Der bewegliche Entertainer: Djokovic ist zurück auf dem Thron

Tennis - Australian Open - Men's Singles Final
Novak Djokovic ist ab heute wieder die Nummer eins der Tenniswelt. Er jagt auch Nadal und Federer.

Wenn man einen Sieger eines Grand-Slam-Turniers sucht, sollte man nicht vergessen, den „Djoker“ anzukreuzen. Vor allem vor den Australian Open. Mit dem Finalsieg über Dominic Thiem darf sich der 32-Jährige mittlerweile achtfacher Melbourne-Sieger aufs Visitkartl schreiben. Zweiter im ewigen Ranking ist Roger Federer mit sechs. Zudem ist der Serbe ab heute wieder die Nummer eins der Welt, weil dank Thiem Rafael Nadal Punkte vom Vorjahresfinale verliert. Mittlerweile hält Djokovic bei 17 Grand-Slam-Titeln, mehr haben nur Roger Federer (20) und Nadal (19). „Am ehesten glaube ich, dass Djokovic die Bestmarke erreicht“, sagte Thiems Ex-Trainer Günter Bresnik schon vor dem Turnier.

Was zeichnet den besten Hartplatz-Spieler der Welt aus? In erster Linie der Return und das Umschaltspiel von Defensive auf Offensive. Weil Djokovic als der beweglichste aller Spieler gilt. Tägliche yoga-ähnliche Übungen sorgen dafür. „Diese Flexibilität hat an und für sich jedes Kind, sie geht allerdings mit dem Alter verloren, wenn man nicht täglich daran arbeitet“, erzählt sein ehemaliger Tiroler Fitnesstrainer Gebhard Gritsch, der den Serben nach dem Wimbledon-Triumph verließ.

„Außerdem schaffte es Djokovic, seinen Körper auf den Tour-Alltag einzustellen. Er ist ein Perfektionist.“ Und dennoch – Djokovics Sympathiewerte liegen weit unter jenen von Roger Federer und auch anderen Kollegen. „Er kommt aus einem eher armen Land, er ist ein Mann der kleinen Leute, der weniger etablierten Gesellschaft“, versuchte Gritsch in einem KURIER-Interview der Sache auf den Grund zu gehen. „Und diese Leute sind meistens nicht in den Tennis-Stadien“, glaubt der Tiroler, für den die Herkunft keine Rolle spielen sollte. „Viele haben leider noch das Ostblock-Denken in ihren Köpfen. Das ist schade.“

Fünf Gegner

Wie es ist, nicht „everybody’s Darling“ zu sein, weiß auch Djokovics Coach Goran Ivanisevic, der sich erinnerte: „Ich habe immer gegen fünf Gegner zusätzlich gespielt. Gegen die Schiedsrichter, das Publikum, die Balljungen, den Platz und gegen mich.“ Einmal musste er während eines Turniers heimfliegen, weil er alle Schläger ruiniert hatte.

Djokovic tat aber dennoch viel, um beliebter zu werden. Dass „Joke-ovic“ Sport abseits der Matches als Spaßfaktor sieht, bewiesen seine unzähligen Imitationen seiner Kollegen: Nadal, Scharapowa oder Becker standen unfreiwillig in der Auslage. „Ich nehme den Sport sehr ernst. Aber man muss immer bedenken, dass der Tennissport zur Unterhaltungsbranche zählt“, sagt der Serbe. Für Unterhaltung sorgt vor allem sein Spiel.Harald Ottawa

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