Koubek: "Im Alter wird man g’scheiter"

Wieder zurück: Koubek kam auf 22 Team-Teilnahmen als Spieler, jetzt sitzt er als Trainer auf der Bank.
Der neue Kapitän Stefan Koubek philosophiert über seine Karriere, Versäumnisse und das Debüt.

Alles neu beim Tennisverband. Der Oberösterreicher Robert Groß beerbte Ronnie Leitgeb als Präsident, Stefan Koubek stieg erstmals in ein Flugzeug in der Funktion als Daviscup-Kapitän. Ziel ist Schweden, die Mission heißt ab Freitag Sieg in Örebrö. Der 38-Jährige, selbst jahrelang Daviscup-Spieler, wischt die Favoritenrolle erst gar nicht vom Tisch (bester Schwede ist die Nr. 188) und macht sich vor dem Abflug so seine Gedanken.

KURIER: Thomas Muster sagte zur Stellenbeschreibung eines Daviscup-Kapitän einmal: "Handtuch halten, Wasser halten, Mund halten". Haben Sie eine andere Vorstellung?

Stefan Koubek: Er war ja einmal Daviscup-Kapitän, er muss es ja wissen. Die drei Dinge gehören dazu, aber natürlich einige mehr.

Zum Beispiel die Spieler bei Laune halten. Sie sind nun praktisch Trainer von Jürgen Melzer, mit dem Sie jahrelang im Team spielten. Ein Problem?

Und Alexander Peya nicht zu vergessen. Wir haben alle großen Respekt voreinander und sind zu lange im Geschäft, als dass wir nicht wüssten, wie wir miteinander umzugehen haben. Wir können uns gegenseitig nichts vormachen. Aber wie das ganze genau aussehen wird, kann ich Ihnen nach dieser Woche sagen. Versprochen.

Nichts vormachen kann Ihnen in Schweden Dominic Thiem, dessen Umfeld Sie als Kapitän wollte. Jetzt spielt er nicht. Enttäuscht?

Aufgrund seines Turnierplans kann ich es nachvollziehen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er für Österreich spielen will oder nicht. Ich persönlich habe immer mein Herzblut in den Daviscup gesteckt. Sollten wir in Schweden gewinnen, sollte er dann beim Heimspiel im Juli gegen die Niederlanden dabei sein. Aber es ist gut, wie er sich entwickelt hat. Vor einigen Jahren war es für ihn eine Ehre mit mir zu trainieren, jetzt ist es umgekehrt.

Sie waren nach Ihrer Profikarriere als Co-Kommentator beim ORF tätig. Was haben Sie aus dieser Tätigkeit mitgenommen?

Man bekommt die andere Seite mit. Man sieht, dass Journalisten nichts ohne uns, aber wir auch nichts ohne Journalisten sind. Ich verstehe seither auch die Kritiken, die uns Spieler betrafen. Man wird ja auch selbstkritischer. In meiner Anfangszeit war ich anders. Da habe ich geglaubt, die Journalisten wollen nur etwas von mir. Aber diese Einschätzung habe ich bald abgelegt. Wir brauchen euch auch.

Danke, was trinken Sie? Brauchen wir in dieser Form noch das Leistungszentrum Südstadt? Immerhin gibt es dort fast mehr Trainer als sogenannte Talente ...

Was dort passiert, gefällt mir in dieser Form natürlich nicht. Man holt einen teuren Trainer und glaubt, alles ist in Ordnung. Die Idee als Leistungszentrum ist nach wie vor zu unterstützen, man hat dort auch eine sensationelle Infrastruktur, wie Schulen. Man müsste von vorne beginnen, mit den Jüngsten bereits beginnen, dann kann man irgendwann Erfolge ernten.

Sie konnten auch Früchte als Spieler ernten, haben Sie alles richtig gemacht?

Mit dem Wissen von heute wäre noch mehr möglich gewesen. Im Alter wird man g’scheiter, wüsste man alles schon mit 20 Jahren wäre einiges einfacher. Aber ich war Top 20 und Viertelfinalist bei den Australien Open, so gesehen ...

"Dass ich nicht in Form bin, brauche ich ja nicht zu erwähnen", sagt Jürgen Melzer vor dem Abflug nach Schweden, wo es ab Freitag in der Europa-Afrika-Zone um den Aufstieg in die zweite Runde geht. Zuletzt verlor er gegen Spieler, die nicht in den Top 200 zu finden sind. Dennoch ist Österreichs Rekordspieler im Daviscup-Team (30 Teilnahmen) gut gelaunt. Weil er wieder ganz fit ist, dem neuen Daviscup-Arzt Uli Lanz sei Dank. "Es ist schon beruhigend, wenn der Rücken nicht mehr schmerzt. Auch im täglichen Leben nervt dies schon."

Melzer wird als Nummer zwei in Örebrö aufschlagen, Nummer eins wird nach Dominic Thiems Absage der zuletzt stark spielende Groß Gerungser Andreas Haider-Maurer sein. Dahinter lauert Melzer-Bruder Gerald auf seine Chance. Oder auch nicht. "Ich glaube nicht, dass ich spiele", sagt der 24-Jährige. Dann müsse er auch seinem Bruder den Platz wegnehmen. Sicher dabei ist der verlässliche Doppelspezialist Alexander Peya.

Kommentare