-3:6-Niederlage ließ die Nummer acht der Welt alles vermissen, was über weite Strecken in dieser Saison ausgezeichnet hat: Dynamik, Präzision, Variantenreichtum. Bezeichnend für den Auftritt war der Matchball nach nur 67 Minuten. Ein einfacher Volley von Thiem segelte weit ins Aus.

Keine Grenzerfahrung

Roger Federer, der nach seiner überraschenden Auftaktniederlage gegen Kei Nishikori von einigen Medien hart kritisiert wurde, genügte ein bestenfalls solider Abend, an seine Grenzen musste er nur in Ausnahmefällen gehen. „Es war wichtig, dass ich eine starke Reaktion auf den Auftakt gezeigt habe“, sagte ein erleichterter Federer. „Ich habe mich daran erinnert, weshalb ich hier bin – um gutes Tennis zu spielen.“

Auch Tausende Fans und der Veranstalter werden insgeheim erleichtert aufatmen. Der aktuell auf Weltranglistenposition drei geführte Superstar ist auch in seinem 20. Profijahr die größte Attraktion auf der ATP-Tour.

Einmal mehr stand er heuer in der Gunst der Tennisfans ganz oben, er gewann zum 16. Mal nacheinander die Auszeichnung für den beliebtesten Spieler auf der ATP-Tour. Dabei war der Tennissport in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht gerade arm an großen Persönlichkeiten (Novak Djokovic, Rafael Nadal).

Für Dominic Thiem bedeutet die zweite Niederlage im zweiten Spiel aber noch nicht das Ende aller Hoffnungen auf die erstmalige Teilnahme am Halbfinale beim Kräftemessen der Jahresbesten. Der Niederösterreicher benötigt am Donnerstag gegen Kei Nishikori (15 Uhr MEZ/live Sky) einen Sieg und muss Stunden später auf Schützenhilfe vom weiter ungeschlagenen Kevin Anderson gegen Federer hoffen.

Steigerung nötig

Für einen Sieg am Donnerstag gegen den Japaner braucht es aber nach der gestrigen Vorstellung eine gewaltige Leistungssteigerung. Ein Wert der Statistiker dürfte Thiem besonders schmerzen: Er wartet auch nach zwei Matches noch auf seine erste Breakmöglichkeit.

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