Die Suche nach der Schlagfertigkeit

Aushängeschild: Der zweifache Major-Sieger Martin Kaymer scheiterte in München.
Deutschland und Österreich wollen die Weltsportart Golf erobern – eine schwierige Mission.

Es war ein kleines Drama vor großer Bühne, was sich da Freitagabend bei den BMW International Open in München auf der letzten Spielbahn zugetragen hatte. Der Deutsche Martin Kaymer, zweifacher Major-Turnier-Sieger, ehemalige Nummer eins der Welt und kräftiges Zugpferd der millionenschweren Golf-Veranstaltung in Bayern, kämpfte um die Finalteilnahme. Nur ein Schlaggewinn (Birdie) auf dem letzten Par 5 hätte Kaymer den Verbleib im Turnier gesichert. Doch sein Abschlag segelte ins Wasser – vor Tausenden Augenzeugen. Aus. Vorbei.

Die Zeitungen am darauffolgenden Tag sind voll mit der Geschichte eines ihres größten Sportlers. Es ist die Geschichte von Boris Becker.

Jener Deutsche, der vor mittlerweile 30 Jahren als 17-Jähriger Wimbledon gewann und damit den deutschen Sport sowie das internationale Tennis für immer verändert sollte (mehr dazu hier). Mit einem Schlag war Tennis lässig statt angestaubt und massentauglich statt elitär.

So soll Golf auch wirken.

Doch sie tun sich schwer mit dieser Weltsportart. Nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten mitteleuropäischen Raum. Keine Spur von jener Wertschätzung der Briten, die das Spiel erfunden haben, kein Anflug von jener Begeisterungsfähigkeit der US-Amerikaner, die den Sport professionalisiert haben. Gegenwärtig sorgt Jordan Spieth für den größten Golf-Hype in den USA seit der Regentschaft von Tiger Woods. Der 21-Jährige ist der jüngste US-Open-Sieger seit 100 Jahren und der Erste seit 2002, der die ersten beiden Major-Bewerbe eines Jahres gewann. Innerhalb von drei Monaten zierte er zwei Mal das Cover des Branchen-Leitmediums Sports Illustrated.

Von so einer Akzeptanz ist man hierzulande weit entfernt. Der deutsche Verbandspräsident spricht von "stagnierenden Mitgliederzahlen, aber auf hohem Niveau". In Österreich entwickelt sich der an Mitgliederzahlen gemessen drittgrößte Sportverband in geringerem Tempo als noch vor einigen Jahren.

Duell mit Österreich

Als Antreiber haben beide Länder den Ryder Cup auserkoren. Sowohl Deutschland als auch Österreich bewerben sich um die Austragung des Kontinentalwettstreits zwischen Europäern und Amerikanern im Jahr 2022. Die Entscheidung fällt im Herbst. "Wenn die Deutschen alles richtig machen, sind sie kaum zu schlagen. Aber es gibt Anzeichen, dass sie nicht alles richtig machen", sagt Sportvermarkter Herwig Straka, der mit seiner Firma hinter der Bewerbung steht. Während Österreichs Verband geschlossen hinter dem Projekt steht, sprachen sich beim deutschen Verbandstag nur 60 Prozent der Funktionäre für den Ryder Cup aus. Und im Gegensatz zu Österreich hält sich die deutsche Politik noch vornehm zurück.

Aus gutem Grund: Mit Sommer-Olympia und der Fußball-EM angelt das Land 2024 nach zwei weiteren Großveranstaltungen. Drei der weltweit größten Sportevents innerhalb von zwei Jahren wären selbst für das Sportland Deutschland schwer zu stemmen.

Für den deutschen Golf-Traum spricht, dass mit Allianz und BMW früh Partner aus der Wirtschaft für den Ryder Cup gewonnen wurden. Der Münchner Autobauer ist der größte Turniersponsor auf der European Tour. Alleine an Preisgeld verteilt BMW in England, China und Deutschland pro Jahr 14 Millionen Euro. Martin Kaymer sah davon in München keinen Cent.

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