Distanz im Sportjournalismus: "Es hilft, wenn man per Sie ist"

Nominiert für die KURIER ROMY: Alina Zellhofer
Die für die KURIER ROMY nominierte Journalistin Alina Zellhofer sieht sich nicht als Quoten-Frau und hält Privates privat.

Hartberg vs. Hofburg – der Familie Zellhofer steht ein kontrastreicher 13. April bevor. Während Vater Georg als Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten aus Altach in der Oststeiermark die nächste Runde im Abstiegskampf zu bewältigen hat, ist Tochter Alina Zellhofer glanzvoller im Einsatz. Zum 30-jährigen Bestehen der KURIER ROMY ist die ORF-Journalistin in der Kategorie Sport nominiert (noch bis Sonntagmitternacht kann online abgestimmt werden).

Den österreichischen Film- und Fernsehpreis verfolgte die 32-jährige Oberösterreicherin in den vergangenen Jahren meist vom Küniglberg aus – „aus dem Augenwinkel“, weil sie zur gleichen Zeit im Schnittraum saß und Beiträge für die Fußballsendung zusammenstellte. „Die KURIER ROMY ist eine Publikumswahl“, erklärt Alina Zellhofer, „es geht darum, wie man bei den Zusehern ankommt. Es ist daher eine direkte und ehrliche Bewertung der Arbeit.“

Bewertet wurde sie heuer auch schon von den Branchenkollegen. Und zwar so gut, dass sie als Österreichs Sportjournalistin des Jahres ausgezeichnet wurde. Die Wertschätzung der Kollegen bedeute ihr viel, „außerdem macht es mich stolz, weil es das erste Mal gewesen ist, dass diese Auszeichnung an den ORF-Sport gegangen ist und dann gleich an eine Frau.“

Es dauert nicht lange in dem Gespräch, und man kommt unweigerlich zu jenen beiden Themenkomplexen, die Zellhofers Karriere seit Anbeginn begleiten: das „Tochter-von-Ding“, wie sie es selbst nennt, und die Debatte über Frauen im Sport.

Distanz im Sportjournalismus: "Es hilft, wenn man per Sie ist"

Namhaft: Georg Zellhofer trainierte Austria (im Bild) und Rapid

Das mit ihrer namhaften Herkunft, der Vater trainierte einst Rapid und die Austria, habe sie mittlerweile hinter sich gebracht, die Fragen werden weniger. Der Umstand, noch immer eine der wenigen Berichterstatterinnen im von Männern dominierten Sportbetrieb zu sein, sei komplexer. „Und wichtiger. Ich bin aber schon auch so realistisch, zu erkennen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Aber als Quoten-Frau sehe ich mich deshalb auch nicht.“

Immer die Erste

Zellhofer ist oft die Erste gewesen, seit sie vor sieben Jahren vom Landesstudio in Oberösterreich in die Sportabteilung nach Wien gewechselt ist: die erste Präsentatorin eines WM-Studios im heiligen Fußball etwa. Gleiches gilt für die Olympischen Spiele. Nur das Kommentieren reizt die 32-Jährige bis heute so gar nicht.

Allüren sind ihr dennoch fremd. Kollegen im und außerhalb des ORF schätzen ihr uneitles, kollegiales Auftreten. Dazu passt, dass sie ihren Anhängern in den Sozialen Medien keine Einblicke in ihr Privatleben gewährt. „Mit geht es eher darum, den Sportfan hinter die Kulissen der Veranstaltungen mitzunehmen.“

Kritische Stimmen gibt es dennoch, etwa wenn es um die Nähe zu Sportlern geht. „Wenn man eine ganze Saison eine Sportart begleitet, ist es logisch, dass man Menschen näher kennenlernt“, betont Zellhofer, „zum Teil ist es auch notwendig, um möglichst realitätsnah berichten zu können. Dennoch muss man zu jeder Zeit in der Lage sein, eine journalistisch notwendige Frage zu stellen. Es hilft, wenn man per Sie ist.“

Die schmerzhafteste Erfahrung gab es bei der Fußball-EM 2016. „Alle haben gedacht, dass das für Österreich das Mega-Turnier wird. Wir hatten wunderbare Ideen für Beiträge aus dem Teamcamp, doch nach dem 0:2 gegen Ungarn war Alarm. Klar musste ich Teamchef Marcel Koller fragen, ob er glaubt, Fehler in der Vorbereitung gemacht zu haben.“

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