Der Thiem-Effekt schlägt sich auch im Handel nieder

Der Thiem-Effekt schlägt sich auch im Handel nieder
Dank des Aufstiegs des Niederösterreichers an die Weltspitze werden wieder mehr Schläger verkauft.

Auch wenn im Einzelhandel die goldenen Zeiten beim Verkauf von Tennisausrüstung vorbei sind, so steht doch eines fest: Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem, der ab Sonntag zum vierten Mal bei den ATP Finals in London aufschlägt, hat dem Absatz von Tennisschlägern und anderem Equipment neuen Schwung gegeben.

Höhepunkt

1995 erreichte der Verkauf von Tennisschlägern mit rund 160.000 Stück im stationären Einzelhandel einen absoluten Höhepunkt. Es war das Jahr, als Thomas Muster bei den French Open seinen ersten und einzigen Grand-Slam-Titel gewann. Nach Musters Abgang 1999, spätestens ab dem Jahr 2000, ging es mit dem Tennisschläger-Absatz jedoch wieder sukzessive bergab. 2015 erreichte er seinen Tiefpunkt mit nur noch 60.000 Stück.

Und da kam Dominic Thiem ins Spiel. Der Niederösterreicher gewann 2015 in Nizza sein erstes Turnier auf der ATP World Tour und feierte damit seinen ersten großen internationalen Erfolg. Ab diesem Moment war der Absatz nicht nur stabilisiert, sondern stieg in den Folgejahren Schritt für Schritt wieder leicht an. 2019 wurden immerhin wieder 65.000 Tennisschläger verkauft.

Klarer Trend

Kann man also von einem Thiem-Effekt sprechen? Ja, denn auch wenn die Auswirkungen nicht so stark wie damals bei Thomas Muster sind, hat der Niederösterreicher doch den Abwärtstrend umgekehrt, sagt Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ). "Es ist ein schöner Trend zu sehen, und den hat Thiem angestoßen."

Die jährlichen Steigerungsraten liegen bei Schlägern immerhin zwischen zwei und drei Prozent. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch deutlich höher sein, da viel über den Online-Handel abgesetzt wird, dies aber nicht erfassbar ist.

TENNIS-ATP-FRA

Viel mehr Angebote

Dass der Thiem-Effekt nicht so groß wie der Muster-Effekt ist, lässt sich erklären: "Es gibt heute viel mehr verschiedene Freizeit- und Sportangebote", sagt Kellermayr. Deshalb sei es logisch, dass die Zahlen nicht in ähnliche Höhen wie Mitte der 90er-Jahre steigen würden. Dorthin würden sie auch nie wieder zurückkehren.

Dennoch sei dank Thiem wieder mehr Affinität für den Tennissport vorhanden, meint der VSSÖ-Präsident. In den Tennisklubs sehe man wieder mehr Kinder spielen, auch Erwachsene um die 30 Jahre würden wieder öfter zum Racket greifen.


Thiem beim Training in der Stadthalle

Die Zahlen des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV) bestätigen einen – wenn auch leichten – Aufwärtstrend: 2010 verzeichnete der ÖTV rund 172.000 Mitglieder, im Jahr 2018 waren es 174.000.

Basis erreicht

Und wenn Dominic Thiem eines Tages den Tennisschläger ins Eck stellt, dann wird das für den Handel auch keine Katastrophe sein, glaubt Kellermayr. "Der Markt wird bei 60.000 bis 70.000 Schlägern jährlich bleiben, damit ist eine Basis erreicht, die sich halten wird."

Den Schläger, den Thiem verwendet – ein Babolat Pure Strike – kann der Laie übrigens auch im Handel kaufen. Dort bekomme er aber nicht genau das gleiche Modell, meint Kellermayr. Die Profis greifen in Sachen Gewicht und Balance auf Sonderanfertigungen zurück.

Kommentare