Daviscup: Matchball nach dem Tennisfest

Daviscup: Matchball nach dem Tennisfest
Nach den Siegen am Freitag könnte schon im samstäglichen Doppel die Entscheidung zugunsten von Österreich fallen.

Thomas Schweda, der Geschäftsführer des Österreichischen Tennisverbandes, und Veranstalter Herwig Straka rieben sich die verschwitzten Hände: Sie waren gestern schon vor den ersten guten Aufschlägen von Dominic Thiem gegen den Australier Jordan Thompson die ersten Sieger des Tages: Mit 6000 Fans war die Arena auf dem Grazer Messegelände ausverkauft. „Das ist schon einmal viel wert“, sagte Schweda, während er beim Eingang zum Mediacenter seine Hände zur Begrüßung reichte. Einziger Wermutstropfen: „Der Sportminister hat abgesagt.“

Da aber sowieso die Spieler und nicht die Politiker ihre Schlägerköpfe hinhalten mussten, um den Aufstieg zu sichern, durften alle Beteiligten, die nicht im australischen Grün-Gelb gewandet waren, einige Stunden später befreit aufatmen: Österreich führt nach dem ersten Tag 2:0. Ein einziger Punkt fehlt für die Weltgruppe.

Souveräner Auftakt

Thiems Hände taten das, was sein Besitzer verlangte. Nur am Anfang waren sie etwas schwer, bei den ersten Ballwechsel machte sich Nervosität bei Österreichs Nummer eins bemerkbar. In der Folge setzte er gegen Thompson aber dort fort, wo er bei den US Open aufgehört hatte: mit attraktivem und vor allem wirkungsvollen Spiel. Der 25-Jährige, der seit Mittwoch in Graz trainierte, schlug den Ersatzmann für den nicht ganz fitten John Millman glatt mit 6:1, 6:3 und 6:0. Freilich war die Partie etwas Anderes als seine bislang letzte, der jetzt schon legendäre Fight gegen Rafael Nadal in New York. Die Nummer 111 war eben nicht die Nummer 1, dennoch ist Thiem glücklich: „Ich war bis auf Phasen im zweiten Satz sehr konzentriert und gegen Ende immer lockerer“, sagt Thiem, den die Bedingungen sehr taugen. „Ich habe mich auch im Training sehr gut gefühlt.“

Treuer Lautsprecher

Österreichs treuer, dieses Mal 80-köpfiger Fanklub um Anpeitscher Stefan Gnadenberger vergriff sich nur einmal im Ton, als man (für den Australier) den Trauermarsch mit der Trompete blies. „Natürlich bekomme ich das mit, aber wenn man führt, stört es einen nicht so“, sagt Thiem. Den Marsch geblasen hat der 19-jährige Alex De Minaur dann Thiems Freund Dennis Novak im ersten Satz, den er 6:3 gewann. Und da wachte auch die übersichtliche Fangemeinschaft aus Australien auf. Als Novak im zweiten Satz auf 4:0 davonzog, waren auch die heimischen Fans wieder losgelöster, auch wenn Zwischenrufe wie „Das Bier ist aus“ eher sinnentleert waren.

Starke Fortsetzung

Novak brachte vor den Augen von Fußball-Teamchef Franco Foda den Satz über die Runden und ging wenig später mit 2:1 Sätzen in Führung, Mit teilweise fabelhaften Schlägen, aber auch einigen Hängern. Um 15.45 Uhr war die kleine Überraschung perfekt: Novak, Nummer 138, schlug die Nummer 38 mit 3:6, 6:2, 6:3 und 6:2. „Es war ein unglaubliches Match und mit Sicherheit mein schönster Sieg im Daviscup“, sagt der 25-Jährige. „Wenn 6000 Leute stehen und deinen Namen schreien, ist das überwältigend.“

Kapitän Stefan Koubek war klitschnass, nicht nur, weil es zu regnen begann. „Ich habe sehr geschwitzt“, sagt der Kärntner, „mit einem 2:0 war eher nicht zu rechnen, gewaltig.“ Der derzeit verletzte Alexander Peya feierte ein gelungenes Debüt als TV-Experte und befand: „Ein großartiger Nachmittag.“

Tennis-Insider fanden sofort Parallelen zum bislang letzten Heimspiel gegen die Australier. 1989 gewann Österreich im Dusika-Stadion die erste Partie ebenso in drei Sätzen (Horst Skoff gegen Pat Cash), die zweite wie gestern in vier (Thomas Muster gegen Mark Woodforde). Am Ende siegten die Österreicher in ihrem allerersten Weltgruppen-Spiel 5:0. Sollte Österreich heute das Doppel (siehe rechts, Anm.) gewinnen, kehrt Österreich fix wieder dorthin zurück. Dennoch wird es am Sonntag zumindest ein Einzel geben.

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